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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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damit zeigen, dass er im Grunde in der Bordhierarchie sogar über dem Kommandanten stand. Ich war allerdings nicht bereit dazu, da auch nur das geringste Zugeständnis zu machen.
    Im Konferenzraum der SCHNABELWEISER gab ich dann die Informationen, die man mir gegeben hatte, an die Offiziere weiter. Zumindest, soweit ich zur Weitergabe autorisiert war.
    »Das System Tau Ceti wurde erstmalig vor mehr als einem Jahrhundert von einem Schiff angeflogen, das unter dem Befehl meines Großvaters stand, dessen Namen ich zu meiner großen Ehre geerbt habe. Es gab damals ein Programm zur Fernaufklärung, das frühzeitig darauf hinweisen sollte, wenn das Imperium bei seiner Expansion auf unerwartet starke und hoch entwickelte Gegner stoßen könnte. Damals war der technische Standard der Menschheit noch lächerlich gering, und es hat schon so manchen unserer Experten erstaunt, wie schnell sich dieses Volk weiterentwickelt hat.« Mit Blick auf den Tugendwächter fügte ich rasch hinzu: »Natürlich nur rein technisch gesehen, wie ich betonen möchte. Ansonsten hat sich an dem Status spiritueller Barrieren nichts geändert, die wir für diese Spezies definiert haben.«
    Der Tugendwächter war offenbar noch immer darüber verärgert, dass er nicht seinem sich selbst zugemessenen Rang entsprechend informiert worden war.
    Er übersah dabei wohl die Tatsache, dass er für das Gelingen des Unternehmens vollkommen unwichtig, ja, vielleicht sogar hinderlich war! Er knarzte mit seinen Schnabelhälften.
    Ich machte mir nicht die Mühe, das näher zu kommentieren. »Unsere Aufgabe wird es sein, im Tau-Ceti-System einen Anschlag auf die orbitale Raumschiffwerft zu verüben«, erklärte ich. »Dazu haben wir mehrere Spezialdrohnen an Bord. Wir werden uns im Schleichflug nähern. Dazu gibt es spezielle Anweisungen an die gesamte Mannschaft, durch die möglichst alle Emissionen, die zu einer Ortung führen könnten, vermieden werden sollen. Wir haben zusätzliche Abdichtungen an den Außenwänden, die eine Ortung von charakteristischen Signaturen erschweren soll. Einzelheiten teile ich euch später mit.«
    Ich referierte noch etwas darüber, was wir über das Tau-Ceti-System an sich wussten. Das waren mehr oder minder die astronomischen Daten, die uns durch die Expedition meines Großvaters bekannt waren, ergänzt durch einige Informationen, die wir durch das Abhören des Funk-Datenverkehrs der Solaren Welten gewonnen hatten. Ich legte dar, dass das strategische Ziel der Aktion darin bestand, die Invasion einer imperialen Flotte vorzubereiten. In Tau Ceti sollte ein Brückenkopf errichtet und von dort aus die Eroberung des menschlichen Sternenreichs vorangetrieben werden.
    »Zum Schluss möchte ich noch auf einen Punkt eingehen, der mir sehr wichtig erscheint«, sagte ich. »Es geht darum, dass ihr erkennt, mit welchem Feind wir es zu tun haben, und dass keinerlei Mitleid angebracht ist. Es geht darum, euch tapfere Tanjaj zusätzlich zu motivieren, damit ihr euren Auftrag so ernst nehmt, wie es notwendig ist …«
    Nicht ich hatte mir diese Worte ausgedacht, sondern ein Propagandaoffizier der Tanjaj war es, der sie mir schnabelgerecht vorformuliert hatte.
    So absurd diese Worte mir auch heute erscheinen mögen – im Abstand der Jahre und um die Erfahrung reicher, die mir das Leben unter den Menschen einbrachte – so sehr war ich damals von ihrer Richtigkeit überzeugt.
     
     
    Wir trafen auf unseren Missionen auf vielfältigste Kreaturen. Barbarisch waren sie alle, und die meisten von ihnen erwiesen sich als hartnäckige Feinde des Glaubens. Geschöpfe, die riesigen Spinnentieren glichen und es für spirituell erbauend hielten, sich die Gehirne ihrer gefangenen Feinde einzuverleiben, waren ebenso darunter wie anderes gottloses Gewürm, das einen sogar daran zweifeln lassen könnte, dass Gott tatsächlich der Schöpfer aller Dinge ist. Denn kann er wirklich etwas so Hässliches und abgrundtief Böses erschaffen haben?
    Das Universum ist voller Plagen für den Gläubigen, aber die Göttliche Ordnung wird seine Wonne sein! , so sagen uns die Schriften des Ersten Raisa.
    Man muss sich manchmal an diese Aussage erinnern, man muss sie mehrfach vor sich hinbeten, wenn man nicht irgendwann den Glauben daran verlieren will.
     
     
    Dann berichtete ich von den Dingen, die ich aus den Aufzeichnungen meines Großvaters erfahren hatte, und so mancher Schnabel unter meinen Zuhörern blieb offen vor Grauen und Entsetzen.
    Niemand hätte nach dieser

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