Raumschiff 3 - Tia
Leben; Kurierschiffe werden jede Woche hier einfliegen und nicht alle paar Monate, ganz zu schweigen von der Gehaltserhöhung und der Aufwertung
unseres Ansehens! Alle Berichte über diese Ausgrabungsstelle werden unter unserem Namen veröffentlicht werden! Und das alles, weil du mein kluges, vorsichtiges Mädchen gewesen bist, das genau erkannt hat, was sie vor sich hatte, und wußte, wann es Zeit ist, mit dem Spielen aufzuhören!«
»Mum und Dad sind wirklich sehr, sehr glücklich«, erzählte Tia Ted und dachte an das freudige Leuchten in ihren
Gesichtern, als sie das teure Funkgespräch mit dem nächsten Aufseher des Instituts beendet hatten. »Ich glaube, wir haben es gut gemacht. Ich glaube, du hast uns wahrscheinlich Glück gebracht, Ted.« Sie gähnte. »Bis auf die anderen Kinder, die jetzt kommen werden. Aber wir brauchen ja gar nicht mit ihnen zu spielen, wenn wir nicht wollen, nicht wahr?«
Ted stimmte ihr stumm zu, und sie umarmte ihn wieder. »Ich unterhalte mich sowieso viel lieber mit dir«, teilte sie ihm mit.
»Du sagst nie irgend etwas Blödes. Dad meint, wenn man
nichts Intelligentes sagen kann, sollte man lieber den Mund halten; und Mum sagt, daß Leute, die wissen, wann sie den Mund zu halten haben, die klügsten von allen sind, also schätze ich, daß du auch ziemlich klug sein mußt. Richtig?«
Aber Tia bekam keine Gelegenheit mehr herauszufinden, ob Ted mit dieser Feststellung einverstanden war, weil sie in diesem Augenblick in den Schlaf fiel.
Im Laufe der nächsten Tage stellte sich heraus, daß es sich nicht um einen gewöhnlichen Müllabladeplatz handelte.
Vielmehr enthielt er wissenschaftlichen und medizinischen Abfall. Damit steigerte sich der Status der Ausgrabungsstelle von ›wichtig‹ auf ›unschätzbar‹, und Pota und Braddon nutzten jeden wachen Augenblick, um entweder die Ausgrabungsstätte zu besuchen oder ihre Funde zu konservieren und zu
untersuchen, machten reichlich Notizen und stellten jede Menge Spekulationen an. Tia bekamen sie kaum noch zu
sehen; sie hatten ihren Tagesablauf so umgeplant, daß sie schon lange vor ihr aufwachten und erst lange, nachdem sie zu Bett gegangen war, zurückkehrten.
Pota entschuldigte sich bei ihr dafür – auf einem Holo, das sie Tia vorspielen ließ, als sie an diesem Morgen zum
Frühstück kam.
»Tia«, sagte ihr Bild, während Tia an ihrem Saft nippte. »Ich hoffe, du verstehst, weshalb wir das tun. Je mehr wir
herausbekommen, bevor man das Team hierher schickt, je
mehr wir uns für diese Ausgrabung unabkömmlich machen,
um so größer ist unsere Aussicht auf die Beförderung.« Potas Bild fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Unter Tias kritischem Auge wirkte sie müde und etwas abgespannt, aber
einigermaßen zufrieden. »Es wird nur noch ein paar Wochen dauern, das verspreche ich dir. Dann wird alles wieder normal werden. Besser als normal sogar. Ich verspreche dir, daß wir einen Familientag einlegen werden, bevor die Mannschaft hier eintrifft, in Ordnung? Also denk schon mal darüber nach, was du dann gern unternehmen würdest.«
Na, das wäre aber wirklich kosmisch! Tia wußte genau, was sie unternehmen wollte – sie wollte auf dem großen Schlitten zu den Bergen hinaus fahren und ihn diesmal selbst steuern.
»Also entschuldige uns bitte, ja? Wir lieben dich deswegen nicht weniger, und wir denken die ganze Zeit an dich, und du fehlst uns unbeschreiblich.« Pota warf der Kamera eine
Kußhand zu. »Ich weiß, daß du auf dich aufpassen kannst. Ja, wir verlassen uns sogar darauf. Du bist uns wirklich eine sehr große Hilfe. Ich möchte, daß du das auch weißt. Ich liebe dich, Kleines.«
Tia trank ihren Saft aus, als das Holo flackernd verblaßte, und eine Versuchung überkam sie. Das wäre jetzt wirklich eine einzigartige Gelegenheit, um zu schwänzen. Mum und Dad
würden den Tutoren nicht überprüfen, um zu sehen, wie es mit ihrem Unterricht lief – und die Psychos vom Institut würden sich darum nicht scheren; sie hielten sie ohnehin schon für viel zu frühreif. Sie könnte die Bibliothek sogar nach Holos durchforsten, die sie eigentlich nicht sehen durfte…
»Ach, Mist«, sagte Tia nach einem Augenblick bedauernd.
Das wäre zwar ein Spaß – aber es wäre ein schuldiger Spaß.
Und außerdem würden Mum und Dad es früher oder später
doch herausbekommen, und dann würde es Ärger geben, und das wäre dann das Ende des Familientags und anderer
Privilegien. Sie wog die unmittelbare Freude daran,
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