Raumschiff 3 - Tia
entwickelte.«
»Richtig. Ich lasse das für dich berechnen und besorge dir die kartographischen Berichte über diesen Umkreis, dann seid ihr und die anderen Mannschaften dran.« Kenny meldete sich ab, und Alex drehte sich mit seinem Sessel zu Tias Säule um.
»In diesem Gebiet gibt es kaum Informationen«, versetzte er.
»Yamahatchi liegt am Außenrand des bekannten Raums. Die Kartographen sind dort noch an der Arbeit… es wird Wochen, Monate, möglicherweise sogar Jahre dauern, bis die
Information hier eintrifft. Wir brauchen ein Suchnetz, nicht nur ein paar Suchmannschaften.«
»Also – wie wäre es, wenn wir Kenny nicht nur den
Gesundheitsdienst, sondern auch die Dekontamination
anfordern lassen?« fragte sie »Die haben zwar auch keine HM-Teams, aber wenigstens besitzen sie KI-Drohnen und
medizinische Mannschaften. Die könnten das Netz ebensogut leiten wie wir. Vielleicht etwas langsamer, aber das muß nicht unbedingt schlimm sein.«
»Ich mache mich daran«, erwiderte Alex sofort. »Er kann jedes freie Schiff und Team mobilisieren, das augenblicklich zur Verfügung steht, während wir die wahrscheinlichen Ziele berechnen.«
»Und den Geheimdienst!« fügte sie hinzu, als Alex erneut den Kontakt zu Kenny und seiner Mannschaft herstellte. »Sag Kenny, er soll sich mit dem Geheimdienst in Verbindung
setzen, damit sie ihre Leute innerhalb dieses Umkreises nach weiteren Opfern Ausschau halten lassen, nach Gerüchten über Seuchen oder Schiffen, die auf geheimnisvolle Weise die Hälfte ihrer Mannschaft verloren haben!«
»Oder Schiffe, die plötzlich verschwinden und keinen Hafen mehr anfliegen«, ergänzte Alex grimmig. »Irgendwo wird
dieser Trampfrachter in den Hyperraum eintreten und nie wieder hervorkommen. Oder hervorkommen, ohne daß noch
jemand das Steuer bedient.«
Tia wünschte sich, erschauern zu können. Statt dessen hatte sie ein Gefühl, als wäre die Temperatur ihrer Außenhülle plötzlich auf den absoluten Nullpunkt gesunken.
Kein Computer konnte es mit dem geschulten Geist
aufnehmen, wenn es darum ging, eine Möglichkeit auf der Grundlage der Beobachtungsdaten zu identifizieren oder zu verwerfen. Alex und Tia nahmen sich jeweils Segmente der berechneten Reichweitenkugel vor und begannen ihre eigene Art von Analyse der möglichen Kandidaten, die die
Computersuche ermittelte.
Einige waren offensichtlich: geologische Instabilität, die Verstecke auf unberechenbare Weise freilegen oder
verschwinden lassen würde; Klima ohne Schneefall, Klima ohne Regen; bewohnte Planeten mit relativ dichter Besiedlung oder Planeten ohne Kontinente, mit winzigen Inselketten.
Andere waren nicht ganz so offensichtlich: Gebiete ohne wirkliche oder nur stark veränderliche Landschaftsmerkmale; Gebiete mit Schnee und Regen, in denen sich der Schnee im Winter jedoch zwölf Fuß hoch türmte; das wäre zu tief zum Graben gewesen. Der ursprüngliche Fundort mußte zufällig freigelegt worden sein – vielleicht während des Baus einer Basisstation.
Orte mit freien Schürffirmen kamen auf die Liste,
Ackerbaukolonien dagegen nicht. Orte, die vom Institut zur Erforschung markiert wurden, gehörten darauf, Orte mit vollen Institutsmannschaften nicht. Wenn Tia auch nicht ausschließen mochte, daß jemand, der persönliche Probleme hatte, Funde an Schmuggler verkaufte, glaubte sie doch nicht, daß jemand eine derart schrecklich ansteckende Krankheit würde vertuschen wollen.
Sobald sie einen Raumkegel analysiert hatten, bekam eine Mannschaft den Auftrag, ihn zu durchkämmen. Sich selbst hatten Alex und Tia eine andere Aufgabe zugedacht: Sie
wollten die Freihäfen nach weiteren Opfern absuchen. Die Häfen konnten sie sehr viel schneller checken als jedes von einer KI oder einer Normalperson gesteuerte Schiff. Schneller wäre nur ein Schiff mit Singularitätsantrieb gewesen. Da diese aber alle im Einsatz waren, war es unwahrscheinlich, daß man eins für sie abstellen würde. Also mußte AH Eins-Null-Drei-Drei tun, was möglich war – versuchen, den ›Frachter‹ zu seinem Ursprungsort zu verfolgen.
Es war ein Wettlauf gegen die Zeit, und jeder, der an dem Projekt beteiligt war, wußte das. Wenn diese Krankheit sich in einer großen, raumfahrenden Population ausbreiten sollte, stünde es schlecht um die Möglichkeit, sie einzudämmen, bevor sie Millionen von Opfern gefordert hatte.
»Alex«, rief Tia zum dritten Mal und drehte die Lautstärke etwas höher. Diesmal antwortete er.
»Was ist, meine Liebe?«
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