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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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starb.
    Ausgeschlossen war das angesichts des Alters des heiligen Stellvertreters Gottes im Universum nun wirklich nicht.
    Die Folgen wären in meinen Augen katastrophal gewesen.
    Der Tod des Raisa bedeutete zwingend eine Unterbrechung des Heiligen Krieges, der ja schließlich in seinem Namen und unter seinem – zumindest nominellen – Oberkommando geführt wurde.
    Mir war durchaus klar, dass die absolute Funkstille keineswegs nur der Abwehr feindlicher Spionage diente, sondern auf zweifache Weise die Durchführung der Mission garantierte.
    Einerseits half es, eine Entdeckung durch die Raumflotte der Menschen zu verhindern – oder zumindest das Risiko zu minimieren. Ganz ausschließen ließ sich das natürlich nie.
    Aber andererseits bin ich mir sicher, dass der Mar-Tanjaj und die ihn beratenden Offiziere mit dieser Maßnahme auch noch einen anderen Zweck verfolgten.
    Sie sicherten durch das totale Kontaktverbot die Durchführung der Mission auch für den Fall, dass der Raisa in der Zwischenzeit das Zeitliche segnete und seinen wohlverdienten Platz in der Sphäre Gottes einnahm, wo ihm der ewige Frieden gewiss war.
    Doch auch wenn die Mission auf jeden Fall durchgeführt wurde, bedeutete es einen erheblichen Unterschied, ob dies geschah, solange der Krieg noch im Gang war – oder zu einem Zeitpunkt, da die Unterbrechung bereits verkündet worden war und das Interregnum offiziell begonnen hatte.
    Ich versuchte mich von diesen Gedanken zu befreien, als ich mein gerade erst fertiggestelltes Raumschiff betrat. Es trug den Namen SCHNABELWEISER, benannt nach einem der siebzehn Heiligen, dessen Name nicht bekannt war und der von allen nur mit dieser respektvollen Bezeichnung bedacht wurde. Der Schnabelweise, so heißt es in den Schriften, soll der engste Berater des Ersten Raisa gewesen sein, und die Dialoge, die er mit ihm führte, sind heute legendäre Zeugnisse unseres Glaubens. Sie werden zwar nicht als kanonischer Bestandteil unserer Heiligen Schriften angesehen, beschäftigen aber noch heute viele priesterliche Gelehrte, denn sie sind voller Hinweise darauf, wie die Schriften des Ersten Raisa auszulegen sind.
    Dass mein Schiff den Namen SCHNABELWEISER verliehen bekommen hatte, war eine besondere Ehre und unterstrich die herausragende Bedeutung, die der Mar-Tanjaj der Mission beimaß.
    Vielleicht war die Verleihung dieses Namens allerdings auch gleichzeitig ein indirektes Friedensangebot an die Priesterschaft. Ich spreche es an dieser Stelle offen aus, ohne Rücksicht darauf, vielleicht einen Teil meiner kridanischen Leser zu erschrecken. Aber es ist leider eine Tatsache, dass unter den Dienern Gottes keineswegs Einigkeit herrschte. Es wäre schön, sagen zu können, dass die göttlich gewollte Ordnung unseres Imperiums aus der direkten Umsetzung des göttlichen Willens entstammte. Aber das ist nicht der Fall. Oft genug gab es Rivalitäten zwischen den Priestern und Tanjaj, aber hat nicht schon der Erste Raisa gesagt: Alle, die um unseres Gottes willen darum eifern, den besseren Dienst am Herrn zu erweisen, sind mir ärgerlich ?
    So mancher, der an entscheidender Stelle in den Hierarchien der Priesterschaft oder der Tanjaj-Gotteskrieger saß oder noch sitzt, scheint diese Schriftstellen lange nicht gelesen oder sogar absichtlich ignoriert zu haben. Wenn die Wächter unseres Datennetzes diese Zeilen schwärzen, weil sie glauben, dass sie gegen die Grundsätze unseres Glaubens verstoßen, so kann ich nichts dagegen tun. Ich weiß sehr wohl, dass die Äußerung des freien Wortes innerhalb des Imperiums seine Grenzen hat, und ich bin auch niemand, der einer zügellosen Meinungsfreiheit, wie sie unter den Menschen oder den Starr üblich ist, das Wort reden würde.
    Ganz und gar nicht!
    Aber was wahr ist, muss gesagt werden.
    Denn auch das hat der Erste Raisa in seinen Schriften niedergelegt: Die Wahrheit vermag den Gläubigen nicht zu erschüttern.
     
     
    Als ich die Brücke der SCHNABELWEISER betrat, erwiesen mir alle Offiziere die Ehre, erhoben sich von ihren Plätzen und nahmen eine etwas versteifte, formelle Haltung an. In jenen Jahren gab es eine intensive Kampagne der Priesterschaft gegen diese Art von militärischen Umgangsformen.
    Angeblich seien sie Zeichen der Eitelkeit und würden dem Dienst für den wahren Glauben viel von seiner Schlichtheit nehmen.
    Die Rolle Einzelner würde in unziemlicher Weise hervorgehoben, was der Erste Raisa ausdrücklich in seinen Schriften verurteilt habe. Als Beleg dafür wurde

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