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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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sie sich weder mit Krankheiten noch mit Parasiten ansteckten oder zumindest offen dazu standen, wenn sie ein Problem hatten, damit niemand ein Risiko einging, der sich mit ihnen einließ. Geschlechtspartner, die eine Krankheit verschwiegen, fanden bald heraus, daß sie gemieden wurden: es sprach sich herum und niemand traute ihnen mehr. Vor allem Medizinstudenten waren sich bewußt, welche schrecklichen Dinge geschehen konnten, wenn man nicht Wert darauf legte, ›sauber‹ zu bleiben, und achteten gewissenhaft darauf. Wenn nicht, konnte es vorkommen, daß einer ihrer eigenen Kollegen ihnen moralisch Feuer unterm Hintern machte, wenn sie später behandelt werden mußten. Lunzie mochte Laren, deshalb überließ sie ihm bedenkenlos ihr Schlafzimmer und schaffte ihre wenigen Habseligkeiten in Tees Wohnung.
    Tee war ein rücksichtsvoller, geradezu unterwürfiger Mitbewohner. Er verhielt sich vom ersten Tag an so, als habe Lunzie ihm eine große Gefälligkeit erwiesen, als sie bei ihm einzog. Ohne seine eigene Meinung zu äußern, damit er ihre Entscheidung nicht vorwegnahm, bat er sie, sich in dem geräumigen Apartment umzusehen und zu überlegen, ob irgend etwas verändert werden müsse, damit sie sich wohler fühle. Alles sollte ihren Vorlieben entsprechen. Lunzie war ein wenig überwältigt von seiner Hingabe; sie war an die Gleichgültigkeit ihrer bisherigen Mitbewohner und an die unter Raumfahrern übliche Rücksichtslosigkeit gegen jeglicher Privatsphäre gewöhnt. Tee hatte wenig eigenen Besitz außer einigen Büchern auf Speicherchips und in Memokuben und einer großen Anzahl von Musikdisketten. Alle Möbel waren gebraucht, was in Universitätskreisen nicht selten vorkam. Der Großteil seines Eigentums, erklärte er, war seinem Testament entsprechend aufgeteilt worden, das automatisch eröffnet worden war, als er sich zehn Jahre lang nicht mehr beim zuständigen FES-Befehlsstand gemeldet hatte. Es war eine idiotische Regelung, fand er, denn in einer großen Galaxis konnte man noch länger unterwegs und immer noch da sein!
    Mit Rücksicht auf seine Gefühle – und vielleicht auch, weil seine Beharrlichkeit ihre angeborenen rebellischen Instinkte weckte – änderte Lunzie so wenig wie möglich. Ihr gefiel die spärliche Einrichtung. Sie konnte sich hier besser konzentrieren als im gemütlichen Durcheinander des Studentenapartments. Als Tee ihr vorwarf, daß sie sich mehr wie eine Besucherin als wie eine Bewohnerin verhielt, nahm sie ihn zum Einkaufen mit. Sie suchten sich ein zweidimensionales Gemälde eines Universitätskünstlers und einige schöne holographische Drucke aus, die ihnen beiden gefielen, und Lunzie weigerte sich, Tee die Preise zu verraten, die sie dafür bezahlte. Sie hängten die Kunstwerke gemeinsam in dem Zimmer auf, in dem sie die meiste Zeit verbrachten.
    »Jetzt merkt man, daß Lunzie hier wohnt«, erklärte Tee zufrieden und bewunderte die Art, wie die Farbtupfer in dem ansonsten vornehmlich weißen Zimmer das Mondlicht reflektierten. »Jetzt ist es unser Zuhause.«
    Lunzie verstaute den letzten Memokubus. Sie mochte Tees Apartment. Es war für die Unterkunft einer einzelnen Person geradezu luxuriös geräumig, und seine breiten Fenster nahmen fast zwei Wände des großen Zimmers ein. Lunzie streckte sich so genußvoll, daß ihre Gelenke knirschten und die Aufschläge ihrer luftig gestrickten Sporthose über die Knöchel rutschten. Sie zerwühlte ihr Haar, als sie sich das weite Sweatshirt über den Kopf zog, und öffnete die Fenster, um die warme Nachmittagsbrise hereinwehen zu lassen. Mit einem Griff an die blinkenden Bedienungselemente justierte sie die Transparenz der Scheiben, damit möglichst viel Sonnenlicht auf den cremefarbenen Teppichboden fiel. Zu dieser Zeit am Nachmittag schien die Sonne auf beide Wände. Eine Kanne mit wohlriechendem Kräutertee stand auf der Platte in der Kochnische, in die man durch eine Tür sehen konnte. Der Nahrungssynthesizer, ein sehr viel besseres Modell, als ihr in dem universitätseigenen Apartment zur Verfügung gestanden hatte, verbarg sich hinter einer Ziertäfelung an der Küchenwand und war deshalb leicht zu ignorieren. Lunzie und Tee zogen es immer noch vor, füreinander zu kochen, wenn sie Zeit hatten. Lunzie hatte aber nichts dagegen, sich von den kleinen Annehmlichkeiten verderben zu lassen, die Studenten und Raumfahrer selten zur Hand hatten.
    Im Laufe des Semesters war Lunzie zu Dr. Roots Assistentin in der Klinik befördert worden.

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