Raumkapitän Sun Tarin
dasselbe.
Die Drohne teilte sich. Von den Raumforts aus wurde verzweifelt versucht, den Angriff abzuwehren.
Vergeblich.
Schweigen herrschte auf der Brücke der STERNENFAUST, nachdem Sakuro die Explosion des Tau Ceti Raumfort IV meldete.
»Wie ist es möglich, dass die so nah herankommen, ohne dass sie vorher geortet werden?«, murmelte Leslie.
»Extremer Schleichflug«, erklärte Chip Barus. »Eine andere Erklärung gibt es nicht … Diese ferngesteuerten Waffen müssen erst kurz vor dem Ziel aktiviert worden sein, sodass sie keine Signaturen abgaben, die von der Raumkontrolle aufgezeichnet und identifiziert werden konnten.«
»Aber es muss die doch jemand abgeschossen haben!«, erwiderte Leslie verärgert.
»Ja«, nickte Barus. »Aber offensichtlich war diese Abschusseinheit außerhalb unserer Fernortung, wie ja auch unsere bisherigen Berechnungen zum Ursprungsareal bestätigen. Und zweitens sind diese Drohnen mit sehr wenig Antriebsenergie ausgekommen.«
»Dann sind sie vielleicht Wochen oder Monate unterwegs gewesen«, stieß Leslie hervor.
Barus kratzte sich am Kinn und zog seine dunklen Augenbrauen zusammen. »Wenn Sie eine Besatzung haben, die bereit ist, über viele Wochen unter erbärmlichsten Bedingungen in einem Raumschiff zu bleiben, auf jeglichen Komfort zu verzichten und nur das wirklich Allernötigste an Energie zu verbrauchen, dann ist das durchaus möglich.«
»Klingt nach einer Taktik, die wir im Star Corps wohl nicht anwenden würden«, lautete Soldos trockener Kommentar.
»Aber Kridan würden so etwas tun«, murmelte Leslie.
Schnelligkeit konnte eine äußerst wirksame Waffe sein.
Aber wenn man keine Chance hatte, der Schnellste zu sein, war die Langsamkeit vielleicht eine genauso wirksame Strategie. Zumindest in diesem Fall.
Die Suche nach dieser kridanischen Stecknadel im Heuhaufen von Tau Ceti wird durch unsere Kenntnisse nicht erleichtert , dachte der Captain. Aber wenn man sich all diese Takten vor Augen führt, ist man am Ende vielleicht gnädiger mit sich selbst und kann mit der eigenen Niederlage besser umgehen …
Etwa zur gleichen Zeit flog ein Atmosphärengleiter mit Antigrav-Antrieb über die Ebenen des großen Nordkontinents von Tau Ceti III. Die Landmasse wurde durch einen gürtelförmig am Äquator entlang verlaufenden Ozean vom Südkontinent getrennt. Das schmale Meer sah vom Weltraum aus wie eine riesige blaue Schlange.
Die Verteilung von Wasser zu Land lag bei vierzig zu sechzig Prozent zugunsten des Landes. Die horizontal gesehen sehr regelmäßige Verteilung von Wasser und Land sprach dafür, dass dieser Planet schon seit vielen Millionen Jahren eine sehr ruhige Vergangenheit hatte. Plattentektonik hatte es wahrscheinlich in früheren Entwicklungsstadien, die diese Welt durchlaufen hatte, mal gegeben – innerhalb der letzten Jahrhunderttausende aber ganz sicher nicht mehr.
Geologisch gesehen war diese Welt tot. Aber das hatte die ersten Siedler, die Tau Ceti III erreichten, nicht daran gehindert, diese Welt als Zwilling der Erde anzusehen und sie voller Hoffnung Second Earth zu nennen.
Drei Crewmitglieder der STERNENFAUST befanden sich an Bord des Gleiters vom Typ Tapandor MGS-2, einer lokalen Eigenentwicklung der taucetianischen Industrie. Der MGS-2 hatte eine kegelartige Form, wobei die Spitze in die Flugrichtung zeigte.
Nummer eins an Bord war Ty Jacques.
Er bediente die Steuerkontrollen des Gleiters und tat damit das, was auch in seinem beruflichen Leben als Landefährenpilot des Leichten Kreuzers von zentraler Bedeutung war.
Nummer zwei war Bruder Patrick, ein Mönch des Wissenschaftler-Ordens der Christophorer, der an Bord der STERNENFAUST als wissenschaftlicher Berater diente. Und der Dritte im Bund war der Schiffsarzt Dr. Miles Jennings, der diesen unfreiwilligen Aufenthalt in seinem Heimatsystem dazu nutzte, der Welt seiner Vorväter einen Besuch abzustatten.
Vorväter, die im Tau-Ceti-System teilweise einen legendären Ruf genossen. Vier Männer mit dem Namen Arthur Jennings gab es in der Familiengeschichte des Schiffsarztes – nummeriert wie Könige einer Dynastie. Arthur I war der Kommandant des legendären Ersten Konvois gewesen und damit der Gründer der Kolonie, Arthur II ihr langjähriger Präsident und Anführer. Arthur III vertrat Tau Ceti noch heute im Hohen Rat. Der vierte Arthur war Miles' Zwillingsbruder. Gegen die Verdienste, die sich Arthur I-III erworben hatten, kam Arthur IV natürlich nicht an. Er war der Vorsitzende der
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