Raumpatrouille Nebelwelt
Hannibal, wie weit bist du mit deiner Kopfrechnung?«
Der Kleine sah seltsam lächelnd auf.
»Das hast du bemerkt, wie? Okay, wir sind 22,5 Kilometer von dem Punkt entfernt, wo drei Bomben lagern. Energieentwicklung bei gleichzeitiger Detonation sechzigtausend Tonnen TNT. Wie tief sind wir noch unter der Oberfläche?«
Das hatte ich mir auch schon überlegt. Sinnend blickte ich an dem steil nach oben ragenden Geschützrohr hoch. Die Mündung endete dicht unter einer gewölbten Stahlkuppel, die man anscheinend in der Mitte auseinanderklappen konnte.
»Dreißig Meter, schätzungsweise. Wie wird die Geschützplattform nach oben gefahren? Als die Kanone zu feuern begann, konnte ich ihre Mündung sehen. Demnach muß sie ausgefahren worden sein.«
Der Kleine hob die Schultern an. Im gleichen Moment geschah etwas, womit ich wiederum nicht gerechnet hatte.
Die Strombänke der Leistungsreaktoren begannen zu dröhnen. Die vorhandene Luft wurde abgesaugt. Wir wichen fluchtartig bis zur Rohrbahnschleuse zurück. Die Reaktionskammer der vordersten Kanone leuchtete auf. Ein infernalisches Tosen klang auf. Zugleich setzte sich der Boden, auf dem wir standen, langsam in Bewegung.
»Vorsicht!« schrie Manzo uns zu. Er war eben noch aus der engen Schleuse herausgekommen.
»Die Gehirne können denken«, sagte ich telepathisch. Die Geräusche waren jetzt schon so stark, daß man sich nicht mehr normal unterhalten konnte.
Weit über uns leuchtete die Mündung der Energiekanone auf. Wir lehnten an der schmalen Galerie, die sich plötzlich von der anscheinend so festen Mauer gelöst hatte. Praktisch standen wir auf einer riesigen Plattform, die sich mitsamt dem Stromreaktor und der Waffe nach oben bewegte.
»Wir werden ausgefahren oder hinausgeworfen, wie man es nimmt«, antwortete Hannibal. Ein Impulsstrom der Panik ging von ihm aus.
»Was denkt ihr wohl, wer da oben in der freien Sandwüste auf uns wartet?«
Ich preßte die Zähne zusammen. Manzo umklammerte mit schmerzhaftem Griff meinen Oberarm. Da meldete sich Hannibal schon wieder. Er gab genau das bekannt, was ich hatte für mich behalten wollen!
»Halt, Aussage zurück. Niemand erwartet uns oben! Die Burschen werden sich hüten, aus ihrem Bau herauszukommen. Dabei fällt mir aber ein, daß man die Geschützkuppeln des Marskreuzers nicht betreten darf, wenn die Kanonen feuern. Ratet einmal, warum das so ist?«
Er sah mich und Manzo an. Die Sache war klar. Man brauchte darüber kein Wort zu verlieren.
Trotzdem meinte Hannibal abschließend:
»Wenn das Ding zu feuern beginnt, werden wir von den entstehenden Druckwellen in Atome zerrissen. Da, die Kuppel öffnet sich schon!«
Ich lehnte mich zurück, um besser nach oben schauen zu können. Das stählerne Runddach hatte sich bereits spaltweit geöffnet. Langsam glitten die beiden Hohlschalen in die Wände des kreisförmigen Aufstiegschachtes zurück. Er durchmaß etwa dreißig Meter; kaum ausreichend für die enorme Masse des Riesengeschützes.
Unter Donnergeräuschen strömte die giftige Venusluft in das bisherige Vakuum. Hier gab es keine besondere Luftschleuse. Die Kanone war unempfindlich gegen atmosphärische Einflüsse.
Wir wurden wie welkes Laub im Sturm zu Boden gerissen. Stöhnend kam ich am Sockel der dröhnenden Strombank zur Ruhe.
Ich entschloß mich zum äußersten Risiko. Es war nun gleichgültig, ob wir von den ungeheuerlichen Druckwellen des feuernden Energieblasters zerrissen oder von einer Atomexplosion getötet wurden. Unter Umständen reichte die Entfernung bis zum Zentrum aus, um uns unbeschadet davonkommen zu lassen.
Zu der Distanz kamen auch noch der große
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