Raumkapitän Sun Tarin
Energie, die uns zur Verfügung stand.
»In fünf Stunden wäre eine letzte Kurskorrektur möglich«, erklärte der Rudergänger. »Dann werden wir uns nämlich voraussichtlich im Ortungsschatten von Planet XIII befinden.«
»Hoffen wir trotzdem, dass wir diese Korrektur nicht nötig haben werden«, erwiderte ich.
»Sie ahnen nichts davon, dass wir hier sind«, sinnierte der Erste Offizier. »Und wenn sie es begreifen, wird es zu spät sein!«
4. Kapitel – Gelobtes Land Second Earth
Wie unwirklich erschien uns doch der Anblick eines erdähnlichen Planeten auf den Panorama-Schirmen unserer Raumschiffe. Ich bin mir sicher, dass man auf all den Schiffen des Ersten Konvois dasselbe empfand.
Rührung. Vielleicht sogar das Gefühl, gesegnet zu sein. Auserwählte waren wir. Ob nun von Gott, einer sonstigen höheren Macht, dem Schicksal – oder einfach nur der eigenen Tatkraft geschuldet. Das mag jeder für sich allein entscheiden. Tau Ceti III hieß die Welt, auf der wir leben würden. Wir aber nannten sie Second Earth.
Arthur Jennings I, Kommandant des Ersten Konvois,
Persönliches Logbuch; Datums- und Uhrzeitansage nicht aktiv,
Aufzeichnung entstand im Jahr 2126
Für uns ist es schwer vorstellbar, was es heißt, nach jahrelanger Irrfahrt durch das All wieder den festen Boden eines Planeten unter den Füßen zu haben. Für uns ist das eine Selbstverständlichkeit.
Arthur Jennings II, Sohn des Kommandanten des legendären Ersten Konvois und mehrfach gewählter Präsident der Systemregierung
Die Erfindung des Bergstrom-Antriebs ließ das Universum schrumpfen. Tau Ceti war einst eine ferne Kolonie der Erde, jetzt liegen wir sozusagen in der Nachbarschaft, und mein Sohn Miles lässt sich vom Star Corps einer vereinigten Menschheit das Medizinstudium finanzieren …
Noch vor wenigen Jahren, als es weder die Solaren Welten noch eine gemeinsame Verteidigung der von Menschen besiedelten Planeten gab, lag das noch im Bereich des Utopischen.
Arthur Jennings III,
Enkel des legendären Kommandanten des Ersten Konvois
und langjähriger Vertreter von Tau Ceti im Hohen Rat,
in einem Interview mit dem Newsdienst »Public Earth«
FRAGE: Dr. Miles Jennings, Sie waren Schiffsarzt auf dem Leichten Kreuzer STERNENFAUST und haben unter anderem den ersten Kridan-Krieg im aktiven Dienst miterlebt. Jetzt sind Sie aus dem Dienst des Star Corps of Space Defence der Solaren Welten ausgeschieden und dem Ruf der Far Horizon -Akademie auf Sedna gefolgt, wo sie den ersten Lehrstuhl für Exo-Medizin besetzen werden.
ANTWORT: Das ist richtig.
FRAGE: Dann ist es also auch richtig, wenn ich Sie jetzt mit Professor Jennings anrede …
ANTWORT (lacht): Also ich habe mein Habilitationsverfahren abgeschlossen, aber meine Ernennung erfolgt offiziell erst am nächsten Dienstag. Insofern weiß ich nicht, ob ich mich des unberechtigten Führens eines akademischen Titels schuldig mache, wenn ich mich jetzt Professor nennen lasse!
FRAGE (lacht auch): Dann werde ich mich da zurückhalten. Schließlich ist es nicht meine Absicht, dass Sie mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Wie auch immer, herzlich willkommen hier auf Sedna. Wie empfinden Sie das Leben auf einem Campus, der sich unter der Oberfläche eines Zwergplaneten im Kuiper-Gürtel befindet, der über zehntausend Jahre braucht, bis er unsere heimatliche Sonne einmal umkreist hat? Bedauern Sie manchmal, dass der Far Horizon -Konzern die – neben der Brüderschule auf Sirius III – wichtigste Universität der Menschheit nicht ein paar AE von hier entfernt auf einen so lieblichen Planeten wie unsere gute alte Erde gelegt hat?
ANTWORT: Um ehrlich zu sein, sind Sie einer der wenigen Leute, die ich bisher getroffen habe, die den Heimatplaneten der Menschheit ernsthaft als lieblich bezeichnet hätten … Auch wenn dort die Sonne keine schwache Funzel am Sternenhimmel ist und es eine Atmosphäre gibt, die etwas dichter ist als ein paar einsame Gasmoleküle pro Kubikmeter, gibt es dort Probleme genug, wie ich finde …
FRAGE: Das ist natürlich unbestritten …
ANTWORT: Ganz im Ernst, ich fühle mich hier auf Sedna sehr wohl. Das kulturelle Angebot in der Transpluto-Region ist zwar noch stark verbesserungswürdig, aber dieser Ort ist wie ein Symbol. Wir befinden uns hier in einem Gebiet, das lange Zeit als eine Art Grenze des Sonnensystems angesehen wurde, bis man erkannte, dass das Sol-System noch mindestens ein Lichtjahr weiter ins All hineinreicht.
FRAGE: Dr.
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