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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Zimmer eingesperrt gewesen war.
    »Aber das hätte wiederum bedeutet, dich zu verraten«, verwies sie Blaize, »und du wolltest doch bestimmt nicht, daß sie davon erfahren, daß du zuhörst, nicht wahr?«
    Schweigen.
    »Na ja, was hast du denn dann von mir erwartet? Sie hätten mich alle verabscheut.« Blaizes Stimme kippte über. »Ist es nicht schon schlimm genug, daß ich nach Angalia muß, um dort die nächsten fünf Jahre an irgendwelches wandelndes Gemüse PHD-Kisten auszuhändigen? Soll ich meine Karriere etwa damit beginnen, indem ich meine einzigen Freunde in dem ganzen Sonnensystem verliere?«
    Nancia antwortete schließlich. »Das sind nicht deine Freunde, und das weißt du auch.«
    Blaize zuckte mit den Schultern. »Sind aber die beste
    Imitation, die ich zur Verfügung habe. Hör mal, ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, das schwarze Schaf der Familie zu sein, der eine Niemand, mit dem sich keiner befassen mag, den keiner gern hat, den keiner respektiert. Kannst du mir es wirklich verübeln, daß ich daran etwas ändern möchte? Ich möchte wenigstens einmal in meinem Leben irgendwo
    zugehören .«
    »Das tust du doch«, versetzte Nancia. »Was mich betrifft, so gehörst du nämlich tatsächlich zum Rest dieses amoralischen Packs. Und was Respekt angeht… da kannst du auch mich
    getrost auf die Liste der Leute setzen, die für dich keinen Respekt übrig haben. Ich glaube auch nicht, daß du dreimal von zu Hause weggelaufen bist. Du hast ja nicht einmal genug Mumm in den Knochen, um die Straße zu überqueren, wenn keiner dabei ist, um dein Händchen zu halten.«
    »Das bin ich aber doch!«
    Schweigen.
    »Jedenfalls einmal. Und wenn ich tatsächlich noch einmal davongelaufen wäre, wäre es genauso passiert, wie ich es dir erzählt habe. Dann hätten sie mich schon vor der Akademie erwartet. Also wozu das Ganze? Und welchen Unterschied macht es schon? Es ist doch schließlich genauso geendet, als hätte ich es tatsächlich getan, nicht wahr?«
    Schweigen.
    Blaize beschloß, in seine Kabine zurückzukehren, bevor hier noch jemand hereingerauscht kam und ihn dabei ertappte, wie er mit den Wänden sprach.
    »Eine Sache noch«, rief er, als er sich zum Rückzug abstieß.
    »Dieses Stipendium habe ich wirklich gewonnen. Unter dem Namen Blaize Docem. Das kannst du gern in den Unterlagen der Akademie überprüfen!«
    Nancia verharrte in ihrem Schweigen. Die ganze Zeit bis Angalia.

KAPITEL 5
    SINGULARITÄT
     
    Die Umgebung des GehirnSchiffs implodierte, schoß wie ein Wirbelsturm in einer Spiralbewegung auf den
    Singularitätspunkt zu, wo der Subraum der Zentralwelten sich definitionsgemäß vorübergehend mit dem Subraum von Wega schnitt. Die von Metachips verstärkten Parallelprozessoren des Schiffs lösten und optimierten den Formelsatz, der sich in einer Tausendpunktmatrix von Subraumpunkten darstellte, verließ diesen Subraum zur Dekomposition, schoß durch den aus
    Räumen bestehenden, zusammenbrechenden Trichter, um
    dabei jede Zehntelsekunde eine neue Optimierungsaufgabe zu bestimmen und zu lösen. Für Nancia war die Singularität so, wie sie sich den alten Sport namens ›Surfen‹ vorstellte; auf dem nichtdegradativen Punkt balancierend, wo sich die
    auflösenden Subräume trafen, machte sie so schnell lokale Bahnen aus und bewertete sie, daß sich die gewaltigen
    Optimierungsaufgaben zu einem Gefühl verwuschen, auf einer Welle zu reiten, die jeden Augenblick unter ihr
    zusammenbrechen konnte.
    Der Singularitätsfeldtest, den sie an der Akademie bestanden hatte, war einfacher gewesen als das hier. Dort hatte sie es nur mit einem Satz Parallelgleichungen zu tun gehabt; hier strömte die Reihe von mathematischen Gleichungen und
    zusammenschrumpfenden Subräumen unentwegt an ihr vorbei.
    Es war Herausforderung, Gefahr, Freude: Es war genau das, wozu sie ausgebildet worden war. Sie glitt über Matrices aus Daten und speiste sie in die Schiffsprozessoren ein, wählte die sich unentwegt verändernden Pfade in die Singularität und berechnete sie mit der Konzentration einer Athletin.
    Derselbe Nachrichtenstrahl, der Nancia den Sport des
    »Surfens« gezeigt hatte, hatte auch einen Abschnitt über einen Turmspringerwettbewerb enthalten. Die scharfen Linien der Taucherbewegungen, die Sekunden, in denen sie durch die Luft schleuderten, als könnten sie ihren Körpern den Auftrieb und die Freiheit von Schiffen verleihen, faszinierten Nancia; sie hatte sich die Sendung über ein Dutzend Male angeschaut

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