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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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was danach passiert ist.«
    »Nein, entscheidend ist, dass Sie sich an den Vertrag halten«, sagt er.
    Mas Hände sind ganz zitterig, sie tut sie unter ihre Beine. Sie sieht nicht in meine Richtung, hat sie vergesst, dass ich da bin? Ich spreche in meinem Kopf mit ihr, aber sie hört nichts.
    »Glauben Sie mir«, sagt die Frau zu Ma, »wir versuchen doch nur, Ihnen zu helfen, damit Sie den Menschen auch wirklich Ihre Version der Geschichte erzählen können.« Sie guckt das Blatt auf ihrem Schoß an. »Also. Nachdem Sie zwei Jahre Ihrer Jugend in diesem Höllenschlund erduldet hatten, bemerkten Sie, dass Sie zum zweiten Mal schwanger waren. Gab es da auch Tage, an denen Sie empfanden, dass die Leibesfrucht dieses Mannes auszutragen … ähm …«
    Ma platzt dazwischen. »Ehrlich gesagt, fühlte ich mich errettet.«
    » Errettet . Das ist ja wunderbar.«
    Ma verzieht ihren Mund. »Ich weiß nicht, wie andere das empfunden hätten. Aber ich hatte zum Beispiel mit achtzehn mal eine Abtreibung, und die habe ich nie bereut.«
    Die Frau mit den plusterigen Haaren hat den Mund ein bisschen offen. Dann linst sie runter auf ihr Blatt und dann wieder hoch zu Ma. »An diesem kalten Märztag vor fünf Jahren haben Sie ganz allein unter vorsintflutlichen Umständen einem gesunden Jungen das Leben geschenkt. War das das Schwerste, was Sie jemals tun mussten?«
    Ma schüttelt den Kopf. »Das Beste.«
    »Nun, das selbstverständlich auch. Jede Mutter sagt …«
    »Ja, aber verstehen Sie, für mich war Jack einfach alles. Ich lebte wieder, ich hatte eine Bedeutung. Deshalb war ich danach umgänglich.«
    »Umgänglich? Sie meinen, mit …«
    »Es ging nur noch darum, dass Jack nichts passierte.«
    »Haben Sie es als Marter empfunden, umgänglich zu sein, wie Sie es ausdrücken?«
    Ma schüttelt wieder den Kopf. »Ich war einfach auf Autopilot, verstehen Sie? Wie eine der Frauen von Stepford.«
    Die Frau mit den plusterigen Haaren nickt ganz viel. »Und Sie mussten ihn ja auch ganz allein aufziehen, ohne irgendwelche Bücher oder Fachleute, nicht einmal Verwandte gab es. War das nicht fürchterlich schwierig?«
    Ma zuckt mit den Achseln. »Ich glaube, am meisten wollen Babys eigentlich, dass ihre Mütter immer bei ihnen sind. Nein, meine einzige Angst war, Jack könnte krank werden … oder ich, er war ja darauf angewiesen, dass ich gesund blieb. Eigentlich habe ich nur das beherzigt, was wir in der Schule gelernt haben, Sachen wie die Hände zu waschen, alles gut abzukochen …«
    Die Frau nickt. »Sie haben ihn gestillt. Ich höre sogar, und das mag einige unserer Zuschauer befremden, dass Sie es immer noch tun.«
    Ma lacht.
    Die Frau starrt sie an.
    »Ist das etwa an der ganzen Geschichte wirklich das Schockierendste?«
    Die Frau guckt wieder runter auf ihr Blatt. »Dort drinnen waren Sie und Ihr Baby ja zu Einzelhaft verdammt …«
    Ma schüttelt den Kopf. »Keiner von uns beiden war je eine Minute allein.«
    »Schön und gut, aber wie es in Afrika heißt, man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind aufzuziehen.«
    »Wenn man ein Dorf hat. Aber wenn nicht, dann reichen vielleicht auch zwei Menschen.«
    »Zwei? Sie meinen sich und Ihren …«
    Mas Gesicht ist ganz gefroren. »Ich meine mich und Jack.«
    »Ah.«
    »Wir haben das gemeinsam bewerkstelligt.«
    »Das ist reizend. Darf ich fragen … ich weiß, Sie haben ihm beigebracht, zu Jesus zu beten. War Ihr Glaube sehr wichtig für Sie?«
    »Er war … ein Teil von dem, was ich ihm weitergeben konnte.«
    »Wie ich außerdem höre, hat Ihnen ein TV -Gerät dabei geholfen, dass die tagtägliche Langeweile ein wenig schneller vorbeiging.«
    »Mit Jack hatte ich nie Langeweile«, sagt Ma. »Und ich glaube, umgekehrt war es auch nicht anders.«
    »Wundervoll. Kommen wir nun zu einem Punkt, den einige Experten für eine seltsame Entscheidung halten. Dass Sie nämlich Jack in dem Glauben haben aufwachsen lassen, die Welt sei knapp vierzehn Quadratmeter groß, und alles andere – alles, was er im TV sah – sei nur eine Erfindung. Fühlten Sie sich schlecht bei dem Gedanken, ihn so zu täuschen?«
    Ma macht kein freundliches Gesicht. »Was hätte ich ihm denn sagen sollen? ›Hör mal, da draußen gibt es eine ganze Welt voller Spaß, und du kannst nichts davon abhaben?‹«
    Die Frau saugt ihre Lippen ein. »Nun, jedenfalls bin ich mir sicher, dass all unsere Zuschauer jedes Detail Ihrer spannenden Befreiung ganz genau kennen …«
    »Flucht«, sagt Ma. Sie grinst nur mir

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