Raumschiff 3 - Tia
sämtliche Nahraumaufnahmen und alle geophysikalischen
Aufzeichnungen vor dem Abschalten des Planeten; dazu die Aufnahmen unter allen Wetterbedingungen, die der Satellit bei zahlreichen Umrundungen des Planeten gespeichert hatte.
Doch davon abgesehen – nichts. Wer immer den Satelliten ausgeschaltet hatte, hatte genau gewußt, was er tat: Der Speicher, der die Aufnahmen etwaiger Besucher hätte
enthalten müssen, war gelöscht. Tia versuchte auf
verschiedenste Weise, dennoch Zugang dazu zu bekommen,
gelangte aber zu dem Schluß, daß der Datenträger vollständig neuformatiert worden war, bevor der gesamte Speicher mit unsinnigen Pseudodaten überschrieben wurde. Nicht einmal ein Experte hätte da noch etwas davon retten können.
»Kannst du den Nahbereichsalarm an unser
Kommunikationssystem ankoppeln?« fragte sie.
»Ich glaube ja.« Er stemmte sich gegen die Luke und schob sich ein Stückchen weiter hinein. »Ja, es ist alles modular aufgebaut. Ich kann allein den Alarm aktiviert halten, und wenn sie nicht gerade auf dieser Frequenz mithören, werden sie nicht merken, daß hier oben jemand herumhantiert hat.«
Einige Augenblicke später fing sie ein Signal auf einem der systeminternen Hochfrequenzcomlinks auf, das eine fremde Präsenz in der Satellitenumlaufbahn anzeigte. Ihr Herz raste plötzlich, und sie stand in Begriff, in Panik zu geraten – dann machte sie sich Vorhaltungen, weil sie so nervös war.
Natürlich registrierte der Satellit jetzt
ihre
eigene
Anwesenheit!
Alex schloß die Luke und verriegelte sie so, wie er sie vorgefunden hatte, dann holte er sich selbst an der Fangleine ein. Einen Augenblick später wurde die Luftschleuse belüftet, und er kehrte in die Hauptkabine zurück, streifte seinen Helm ab und wand sich aus dem Druckanzug.
Tia verbrachte einige Zeit darauf, den Satelliten
umzuprogrammieren, schaltete den Warnmelder ab und
aktivierte dafür sämtliche Nahraumbeobachtungen und
-aufzeichnungen. Dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit den bisherigen Aufzeichnungen.
»Was haben wir denn da?« fragte Alex, während er
versuchte, den Anzug über seine Hüften zu streifen. »Haben wir Glück gehabt?«
»Es gibt eine ganze Menge von diesen Ruinen«, sagte sie vorsichtig und bemerkte mit einem Anflug von Neid, daß der Beobachtungssatellit tatsächlich schärfere und detailliertere Bildaufnahmen machen konnte als sie selbst. Andererseits hatte er aber auch nur ein sehr begrenztes Einsatzspektrum.
»Nun, das ist ja in gewissem Sinne vielversprechend.« Er schlüpfte in den Sessel, ließ den Druckanzug in einem
zerknitterten Haufen am Boden liegen. Sie wartete einen Moment, bis er sich ganz auf den Bildschirm konzentriert hatte, dann schickte sie diskret einen Servoroboter an die Stelle, um den Anzug und den Helm aufzunehmen.
»Ich würde sagen, entweder hier oder dort«, sagte er
schließlich und deutete auf zwei der Ruinen, von denen sich eine im Gebirge, die andere in seiner Nähe befand. »Dort hätten wir den Regen und den Schnee, von dem das erste Opfer geredet hat. Schau mal, in manchen Jahreszeiten bekommt man hier an einem Tag Schneefall am Morgen, Regen am
Nachmittag und Schneefall nach Nachteinbruch.«
Sie hob die Ruinen optisch am Monitor hervor – entdeckte aber gleich noch drei weitere Möglichkeiten, die sich alle in Gebieten befanden, wo die Neigung der Polachse denselben klimatischen Effekt hervorrief. Sie markierte auch diese Ruinen, und Alex nickte zustimmend.
»Also gut. Das muß der Planet sein. Sonst gäbe es keinen Grund, den Satelliten auszuschalten. Selbst wenn das Institut jemanden hierher geschickt haben sollte, hätte der einfach nur die Warnmeldung verändert, aber nicht den gesamten
Satelliten deaktiviert.« Er atmete tief durch. »Nun geht es nur noch darum, die richtige Stelle zu finden.«
Das war Arbeit für die Computer, während Tia schlief. Sie verglichen ihre markierten Gebiete miteinander und suchten nach Veränderungen, die weder auf die Jahreszeiten noch auf das Fallen oder Ausbleiben von Schnee zurückzuführen waren.
Oberste Priorität hatten dabei Veränderungen bei
schneebedecktem Boden. Grabungen mußten ihn dunkel
färben, wie sehr die Plünderer auch immer versuchen mochten, die Spuren’ ihrer Anwesenheit zu verwischen.
Binnen einer Stunde hatten sie ihren Ort – es gab keinen Zweifel daran, daß er regelmäßig besucht wurde. Einige
Gebäude waren baulich verändert worden. So hatte man ein Dach
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