Raumschiff 3 - Tia
repariert.
»Weshalb sollten sie so etwas tun?« fragte Tia sich laut, während sie die Vergrößerung optimierte. »Soviel Raum
brauchen die doch bestimmt nicht – und wie konnten sie das Dach innerhalb von vierundzwanzig Stunden reparieren?«
»Das haben sie nicht«, erwiderte Alex knapp. »Was da über das Loch gespannt wurde, ist Plastik. Und der Grund dafür…
das Loch ist ungefähr groß genug, um mit einem Schiff von zwanzig Mann darin landen zu können. Das ist dann ihr
Hangar und Versteck.«
Tia manövrierte sich in eine stationäre Umlaufbahn über ihrem Ziel. Die detaillierten Untersuchungen der Stelle wiesen darauf hin, daß sie in letzter Zeit keinen Besuch bekommen hatte. Der Schnee war immer noch jungfräulich weiß, und dem Gebäude, das Tia aufgefallen war, fehlte wieder ein Großteil des Dachs.
»Das ist es«, sagte Alex schließlich.
Tia stöhnte. »Wir wissen es… aber wir können es nicht
beweisen. Wir wissen genau, daß jemand sich an dem Ort zu schaffen macht, können aber nicht beweisen, daß es das
Seuchennest ist. Nicht ohne zu landen.«
»Ach, komm schon, Tia, wo bleibt denn deine
Abenteuerlust?« fragte Alex matt. »Wir wußten doch, daß wir höchstwahrscheinlich landen müssen. Wir müssen nur
hinuntersteigen, um ein paar Holos von der Gegend zu
schießen, die genauso aussehen wie Hanks. Dann haben wir unseren Beweis.«
»Meine Abenteuerlust ist mir vergangen, als ich beinahe entführt wurde«, erwiderte sie entschieden. »Ich kann ganz gut ohne Abenteuer leben.«
Und sie konnte nicht anders, sie mußte Ausschau nach einem Schiff halten…
Ob es bewaffnet sein würde? Sie mußte an Pol denken, wie er von Waffen strotzte, und stellte sich vor, wie diese Waffen sich auf sie richteten.
Unbewaffnet. Ungepanzert. Nicht einmal besonders schnell.
Andererseits war sie aber auch ein GehirnSchiff, nicht wahr?
Das Produkt einer umfangreichen Ausbildung. Wenn sie schon nicht schneller fliegen oder besser schießen konnte als diese Leute, konnte sie doch sicherlich besser denken…
Sicherlich.
Nun, wenn sie es schon mit ihrem Intellekt versuchen wollte, sollte sie wohl als erstes eine Möglichkeit finden, unbemerkt zu bleiben. Es war also Zeit, die verstärkten Systeme des Satelliten zu ihrem Vorteil zu nutzen.
»Was tust du da?« fragte Alex, als sie mehrere Minuten
schwieg und die manuelle Schaltung des Satelliten per Funk deaktivierte, um die Scanner benutzen zu können.
»Ich suche nach einem Versteck«, erläuterte sie ihm. »Dieses Spiel können auch zwei spielen. Und ich bin kleiner als ihre Schiff, ich brauche nicht unbedingt ein Gebäude dafür. Aber ich warne dich lieber gleich, es kann sein, daß ich ein gutes Stück abseits der Verstecke parken muß, was einen längeren Fußmarsch bedeuten würde.«
Es dauerte eine Weile: mehrere Stunden intensivster Suche, während Alex sich, so gut er konnte, auf die Reise unten auf der Planetenoberfläche vorbereitete. Das beschränkte sich weitgehend darauf, seinen Druckanzug für einen langen
Aufenthalt fertig zu machen, ihn mit kondensierter Nahrung und Wasser auszurüsten und sicherzustellen, daß die
Druckanzugsysteme zur Not auch einen einwöchigen Marsch durchstanden, und die Kraftzellen wiederaufladen. Alex tat alles, was in seiner Macht stand. Sie wußten beide, daß er vom Augenblick, da er ihre Luftschleuse verließ, bis zu seiner Rückkehr und der Dekontamination im Anzug bleiben mußte.
Schließlich fand sie am Spätnachmittag ›örtlicher‹ Zeit, wonach sie gesucht hatte.
»Ich habe mein Versteck«, sagte sie in die Stille hinein. »Bist du bereit?«
»Bereiter denn je«, sagte Alex, ein wenig zu fröhlich. War das nur ihre Einbildung, oder war er tatsächlich etwas bleich geworden? Nun, wäre sie selbst dazu in der Lage gewesen, wäre wohl dasselbe passiert.
»Dann schnall dich an«, sagte sie nüchtern. »Wir fliegen direkt in ein Schlechtwettergebiet hinein. Der Flug dürfte ziemlich rauh werden.«
Alex nahm sich die Zeit, nicht nur sich selbst anzuschnallen: Er schritt durch das Kabineninnere und stellte sicher, daß alle Gegenstände ordentlich verstaut waren, bevor er seinen Platz im Kommandosessel einnahm. Erst dann, als er sich doppelt angeschnallt hatte, zündete Tia die Triebwerke, und der Landeanflug begann.
Der Eintritt in die Atmosphäre verlief noch sehr glatt, bis sie schließlich in eine Schlechtwetterzone gerieten. Die wilden Sturmwinde eines Blizzards stießen sie heftig umher.
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