Raumkapitän Sun Tarin
Jennings, Sie werden hier an der Akademie einen Studiengang begründen, der im gesamten Bundesterritorium der Solaren Welten einzigartig ist. Ich spreche von der Exo-Medizin. Es muss ein wunderbares Gefühl für einen Forscher sein, wahrhaftige Pionierarbeit zu leisten.
ANTWORT: Ich bin mir dessen eigentlich nie so bewusst gewesen und habe immer nur einfach das getan, was ich für richtig hielt. Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass ich während meiner Zeit an Bord des Leichten Kreuzers STERNENFAUST unter Commander Richard J. Leslie mit zahlreichen Alien-Spezies in Kontakt kam. Mitunter stellte sich das Problem, dass man einem Individuum nicht helfen konnte, weil es einfach an den grundlegenden Kenntnissen über deren jeweilige Physiologie mangelte. Ich denke, da brauche ich nicht weiter in die Einzelheiten zu gehen …
FRAGE: Und Sie beabsichtigen, da Abhilfe zu schaffen?
ANTWORT: Ja. Wir wissen über Kridan, J'ebeem oder auch die Xabong mehr im Hinblick auf ihre politisch-kulturelle Entwicklung als über ihre Biologie. Die Christophorer betreiben das, was ich hier auf Sedna zu institutionalisieren versuche, im Grunde schon seit Langem, auch wenn sie es nicht so genannt haben. Und auch wenn ich keineswegs ein religiös geprägter Mensch bin, so hat mir doch schon immer die Haltung des grundsätzlichen Respekts imponiert, mit denen die Mönche vom Sirius den Fremden begegnen. Ich glaube, diese Haltung sollten sich alle zu eigen machen, die sich mit der Thematik beschäftigen.
FRAGE: Was ich Sie jetzt frage, entspricht nicht meiner persönlichen Meinung, aber Sie können sich sicher denken, aus welcher Ecke das kommt und dass gerade in Zeiten außenpolitischer Konflikte solche Positionen immer wieder aufkommen und gefährlich an Einfluss gewinnen. Also, worauf ich hinaus will, ist dies: Wie begegnen Sie einer argumentativen Position, die besagt, es sei wichtiger, sich um die Verbesserung der auf die menschliche Physiologie bezogenen Medizin zu konzentrieren, anstatt dass man sich um die Gesundheit fremder Rassen kümmert? Was erwidern Sie solchen Argumentationen?
ANTWORT: Zunächst einmal spielt der Begriff Rasse im wissenschaftlichen Kontext ohnehin keine Rolle mehr. Das ist ein umgangssprachlicher Begriff geworden. Wir sprechen von Arten oder Spezies. Meinetwegen auch von Völkern, wenn sie einen ethnologischen Standpunkt einnehmen. Im Übrigen ist es so, dass es darum geht, einander zu verstehen und durch das gegenseitige Verständnis im einen oder anderen Fall auch Hilfe möglich zu machen. Wir werden in der Zukunft erleben, dass Angehörige unterschiedlicher Spezies immer häufiger zusammenarbeiten. Das Universum ist groß, es gibt viele Entdeckungen zu machen, und wer weiß schon, ob da draußen nicht Herausforderungen auf uns warten, die wir nur gemeinsam bewältigen können? Ich weiß, dass die Etablierung eines Sternenreichs und die vorangegangene Expansion in die heute als Territorium der Solaren Welten betrachtete Zone viele Menschen mental überfordert hat, und sie sich in Zeiten zurücksehnen, die vordergründig gesehen einfacher strukturiert gewesen sind. Aber diese Zeiten werden nicht zurückkehren. Zeiten, in denen wir einfältig genug sein konnten, zu glauben, dass wir vielleicht doch die einzigen Intelligenzen des Universums sind, oder wenn schon nicht die einzigen, so doch zumindest ohne intelligente Nachbarschaft in der näheren galaktischen Umgebung.
FRAGE: Ist das, was Sie da entfalten, nicht ein fast schon sozialromantischer Entwurf? Geht es nicht vielmehr darum, sich gegenüber den anderen galaktischen Mächten zu behaupten?
ANTWORT: Ich habe nie etwas gegen Selbstbehauptung gesagt. Aber sehr wohl etwas gegen Hybris. Auch gegen die Überhöhung der eigenen Spezies und dem Verschließen der Augen vor den Tatsachen. Und Tatsache ist nun mal, dass schon die Spezies in unserer nächsten Umgebung die Raumfahrt viel früher entdeckten, als dies bei uns der Fall war. Wir sind ein Nachzügler. Eine Art, die gerade ihre ersten Schritte ins Universum unternimmt und im Grunde darauf angewiesen ist, die Kooperation zu suchen und zwar, weil es in unserem eigenen Interesse Hegt.
FRAGE: Sie stammen von Tau Ceti …
ANTWORT: Das ist richtig.
FRAGE: Geht es etwas genauer?
ANTWORT: Tau Ceti III.
FRAGE: Dieser Planet ist vielleicht eher unter dem Trivialnamen Second Earth bekannt.
ANTWORT: Diese Bezeichnung erscheint mir etwas zu sentimental.
FRAGE: Das sagt der Urenkel von Arthur Jennings, dem
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