Raumschiff 4 - Channa
mit dem Rest des Hochklans eintrafen.
»Gebieter, unser System wird angegriffen!«
»Das Wurmprogramm?« Chindik t’Marid war Spezialist auf diesem Gebiet. Er hatte den Angriffswurm des Klans selbst entworfen. Außerdem war er in seiner Freizeit ein anerkannter Spieleprogrammierer.
»Nein«, erwiderte der Techniker. Seine Finger huschten über das Paneel. »Irgend etwas prügelt sich einfach herein.«
»Beiseite.« Chindik rief eine Grafik auf. Er stieß einen stummen Pfiff aus. Irgend etwas mit gewaltiger Rechenleistung hämmerte gegen die Verteidigungslinien, versuchte alle Lösungen. Es gab keinen Hinweis auf Echtraumortung. Seine Computer verbrauchten ihre gesamte Kapazität darauf, den Gegner aufzuhalten. Aber da es nur eine einzige feindliche Einrichtung in Sicht gab…
»Kabelleitungen zur Station kappen«, befahl er.
»Gefechtsalarm an alle anderen Fahrzeuge.«
»Ich kann die Kabelleitungen nicht kappen«, widersprach der Techniker. »Die Retraktoren antworten nicht. Ebensowenig die On-Verbindungen mit dem Rest der Flottille.«
»Nun, dann…«, fing Chindik an. Da unterbrach ihn ein
weiterer Schrei.
»Spürung«, meldete der Sensorenoperator. »Mehrfache
Spürung. Reaktorsignaturen. Sehr nahe, Gebieter. Im Anflug befindlich.«
»Angriffsvektoren«, verkündete der taktische Computer.
»Fahrzeug wird angegriffen.«
»Das sind keine Kriegsschiffe«, sagte Chindik erstaunt und bestürzt zugleich, als er den Schirm musterte. Sein Kopf peitschte vor und zurück, der Reflex einer Kreatur, die von allen Seiten angegriffen wurde. Dann richtete er sich auf, schritt zur Kommandantenstation und ließ sich auf die Liege sinken.
»Gefechtsalarm«, befahl er. Die Alarmglocken begannen zu läuten. »Gefechtsstationen. Kurzstreckenenergiewaffen aktivieren. Jede dieser… Mücken unter Feuer nehmen, soweit die Waffen reichen. Gantry?«
»Gebieter?« Die Wachen hatten den Blick vom
Aufnahmesensor abgewendet. »Gebieter, wir hören…«
»Ruhe! Trupps durch die Seitenschleuse schicken und die Leitungen sprengen, die uns mit der Ungezieferstation verbinden.«
»Gebieter?«
»Gehorsam!«
Die Wachen stoben auseinander wie Quecksilber unter dem Hammer.
»Sprengungsmeldung durchgeben«, fuhr Chindik fort.
»Fünfminutensignal, gesamte Mannschaft zurück an Bord des Brechers. Danach ablegen.«
»Gebieter, ich habe versucht, die Abkopplungsprozedur zu aktivieren.« Die Kommandobrücke füllte sich, als die Reservemannschaft hereinkam und auf Station ging. »Meine Meßgeräte behaupten, daß es funktioniert, aber die Sichtüberprüfung zeigt keinerlei Aktivität.«
»Einen Trupp Techniker losschicken, um sie manuell
einzuleiten. Triebwerke, vorbereiten auf Manöver.«
»Gebieter, wir sind immer noch physisch verbunden.«
»Ich weiß. Wir reißen uns frei und riskieren die
Beschädigung. Schätzung.«
»Sechs Minuten bis Bereitschaft, Gebieter.«
Die Waffenmannschaft begann zu arbeiten. »Feind kommt
näher. Beschleunigungsdaten folgen. Vorbereitung der
Zielaufnahme… Gebieter, wir brauchen Manövrierraum! Sie sind zu nahe für Abfangraketen.«
»Maschinenraum, verkürzen auf drei Minuten.« Er wandte sich wieder der Kommunikationskonsole zu. »Gebt mir den Befehlshaber!«
»Zwei Decks tiefer, nehmt den Notschacht. Zwei Decks tiefer, nehmt den Notschacht.«
Simeons Stimme hallte durch den Korridor. Überall öffneten sich die Türen zu den Wohnräumen. Stationsbewohner kamen heraus, erst vereinzelt, dann in Gruppen. Sie rasten an dem Arbeitstrupp an der Gangverbindung vorbei, packten alles, was man ihnen in die Hände drückte: Nadler, Industrieschweißbrenner, Sprengstoffbündel, Taschenlampen und überschüssige Konsumgüterchips. Ihre Mienen waren ruhig und angespannt.
Simeon teilte ein weiteres Mal seine Aufmerksamkeit, als Arnos herankam.
»Channa?« fragte der Betheliter. Und dann, als sie hinter Joseph erschien, rief er erleichtert: »Channa!« Sie nahmen sich die Zeit für eine kurze Umarmung.
Arnos’ Augen weiteten sich leicht, als er Josephs mit Blut überströmten Körper erblickte.
»Nicht mein Blut, Bruder«, erklärte Joseph grinsend.
»Du bist verletzt.«
»Eine gebrochene Rippe. Das ist nichts.«
Arnos nickte. »Bislang sind sie noch überrascht«, sagte er zu Channa. »Aber das wird nicht lange so bleiben.« Die Station bebte unter ihren Füßen.
Belazir t’Marid trat von der Tür zurück. Er sah sich mit zu Schlitzen verengten Augen um.
Narr, dachte er und
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