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Raumschiff 3 - Tia

Raumschiff 3 - Tia

Titel: Raumschiff 3 - Tia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Gerät und Mobiliar waren umgestürzt. Der Raum war von weiteren
    Leichen übersät.
    Ein eisiger Schauer, der nichts mit der Temperatur in ihrer Schale zu tun hatte, packte Tia. Furcht, Entsetzen,
    Hilflosigkeit…
    Ihre eigenen Alpträume…
    Mit Mühe übte Tia Kontrolle über ihre innere Chemie aus; sie sagte sich, daß dies nicht die Krankheit sein konnte, die sie heimgesucht hatte. Diese Leute waren an Ort und Stelle
    umgefallen…
    Tia wollte auf eine andere Kamera gehen, als Alex sich
    plötzlich vorbeugte.
    »Tia, warte einen Moment.« Gehorsam hielt sie das Bild
    aufrecht, machte es soweit schärfer, wie es die Ausrüstung, die Zeitverzögerung in den Orbit und die atmosphärische
    Interferenz gestatteten. Sie selbst konnte nicht mehr hinsehen.
    »Es ist nichts zu essen da«, sagte er schließlich. »Schau mal… überall sind Teller und solche Dinge, aber es ist weit und breit nichts zu essen zu sehen.«
    »Räuber?« schlug sie vor. »Oder was immer…«
    Was immer sie umbrachte? Aber es gibt kein Anzeichen für eine Invasion, einen Angriff von außen…
    Alexander schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.
    Versuchen wir es mit einer anderen Kamera.«
    Diese Kamera befand sich vor dem Vorratsgebäude – und
    hier entdeckten sie auch die ersten Überlebenden.
    Sofern man sie noch so nennen kann. Tia registrierte wie gebannt das eintreffende Signal, zu entsetzt, um sich davon abzuwenden. Drei Menschen befanden sich in Reichweite der Kamera: ein Heranwachsender, ein junger Mann und eine
    ältere Frau. Sie beachteten einander nicht, ebensowenig die Leichen zu ihren Füßen und ihre Umgebung. Der Junge saß auf dem Boden der Anlage, starrte auf ein Stück grellfarbiges Papier vor sich und wiegte sich vor und zurück. Diese
    Kameras nahmen keinen Ton auf, aber Tia hatte den
    merkwürdigen Eindruck, daß er tonlos vor sich hin summte.
    Der junge Mann stand in zwei Fuß Entfernung vor einem
    Zaun und verlagerte sein Gewicht immer wieder von einem Bein auf das andere, schwankte, als wollte er an dem Zaun vorbei, ohne zu wissen, wie er das bewältigen sollte. Und die ältere Frau schritt endlos im Kreis umher.
    Alle drei waren schmutzig, ihre Gesichter waren verschmiert, die Augen ausdruckslos; in zottigen Strähnen hing ihnen das Haar in die Augen. Tia war froh, daß die Kamera keine
    Gerüche übertragen konnte.
    »Tia, gib mir bitte eine andere Kamera«, flüsterte Alex nach einem langen Augenblick.
    Kamera um Kamera zeigte dasselbe Bild: Am Boden
    liegende Leichen und einige wenige Überlebende, die ziellos umherwanderten. Nur eine von ihnen schien etwas anderes zu tun – eine junge Frau, die einen Beutel mit Notverpflegung gefunden hatte und ihn nun aufriß. Monoton stopfte sie sich die Rationswürfel mit beiden Händen in den Mund wie…
    »Wie ein Tier«, ergänzte Alex flüsternd ihren Gedanken.
    »Sie frißt wie ein Tier.«
    Tia zwang sich, sachlich zu bleiben. »Nicht wie ein Tier«, berichtigte sie ihn. Sie analysierte den Anblick, als hätte sie es mit einer fremden Rasse zu tun. »Nein… sie verhält sich wie ein Wesen, das einen Hirnschaden hat… oder vielleicht wie ein Drogensüchtiger, der schon so lange von einem Mittel
    abhängig ist, daß seine höheren Hirnfunktionen weitgehend ausgeschaltet sind.« Das war nicht ›ihre‹ Krankheit.
    Du hast gewußt, daß du früher oder später auch eine Seuche zu Gesicht bekommen würdest. Diese Seuche ist zwar gräßlich, aber du hast gewußt, daß es geschehen würde.
    »Zombies«, flüsterte Alex, als ein weiterer Überlebender achtlos an der essenden Frau vorbeistapfte, die es inzwischen aufgegeben hatte, die Hände zu benutzen, um statt dessen das Gesicht in den aufgerissenen Rationsbeutel zu stecken.
    »Du hast wohl zu viele schlechte Holos gesehen«, meinte Tia zerstreut, während sie der KI mit Hochgeschwindigkeit
    Befehle erteilte. Sie mußte herausbekommen, wann das
    geschehen war – und wie lange diese Leute sich bereits in einem solchen Zustand befanden.
    Es war ein Jammer, daß die Kameras nicht auf
    Aufzeichnungen eingestellt waren, denn dann hätte sie eine Menge in Erfahrung bringen können: wie schnell die
    Erkrankung eingesetzt war und wie die Anfangssymptome
    aussahen. Statt dessen hatte sie nur die Aufzeichnungen der Ausgrabungsmannschaft zur Verfügung und den Zeitpunkt, an dem sie abbrachen.
    »Alex, der letzte aufgezeichnete Eintrag der KI-Datenbank wurde um null Zweihundert örtlicher Zeit vor eineinhalb Wochen gespeichert«,

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