Raumschiff 2 - Nancia
sie beizubehalten, nachdem das hier alles vorbei ist?«
»Ganz bestimmt nicht!« antwortete Nancia. »Und es würde ohnehin nicht funktionieren. Wenn wir im System Nyota fertig sind, wird es keine OG-Schiffstransport mehr geben. Aber –
was tun wir jetzt?«
Sevs Bericht hatte zwar genügend Unregelmäßigkeiten
offenbart, um Polyon gleich zweimal zu verhaften. Aber das wäre nur eine einzige Aussage gewesen, ohne
Datenaufzeichnungen oder Computerdateien, die seine
Geschichte als Beweismittel untermauerten. Wenn sie Polyon jetzt mitnahmen, ohne weitere Beweise zu sichern, so
prophezeite Sev, würde Shemali bis zu ihrer Wiederkehr vollkommen gesäubert worden sein.
»Unmöglich«, meinte Forister eindringlich.
Sev nickte matt. »Natürlich nicht die Planetenoberfläche.
Aber Sie können sichergehen, daß es dann in den Fabriken nichts mehr geben wird, woran ein Untersuchungskomitee etwas aussetzen kann. Dann haben wir dort saubere
Fließbänder und strikt eingehaltene
Sicherheitsbestimmungen.«
»Und die Gefangenen, die bereits durch Säuren und Gase geschädigt wurden?«
»Ich glaube nicht«, sagte Sev düster, »daß auch nur einer von denen bis dahin noch aussagen kann.«
»Dann müssen wir sofort hingehen, um uns die Beweise zu holen«, entschied Forister.
Sev schüttelte den Kopf. »Das wird nicht funktionieren.
Polyon ist schlau und hat eine eigene Besichtigungstour nur für VIPs entwickelt. Da werden die entstellten Gefangenen und die gefährlichen Herstellungsabschnitte alle sorgfältig außer Sichtweite gehalten. Vor allem in den Zweitfabriken, die im Hinterland des Planeten versteckt sind. Ich weiß, wo eine der schlimmsten Anlagen steht. Ich war dort. Aber ohne mich würde er Sie nur von einem Ende der zentralen
Gefängnisfabrik zum anderen jagen, und Sie würden überhaupt nichts zu sehen bekommen. Und jedes Mal, wenn Sie sich umdrehen, stellen sich Ihnen sechs Wachen in den Weg. Ich muß mit Ihnen gehen.« Er versuchte sich von den Kissen zu erheben, bekam einen Hustenanfall und sank zurück.
»Das kannst du nicht!« rief Fassa.
»Kann sein, daß er muß«, meinte Micaya Questar-Benn.
»Pflicht.« Sie nickte Sev zu, und er tat es ihr gleich. »Sie beide«, mit einem Kopf rucken wies sie auf Fassa und Alpha,
»… zurück in Ihre Kabinen. Hat nichts mit Ihnen zu tun –
hätten gar nicht so viel mitbekommen dürfen.«
»Warten Sie!« rief Fassa, als Forister sie am Arm nahm. »Es muß auch eine andere Möglichkeit geben. Das funktioniert doch nicht, Sev mitzunehmen, sehen Sie das denn nicht? Selbst wenn er kräftiger wäre, ist Polyon doch sofort vorgewarnt, sobald er ihn erblickt. Keiner von Ihnen – keiner von uns wird mit dem Leben davonkommen.«
»Ach, kommen Sie«, sagte Forister sanft. »So furchtbar gefährlich kann Ihr Freund nun auch wieder nicht sein.«
Fassas Miene verhärtete sich. »Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie doch die anderen. Alpha?«
Alpha bint Hezra-Fong nickte zögernd.
Fassa sah zu dem Kabinensensor hinauf. »Nancia, können Sie uns mit Blaize und Darnell verbinden? Nur für einen
Augenblick?«
Beide Männer stimmten Fassas Einschätzung der Situation zu.
»Was können wir denn dann tun?« wollte Forister wissen.
»Verdammt, ich werfe doch jetzt nicht einfach das Ruder herum und renne von dem Planeten davon, aus Furcht vor irgendeinem verwöhnten Sprößling der Hochfamilien, der ein paar gefährliche Spielzeuge in seine Gewalt gebracht hat!«
»Ich denke«, antwortete Fassa schleppend, »daß Sie mich einsetzen müssen.« Sie war sehr bleich. »Bringen Sie Alpha in Ihre Kabine zurück, dann werde ich erklären, was wir meiner Meinung nach tun können.« Sie blickte Alpha
entschuldigungsheischend an.
»Verräterin! Wenn Polyon das herausbekommt…«
Fassa hatte die Lippen zusammengepreßt. Jetzt war sie
überhaupt nicht mehr hübsch. Dafür aber fast schön, auf eine kalte, distanzierte Weise. »Dieses Risiko muß ich wohl eingehen, nicht wahr?«
»Besser du als ich«, meinte Alpha. Sie wandte sich zum Gehen. »Also gut. Sperren Sie mich wieder ein. Ich will diesen Plan nicht einmal hören. Vielleicht trägt er es mir nicht nach, wenn ich nicht dabei bin, während Sie darüber sprechen.«
Doch sie klang nicht allzu hoffnungsfroh.
Als Fassa ihren Plan erläutert hatte, herrschte kurzes Schweigen, während Forister, Nancia und Micaya darüber nachdachten.
»Meinen Sie, er fällt darauf rein?« fragte Forister.
»Er hält Nancia für
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