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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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Zeug wieder hin. »Was möchtest du haben?«, fragt sie.
    Die Noreen-Schwester ist direkt neben mir, ich zucke zusammen. »Es gibt ein Büfett«, sagt sie. »Du könntest zum Beispiel … mal sehen … Waffeln, Omelette oder Pfannkuchen essen.«
    »Nein«, flüstere ich.
    »Es heißt nein danke «, sagt Ma, »wenn man gute Manieren hat.«
    Personen, die alle keine Freunde von mir sind, gucken mich mit unsichtbaren Strahlen an, ich drücke mein Gesicht an Ma.
    »Worauf hast du Lust, Jack?«, fragt Noreen. »Würstchen, Toast?«
    »Die gucken«, sage ich Ma.
    »Die wollen alle nur nett sein.«
    Ich wünschte, sie würden das lassen.
    Dr. Clay ist auch wieder da, er beugt sich ganz dicht zu uns hin. »Das muss ja für Jack alles ziemlich überwältigend sein, wahrscheinlich sogar für Sie beide. Vielleicht ein bisschen zu anstrengend für Tag eins?«
    Was ist Tag eins?
    Ma pustet die Luft aus den Backen. »Wir wollen uns den Garten anschauen.«
    Nein, das macht doch Alice.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagt er.
    »Iss ein bisschen was«, sagt Ma zu mir. »Es geht dir bestimmt gleich besser, wenn du wenigstens deinen Saft trinkst.«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Vielleicht sollte ich Ihnen einfach zwei Teller zurechtmachen und Ihnen aufs Zimmer bringen«, sagt Noreen.
    Ma lässt wieder die Maske über ihr Gesicht schnappen. »Dann komm jetzt«, sagt sie.
    Ich glaube, sie ist böse.
    Ich halte mich am Stuhl fest. »Was ist mit dem Ostern?«
    »Häh?«
    Ich zeige darauf.
    Dr. Clay stiehlt sich das Ei, und beinahe schreie ich los. »Da hast du es«, sagt er und lässt es in die Tasche von meinem Bademantel fallen.
    Die Stufen sind noch schwieriger, wenn man hoch will, deshalb trägt Ma mich.
    Noreen sagt: »Lassen Sie mich doch. Darf ich?«
    »Wir kommen zurecht«, sagt Ma, beinahe schreit sie.
    Ma haut unsere Tür Nummer sieben ganz fest zu, als Noreen weg ist. Wenn wir zwei allein sind, können wir die Masken abnehmen, weil wir dieselben Bazillen haben. Ma versucht das Fenster aufzumachen, sie schlägt dagegen, aber es geht nicht auf.
    »Kann ich jetzt was kriegen?«
    »Willst du gar nicht frühstücken?«
    »Später.«
    Also legen wir uns hin, und ich kriege was, diesmal die Linke, lecker.
    Ma sagt, das mit den Tellern ist kein Problem, das Blaue kommt gar nicht ans Essen, sie lässt mich mit dem Finger drüberreiben, damit ich es sehe. Und bei den Messern und Gabeln fühlt sich das Eisen ohne weiße Griffe zwar komisch an, aber wehtun tut es eigentlich nicht. Es gibt einen Sirup, der ist für auf die Pfannkuchen, aber meine will ich nicht nass haben. Ich probiere von jedem Essen ein bisschen, und alles ist gut außer der Soße auf den Rühreiern. Das Schokoding, das Ostern, ist innen ganz weich. Es ist doppelt so schokoladig wie alle Schokolädchen davor, die wir schon mal als Sonntagsgutti gekriegt haben. Es ist das Beste, was ich jemals gegessen habe.
    »Oh. Wir haben vergesst, uns beim Jesuskind zu bedanken«, sage ich Ma.
    »Dann machst du es eben jetzt. Er findet es bestimmt nicht schlimm, dass wir zu spät dran sind.«
    Danach lasse ich einen riesigen Rülpser los.
    Dann schlafen wir noch mal.
     
     
     
    Als die Tür klopft, lässt Ma Dr. Clay rein, sie setzt erst ihre Maske wieder auf und dann meine. Jetzt macht er mir nicht mehr so viel Angst. »Wie geht’s, Jack?«
    »Okay.«
    »Gimme five?«
    Seine Plastikhand ist oben, und er wackelt mit den Fingern, ich tue so, als ob ich es nicht sehe. Meine Finger gebe ich dem nicht, die brauche ich für mich selbst.
    Er und Ma sprechen über alle möglichen Sachen, zum Beispiel, warum sie nicht schlafen kann, wegen Herzrasen und Wiedererleben. »Versuchen Sie mal die hier, nur eine vor dem Schlafengehen«, sagt er und schreibt was auf seinen Block. »Und gegen die Zahnschmerzen würden Entzündungshemmer vielleicht besser wirken …«
    »Kann ich mir bitte meine Medikamente selbst einteilen, anstatt sie einzeln von den Schwestern zu bekommen wie eine Kranke?«
    »Das sollte wohl kein Problem sein, solange Sie sie nicht in Ihrem Zimmer herumliegen lassen.«
    »Jack weiß, dass man nicht mit Tabletten spielen darf.«
    »Eigentlich hatte ich dabei eher ein paar unserer Patienten im Sinn, bei denen Medikamentenmissbrauch Teil ihrer Krankheit ist. Und nun zu dir: Hier habe ich einen Zaubertupfer.«
    »Jack, Dr. Clay spricht mit dir.«
    Der Tupfer ist für meinen Arm, er macht, dass man ein Stückchen davon da nicht spürt. Außerdem hat er uns coole Sonnenbrillen

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