Raumfahrergarn
kletterte, aber es hielt sich niemand dort auf, deshalb schlich sie weiter bis Nr. 5. Zebara kam aus dem Hauptturbolift und verlangsamte nicht einmal seinen Schritt, als er sie am Arm mitzog. Er holte ein kleines Komgerät hervor und brummte etwas hinein, als er ihr die Rampe hinauf in das erstaunlich große Spähschiff half.
»Wenn ich mir Ihr Gesicht ansehe, scheinen Sie ziemlichen Ärger gehabt zu haben«, sagte er und blieb an der Luftschleuse stehen, um Lunzie näher in Augenschein zu nehmen. Er lüpfte ihre Jacke und hob die Augenbrauen. »Orlig hat es also erwischt. Was hat er Ihnen gegeben?«
»Einen dieser hübschen kleinen Keramikspeicher, der am besten möglichst schnell sein Ziel erreichen sollte.«
»Wird der Speicher gewöhnlich nicht mit einer Losung übergeben?« Er hob fragend eine Augenbraue, was ihm einen ausgesprochen teuflischen Blick verlieh.
»Ich bin im Moment ein wenig paranoid. Ich werde das Gefühl nicht los, daß man mich umbringen will.« Ihr Sarkasmus brachte ihn sogar ein wenig zum Lächeln.
»Sie überbringen jetzt Ihre Nachricht, dann gibt es vielleicht einen Schwerweltler, dem Sie vertrauen können. Na los!«
Er nahm sie an der Hand und führte sie durch die schmalen Korridore des Spähschiffs aufs Kommandodeck. Ein Zentimeter weniger auf jeder Seite und an der Decke, dachte Lunzie, und er würde nicht mehr hineinpassen. Dann schob er sie in eine kleine Kommunikationskabine, zog die Tür zu und ging auf die Brücke weiter. Lunzie blieb benommen sitzen, während er kurz mit der Schwerweltlerin sprach, die gerade Dienst hatte. Sie wandte sich sofort mit einer schwungvollen Bewegung Lunzie zu, grinste sie an und tippte mit flinken Fingern etwas in die Kommunikationskonsole.
»Dies ist ein sicherer Kanal«, sagte ihre Stimme aus einem Wandlautsprecher. »Stecken Sie den Keramikspeicher einfach in den entsprechenden Schlitz vor Ihnen. Sie sind gewöhnlich auf die richtige Codierungsfrequenz eingestellt. Ich bleibe draußen.« Sie setzte ihren Kopfhörer ab und hielt beide Hände hoch. Für eine Schwerweltlerin hatte sie ein sehr freundliches Grinsen.
Lunzie mühte sich mit dem Keramikspeicher ab, schaffte es aber schließlich doch, ihn in den Schlitz zu stecken, der sich hinter ihm wie eine seltsame Mundöffnung eines Aliens schloß. Es gab keinen Hinweis darauf, daß irgend etwas geschah. Sekunden später öffnete sich der Schlitz wieder und spuckte den Speicher aus. Als Lunzie hinsah, löste sich das Ding auf. Es rauchte, schmorte oder schmolz nicht. Es löste sich einfach zu einem Häufchen schwarzen Staub auf.
Sie gab der Kommunikationsoffizierin mit einer Geste zu verstehen, daß alles erledigt sei, und ließ sich mit einem erleichterten Seufzen zurücksinken. Zebara stand von seinem Platz neben der Kommunikationstechnikerin auf und kam zu Lunzie in die kleine Kammer.
»Wie ich sehe, wurde die Mission mit dem üblichen Häufchen Staub beendet«, sagte er und fegte ihn mit der Hand auf den Boden. Dann zog er eine Handvoll Mineraltabletten aus der Tasche und ließ sich ein paar in den Mund fallen.
Lunzie blickte müde zu ihm auf. »Muhiah sei dank!«
»Und jetzt werden wir uns um Sie kümmern.« Es klang mehrdeutig.
Lunzie fuhr für einen Moment in einem Anflug schierer Panik zusammen, für die es keinen Anlaß gab, außer daß Zebara mit einer wuchtigen Hand an das Quarzfenster klopfte.
»Flor, sag Bringan, daß er sofort hier raufkommen soll. Sie sehen furchtbar aus, Lunzie Mespil. Bleiben Sie sitzen. Der Arzt kommt gleich.«
Lunzie zwang sich zur Entspannung, während Zebara sie mit einer gewissen Belustigung ansah.
»Was machen wir jetzt nur mit Ihnen?« fragte er rhetorisch. »Selbst auf einem so riesigen Schiff wie der ARCT-10 können Sie sich nicht mehr verstecken. Sie sind einmal entkommen, aber jetzt ist man Ihnen mit Sicherheit auf den Fersen.« Sie wünschte sich, er würde sitzen, statt über ihr zu stehen. »Haben Sie Ihre Angreifer sehen können?«
»Es war ein weiblicher Ryxi namens Birra und ein männlicher Mensch, den sie Knoradel nannte.« Sie rasselte eine Beschreibung herunter. »Der Ryxi habe ich den Brustkorb eingedrückt. Der Mann hat auch ein paar Schrammen abbekommen.«
»Die beiden dürften nicht allzu schwierig zu fassen sein«, sagte Zebara und drückte einen Schalter am Pult. Sie hörte, wie er der Schiffspolizei eine Beschreibung durchgab. »Sie haben doch sicher nichts dagegen hierzubleiben, bis man die beiden aus dem Verkehr gezogen
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