Raumschiff 2 - Nancia
Rücktrittsbrief für ihn aufsetzen lassen. Wollen Sie den Posten? Kann ich natürlich nicht garantieren, müssen Sie verstehen«, fügte sie hinzu,
»aber ich habe doch etwas Einfluß in der Zentrale.«
Galena Thalmark errötete anmutig und murmelte ihren Dank.
»Im übrigen«, sagte sie und wühlte in ihren Papieren, bis sie ihre Fassung zurückgewonnen hatte, »freue ich mich, Ihnen mitteilen zu können, daß Herr Hopkirk recht gut auf die Behandlung anspricht. Dr. Hezra-Fong hat uns mit sämtlichen Einzelheiten über die Drogen versorgt, mit denen er sediert wurde. Wir senken die Dosis kontinuierlich und beobachten ihn auf Krämpfe, doch bisher gibt es keine Komplikationen. Er dürfte innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden wach genug sein, um eine Aussage auf Datahedron zu machen.«
»Gute Arbeit!« rief Micaya.
Galena Thalmark nickte. »Gleich, welche Fehler sie auch haben mag, Dr. Hezra-Fong bleibt eine brillante
biomedizinische Forscherin. Ich fühle mich verpflichtet Ihnen mitzuteilen, daß wir ohne ihre volle Kooperation und
Anleitung nicht dazu in der Lage gewesen wären, die
Auswirkungen der Behandlung so schnell wieder zu beheben.«
Sie sah Micaya in die Augen. »Sie bat darum, daß diese Tatsache in ihrer Akte offiziell protokolliert wird.«
»Das wird geschehen«, versprach Micaya. »Doch ich
bezweifle, daß es den Rest ihrer Taten merklich aufwiegen wird.«
Galena biß sich auf die Unterlippe. »Diese vielen Tode«, murmelte sie. »Wenn ich doch nur von Anfang an begriffen hätte, was da passierte…«
Micaya nickte mitfühlend. »Quälen Sie sich nicht«, sagte sie zu der jüngeren Frau. »Als sie damit anfing, waren Sie ja noch nicht einmal im Sommerland. Sie hatten jeden Grund, Ihren Vorgesetzten zu vertrauen. Es spricht nur für Sie, daß Sie so schnell mißtrauisch wurden und dann auch sofort die
zuständigen Behörden einschalteten, um dem ein Ende zu setzen. Versuchen Sie jetzt nicht, hinterher klüger gewesen sein zu wollen!« Den letzten Satz rief sie so laut, daß Galena den Kopf emporriß.
»Ich meine es ernst«, teilte Micaye ihr etwas sanfter mit.
»Meine Liebe, ich habe Soldaten in Schlachten befehligt. Ich habe gesehen, wie tapfere Männer und Frauen starben, weil ich Befehle gab. Und manchmal waren es auch die falschen
Befehle. Dann trauert man um die Toten, gibt das Beste, was man hat, und – macht weiter. Sonst kann man nicht dienen.«
Galena Thalmark musterte die ältere Frau nachdenklich, wie sie aufrecht und gefaßt in ihrer schlichten grünen Uniform vor ihr stand. Einige ihrer Kriegsverwundungen waren sichtbar: der Arm und das Bein aus Permalegierung. Andere lagen in der chirurgischen Anamnese verborgen, die Galena studiert hatte: die inneren Ersatzorgane für die Nieren und die Leber, das Hyperchip-Implantat in einer Herzklappe und die
Blutfilterfunktion. Und als Ärztin konnte Galena durchaus abschätzen, wie viele Stunden schmerzvollster Chirurgie und Rehabilitationsarbeit die Wiederherstellung von Micayas Körper nach jeder ihrer Verwundungen gekostet haben mußte.
»Man macht weiter«, wiederholte Micaya leise, »und… man dient so gut, wie man kann. Ich glaube, daß Sie eine
ausgezeichnete Direktorin für die Sommerlandklinik abgeben werden, Dr. Thalmark. Lassen Sie sich nicht von Bedauern und Vergangenheitsschau einschränken; wir brauchen Sie hier und jetzt, und nicht in einer Vergangenheit, die nicht mehr verändert werden kann.«
»Jetzt begreife ich, wie Sie Generalin geworden sind«, meinte Sev nachdenklich, als sie den Flieger bestiegen, der sie von der Klinik fortbringen sollte. »Wenn wir einen
befehlshabenden Offizier wie Sie auf Capella 4 gehabt
hätten…«
Generalin Questar-Benn errötete ein wenig. »Machen Sie sich nichts vor. Mitreißende Reden zu halten ist nur ein geringfügiger Teil der Kriegskunst.«
»Wirklich? Ich meine, genug davon gehört zu haben, als ich auf Capella diente. Mag sein, daß es noch mehr davon in den Stabsräumen gab, aber ich bin nie hoch genug in der Armee aufgestiegen, um das ganze Bild mitzubekommen. Das ist es, was ich an der privaten Ermittlungsarbeit liebe«, fügte Sev nachdenklich hinzu, »jetzt bin ich das ganze Bild. Oder war es zumindest.« Er sah Micaya direkt in die Augen. »Für den Rest dieser Operation betrachte ich mich als unter Ihrem
Kommando stehend.«
»Für den Rest – aber mein Auftrag ist doch beendet«,
protestierte Micaya.
»Ist er das?«
Es war schon sehr lange her,
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