Raumschiff 3 - Tia
ihre Nichtaussagen. Als sie sich darauf vorbereiteten, eine weitere Rundreise anzutreten, erhielten sie eine dringende Meldung.
Der KD hatte eine andere Aufgabe für sie, weil sie das
einzige HM-Schiff auf der Basis waren.
Und so fanden sie sich plötzlich nicht nur mit einem neuen Auftrag wieder – sondern auch noch mit einem völlig neuen Arbeitgeber.
»Kenny, worum geht es hier?« wollte Tia wissen, als die Flut von Anweisungen und Nachträgen schließlich endete und sie mit einem einzigen Ziel, einem leeren Flugplan und einer
›Anweisungen abwarten‹-Mitteilung zurückließ. Hier waren sie nun, angedockt an der Stolz von Albion, und die Anweisung kam von Doktor Kennet Uhua-Sorg.
»Um das hier«, erwiderte Doktor Kennet grimmig und
übertrug ihr die Kameraaufnahme eines der
Quarantänezimmer.
Alex blieb die Luft weg. Tia konnte es ihm nicht verübeln.
Der Anblick, den Doktor Kennet ihnen von diesem neuesten Quarantänepatienten der Stolz von Albion gewährte, war glücklicherweise nur sehr kurz. Er war einmal menschlich gewesen. Jetzt war er nur noch ein humanoider Körper.
Irgendwo in dieser Masse schwärender Wunden gab es Augen, einen Mund, ein Gesicht. Das dort waren einmal Hände
gewesen – und Füße.
Tia fing sich als erste wieder ein. »Wer ist das«, fragte sie in scharfem Ton, »und was ist mit ihm geschehen?«
»Wer das ist, wissen wir nicht«, erwiderte Kenny, und seine Miene war völlig ausdruckslos. »Er stammt von einem
Trampfrachter, der ihn zurückließ, als er nicht rechtzeitig zum Start kam. Wir wissen nicht, ob die mit so etwas gerechnet haben oder ob sie sich nur Sorgen gemacht haben, weil
plötzlich ein Mitglied ihrer Mannschaft fehlte, jedenfalls sind sie mit einer ungeheuren Geschwindigkeit von der Station Yamahatchi gestartet. Er hatte natürlich falsche Papiere – und es ist nicht genug von seinen Fingern und seinen Retinae übrig, um ihn zu identifizieren. Und wenn er noch nie unter Mord-oder Gewalttatverdacht gestanden haben sollte, könnte es Jahre dauern, seine DNS-Muster mit den Geburtsaufzeichnungen zu vergleichen.«
Alex nickte. Es wäre nicht allzu schwergefallen, sein Schiff zu identifizieren. Jeder, der sich in einem Stationshotel einschrieb, mußte nicht nur seine Papiere abgeben, sondern auch sein Heimatschiff nennen. Diese Informationen wurden sofort mit dem Schiff überprüft. Das Schiff mußte die Identität seines Mannschaftsmitglieds bestätigen, sonst wurde es nicht aufgenommen. Passagiere stiegen natürlich in völlig anderen Hotels ab.
»Eine solche Startgeschwindigkeit weist auf einen Piraten oder Schmuggler hin«, meinte Alex.
»Ich denke, daran besteht wohl kaum ein Zweifel«,
antwortete Kenny. »Nun, als seine gebuchte Zeit in der billigen Herberge abgelaufen war, öffnete man die Tür zu seinem
Zimmer – fand das hier.«
»Was ist mit dem Herbergspersonal?« fragte Tia.
»Wir haben sie alle in Quarantäne gesteckt, aber bisher weist keiner Anzeichen der Infektion auf.«
»Was hat er denn genau?« wollte Tia wissen und bemühte
sich um eine ruhige, gelassene Stimme.
Kenny zuckte mit den Schultern. »Wieder eine Seuche ohne Namen. Die Symptome sind eindeutig genug. Entzündungen, die zu schwärenden Wunden werden, die immer nur verheilen, um wieder aufs neue aufzubrechen. Ein Komplex von Viren und Bakterien, verstärkt durch einen Defekt im Immunsystem.
Bisher keine Heilung möglich. Die Dekontamination hat den Herbergsraum völlig sterilisiert, und wir kennen bisher niemanden, der auch davon erwischt wurde. Und die
Aufzeichnungen des Portiers zeigen, daß er nach seinem
Bezug des Zimmers die Herberge nicht mehr verlassen hat.«
»Es gibt keinen Grund, weshalb ein Pirat von so etwas
niedergestreckt werden sollte«, warf Tia ein, »dagegen ein Artefaktschmuggler…«
»Das ist auch genau der Grund, weshalb ich euch beide
angefordert habe«, bestätigte Kenny. »Und weshalb das
Institut euch an uns ausgeliehen hat. Ach, Alex, falls du dich wundern solltest… ich stecke in der Sache drin, weil ich trotz meiner Spezialisierungen anscheinend zum Experten für
archäologiebedingte Erkrankungen geworden bin.«
Alex warf der Säule einen fragenden Blick zu. Tia wußte, was er damit ausdrücken wollte. Könnte dies dieselbe
Krankheit sein, von der ihnen der geheimnisvolle ›Sinor‹
erzählt hatte? Könnte es sein, daß der Mann ihnen zwar nicht seinen wirklichen Namen, aber eine wirkliche Geschichte geliefert hatte?
Sie ließ
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