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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Nancia erwidert, als man ihr die Testergebnisse zeigte. »Wer will sich schon mühsam über die Oberfläche wälzen, wenn er sich ebensogut im tiefen Weltall tummeln kann? Und wenn ich auf einem Planeten
    irgend etwas haben will, kann man es mir zum Raumhafen bringen.«
    Doch einen Caleb konnte man ihr nicht bringen. Und sie konnte auch nicht in die Sommerlandklinik, um dort über ihn zu wachen. Nancia konnte alles sehen und hören, was
    innerhalb der Reichweite dieser Knöpfe geschah. Sie konnte dem Träger sogar Instruktionen geben. Aber handeln konnte sie nicht. Sie blieb darauf beschränkt, sich Sorgen über den langsamen Fortschritt zu machen, den sie erzielten, sowie über die Medikamente, die man Caleb in die Blutbahn spritzte.
    »Hast du noch nichts entdecken können?« fragte sie Forister.
    Seit Fassa den Tag leise weinend in ihrer Kabine zugebracht hatte, hatte Forister damit begonnen, seine ›Wächterpflichten‹
    ziemlich frei auszulegen. Er war zwar an Bord und stand bereit, falls es zu einem Fluchtversuch kommen sollte, hatte Nancia aber auch mitgeteilt, daß er keinen Grund dafür sah, weshalb er seine Zeit damit verbringen sollte, draußen vor Fassas Kabinenluke auf einer harten Bank herumzusitzen. Statt dessen saß er nun vor einem Touchscreen in der Zentralkabine, stellte delikate Computerverbindungen zu Alphas Klinikgarten her und suchte nach irgendeinem Hinweis darauf, wo sie den Zeugen untergebracht hatte, den sie brauchten.
    Forister richtete sich auf und seufzte. »Ich habe«, erzählte er,
    »vierhundert Gigamegs an Patiententabellen entdeckt, die allesamt ausführliche Berichte über Medikamentierung,
    Behandlungen und Meßdaten enthalten.«
    »Na ja, warum schaust du dann nicht einfach nach Hopkirk und stellst fest, was sie mit ihm gemacht hat?« wollte Nancia wissen.
    Zur Antwort tippte Forister mit einem Finger auf den Schirm und preßte die Handfläche auf Nancias Analog-Input. Die Daten, die er abgerufen hatte, wurden direkt in Nancias bewußte Erinnerungsspeicher gespeist. Es fühlte sich an, als würde ihr der Inhalt einer medizinischen Bibliothek direkt in den Schädel injiziert. Nancia zuckte, schaltete ihre instinktiven Lesereflexe ab und öffnete einen winzigen Bewußtseinsschlitz für eine mikroskopisch kleine Portion der Daten.
    Es war ein unverständliches Kauderwelsch aus medizinischer Terminologie, ohne Rücksicht auf Absätze oder Abstände komprimiert und mit merkwürdigen Symbolcodes durchsetzt, die die Textstrings aus Fachjargon interpunktierten.
    Sie öffnete einen weiteren Schlitz und ›sah‹ das gleiche dichtkomprimierte, unverständliche Sprachgewirr.
    »Das Material ist nicht nach Patientennamen indiziert«, erläuterte Forister. »Die Namen sind verschlüsselt – aus Gründen der Schweigepflicht, nehme ich an. Falls die Daten überhaupt nach irgend etwas indiziert sein sollten, dann möglicherweise nach Art der Behandlung. Es könnte aber auch nach einer willkürlichen Liste von Medikamenten sein. Bisher konnte ich beim besten Willen kein Ordnungsprinzip
    ausmachen. Und außerdem«, fügte er unnötigerweise hinzu,
    »ist alles auch noch komprimiert.«
    »Wir wissen, daß er durch kontrollierte Überdosen
    Seductrons ruhiggehalten wird«, antwortete Nancia. »Warum nicht… ach so!« Beim Sprechen hatte sie den Datenstrom überprüft. Seductron wurde nirgendwo erwähnt. »Eine illegale Droge«, stöhnte sie. »Offiziell gibt es so eine Behandlung überhaupt nicht. Sie muß es als irgend etwas anderes
    verschlüsselt haben.«
    »Ich hätte Latein lernen sollen«, meinte Forister nickend.
    »Cappellanisch schien für einen Diplomaten soviel nützlicher zu sein… Na ja.«
    »Kannst du dich weiterhin in die Berichte einhacken?« fragte Nancia. »Vielleicht gibt es ja irgendwo anders einen Hinweis.«
    Forister sah leicht schockiert aus. »Ich muß schon bitten, werte Dame! ›Hacken‹ ist ein Straftatbestand.«
    »Aber ist es nicht das, was du da tust?«
    »Ich mag zwar nur vorübergehend als Pilot im Dienst
    stehen«, versetzte Forister, »aber ich bin ein permanentes Mitglied des Diplomatischen Diensts der Zentrale. Code G, falls dir das etwas sagt. Als solches genieße ich diplomatische Immunität. Hacken ist illegal; aber was immer ich tue, ist nicht illegal; folglich ist es auch kein Hacken.« Er lächelte freundlich und zog eine Spiralbahn vom Außenrand des
    Touchscreen nach innen, löschte die vorhergehende Suche und öffnete einen neuen Zugang ins Labyrinth

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