Raumschiff 2 - Nancia
Informationen zu verschenken…
Generalin Questar-Benn lachte leise. »Nein, liebes Mädchen, ich bin nicht so schlimm dran wie der Blechnußknacker. Meine Herzklappen mögen zwar durch Hyperchips unterstützt
werden, aber ich habe immerhin noch mein eigenes Herz –
etwas, das in Ihrem Make-up dagegen völlig zu fehlen scheint.
Aber Leber und Nieren sind bei mir Ersatz, und letztes Jahr ließ ich mir eine neue, hyperchipgesteuerte Blutfilterfunktion einbauen, damit ich meine eigenen Innenprothesen
überwachen kann. Wenn Sie sofort erschienen wären, nachdem Ihr Schläger mich betäubte, wäre ich wahrscheinlich in Schwierigkeiten geraten. Aber eine Stunde war mehr als genug, um die Droge aus meinem Blutkreislauf
herauszufiltern.«
Alpha sah sie und Bryley gleichermaßen wütend an. »Und was ist mit Ihnen?« wollte sie von Bryley wissen. »Sie haben zwar ausgesehen wie ein Mensch, aber ich schätze, Sie sind bloß so eine verdammte Cyborg-Mißgeburt.«
»Ich bin ein Mensch«, erwiderte Bryley in mildem Ton. »Ich bin auch schnell – und im Krieg habe ich capellanischen Nahkampf gelernt. Ihr großer Schläger ist über seine eigenen Füße gestolpert und hat sich selbst das Reizpflaster aufgeklebt, das er eigentlich für mich vorgesehen hatte. Ich weiß nicht, was darin war; vielleicht hätten Sie die Freundlichkeit mir zu sagen, ob er diese Erfahrung überleben wird? Was den Kleinen betrifft, so ist er mit einem der großen Keramiktöpfe
zusammengestoßen, mit denen Sie den Warteraum dekoriert haben. Er wird wahrscheinlich ein paar furchtbare
Kopfschmerzen haben, wenn er aufgewacht ist, aber ansonsten wird er völlig unversehrt sein, um gegen Sie auszusagen.«
»Nein, das wird er nicht«, brüllte Alpha. »Sie wissen nicht so viel, wie Sie glauben! Der Mann ist abhängig von – von etwas, das Sie ihm nicht werden beschaffen können. Ohne seine nächste Dosis wird er noch vor Ablauf der Woche qualvoll verenden!«
Bryley hob eine Augenbraue. »Dann«, sagte er fröhlich,
»sollten wir wohl besser dafür sorgen, daß er seine Aussage auf Datahedron speichert, bevor er stirbt, nicht wahr? Danke für die Warnung.«
KAPITEL 12
»Krankenhäuser!« Die Generalin Micaya Questar-Benn sprach es wie ein Schimpfwort aus. »Nichts Persönliches, Thalmark, aber diese verdammten Gewänder sind nur ein Komplott, um die Patienten hilflos und folgsam zu machen. Danke, daß Sie mir meine Uniform gebracht haben, Bryley.«
»Ich denke doch, daß es mehr bedarf, um Sie folgsam zu machen, Generalin«, bemerkte Galena Thalmark.
Sev und Micaya hatten sich in Alpha bint Hezra-Fongs
früherem Büro getroffen, das nun von der
Verwaltungsassistentin besetzt wurde, die die Zentralwelten über die auffällig hohe Todesrate im Wohlfahrtstrakt der Sommerlandklinik benachrichtigt hatte. Heute morgen sah Galena Thalmark zehn Jahre jünger aus als die gehetzte, übergewichtige Frau, die Micaya noch vor einiger Zeit begrüßt und in der Tarnung der Alkoholikerin ›Qualia Benton‹ auf Station eingeschleust hatte.
»Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen beiden danken soll«, meinte sie und schob sich das dunkle Lockenhaar aus dem runden Gesicht, »deshalb werde ich es auch gar nicht erst versuchen. Generalin Questar-Benn, ich möchte Ihnen mein ehrliches Bedauern für die Gefahren aussprechen, denen sie hier ausgesetzt waren.«
»Das gehört zum Job«, meinte Micaya.
»Dennoch, wir hätten wachsamer sein müssen. Ich hätte dafür sorgen müssen, daß das Personal, dem ich vertrauen konnte, die ganze Zeit über Ihre Sicherheit wachte«, warf Galena ein.
Micaya nickte, ohne weitere Kommentare abzugeben. Sie
war davon beeindruckt, wie schnell Galena die Situation erfaßte, ja, noch beeindruckter von der Tatsache, daß die junge Frau die volle Verantwortung für Probleme übernahm, an denen sie nun wirklich keine Schuld hatte. Es hatte ja nicht ihrer Kompetenz unterstanden, daß der alternde Direktor der Klinik immer mehr Macht in die Hände von Dr. Hezra-Fong gegeben hatte, bis der Wohlfahrtstrakt personell katastrophal unterversorgt war und ein Mangel an Disziplin die ganze Klinik infizierte.
»Die Probleme der Klinik sind nicht Ihre Schuld gewesen, Thalmark«, meinte Micaya schließlich, »aber sie werden jetzt zu Ihrem Problem. Der Direktor muß senil gewesen sein, vor alledem beide Augen zuzudrücken. Gehört natürlich zu den Hochfamilien, politisch unklug, ihn zu feuern, aber ich habe einen meiner Adjutanten einen hübschen
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