Raumschiff 3 - Tia
verhindern.
Am Vorabend dieses Prozesses entdeckte Tia schließlich ihr nächstes Anlageprojekt, und zwar der dritte Planet im Azteca-System, bekannt als Quetzecoatl.
Die Interstellare Teleson, eine der größten
Kommunikationsfirmen in ihrem Raumquadranten, hatte
soeben den Hauptsitz ihrer Sektorenabteilung nach Quetzecoatl verlegt. Für diese Verlegung sprach sehr viel: die zentrale Lage und das gute Klima. Das war jedoch nicht der Grund für die Verlegung gewesen.
Tia hegte keinen Zweifel daran, daß hier weitaus mehr auf dem Spiel stand als nur das Gebiet. Irgend jemand war
offensichtlich einem anderen einen Gefallen schuldig – irgend jemand wollte, daß etwas anderes geheimgehalten wurde, und das war der Preis dafür.
Sie war sich ihrer Sache erst recht sicher, als der neue Ort im Zuge ihrer geologischen Recherche als Rotzone eingestuft wurde. Die Untersuchungen zeigten, daß diese wunderschöne, flache Ebene ein Flutbassin war. Quetzecoatl hatte zwar nicht die exzentrische Umlaufbahn eines Largo Draconis – nur eine leichte Schräglage. Eine, die niemanden in den
Hauptsiedlungen berührte. Doch alle hundert Jahre legte sich die Polachse etwas länger in die Ekliptik als sonst. Dann fingen die Gletscher an zu schmelzen. Die Ebene wurde zwar nicht richtig ›überflutet‹, sie wurde jedoch ganz langsam immer feuchter – um dann, wenn die Frühlingsregen
einsetzten, binnen ein bis zwei Wochen von Wasser bedeckt zu werden.
Die Firmenvorschriften der Interstellaren Teleson besagten allerdings, daß die empfindlichsten Daten und Instrumente sowie das gesamte dazugehörige Computergerät dauerhaft in unterirdischen Bauten, die mindestens vier Stockwerke tief sein mußten, aufbewahrt werden mußten, um jede erdenkliche Störung und Schädigung auszuschließen. Wer immer dieses Projekt geleitet hatte, hatte die geologischen Gutachten völlig ignoriert. Die Bauingenieure beklagten sich über Versumpfung und warnten vor Überflutung; dafür wurden zusätzliche
Pumpen installiert. Die Pumpen hielten den unterirdischen Trakt zwar im Augenblick noch trocken, doch Tia schätzte, daß sie schon ununterbrochen arbeiten mußten, um auch nur das Grundwasser zu bewältigen. Mit der Flut würden sie nicht fertigwerden.
Den meteorologischen Daten zufolge standen die Gletscher im Begriff zu schmelzen, und die Frühlingsregenfälle sollten in ein paar Monaten einsetzen.
Inzwischen gab es einen halben Kontinent entfernt eine
Katastrophenrettungsfirma, die sich auf die Wiederherstellung von Daten und Geräten spezialisiert hatte. Sie machte damit Reklame, daß sie ein bestehendes System binnen eines Monats duplizieren konnte und Daten aus Geräten zurückzugewinnen vermochte, die über ein Jahr in Salzwasser getaucht gewesen waren oder in Großfeuern erhebliche Schäden erlitten hatten.
Die Interstellare Teleson würde sie bald brauchen und wußte es nicht einmal. Außerdem gefiel Tia der Name. Wer immer diese Leute sein mochten, sie hatten jedenfalls eine Menge Humor.
Leise vor sich hin lachend rief Tia Lee Stirling an und gab ihre Anweisungen bekannt – dann schickte sie einen weiteren sorgfältig formulierten Brief an die Krach-und-Brenn-Datenrettung GmbH.
Der öffentliche Prozeß gegen Doktor Haakon-Fritz wurde zu einem zehntägigen Zirkus – doch inzwischen hatten Tia und Alex sehr viel ernstere Sorgen und keine Zeit, sich mit einem solch trivialen Schauspiel zu befassen.
Tias Aufzeichnungen sowohl an der Ausgrabungsstätte wie auch in der Hauptkabine waren inzwischen öffentlich bekannt, und darauf beruhte die gesamte Anklage. Das Institut wollte nunmehr nicht allzu dumm dastehen. Im Gegenzug zu dem
Arsenal von Handfeuerwaffen, die Alex verlangte, wollte man, daß er vor Gericht nicht aussagte, da alles, was er hätte sagen können, diese Aufzeichnungen nur gestützt hätte. Sie wußten beide, was die Institutsleute dachten: Aufzeichnungen waren eine Sache, aber ein heldenhafter Beteiligter, der auch nur eine Spur leidenschaftlich klang – nein, so etwas wollten sie lieber nicht sehen. Alex war bereit, sich auf diesen Handel
einzulassen – der Preis erschien ihm nicht zu hoch. Außerdem hätte er nur wenig hinzufügen können und hätte nur wieder im Mittelpunkt der Medien gestanden. Während sich also die Medien versammelten, versuchten die Rechtsanwälte des
Instituts, den gesamten Vorfall herunterzuspielen. Alex bekam seinen Waffenschrank und Tia ihre ethologische Ausrüstung im Gegenzug für
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