Raumschiff 4 - Channa
dich gehört, Gus? Ich glaube, Kumpel, ihr Gesichtsausdruck wird dir am Ende doch nicht passen. Das weiß ich sogar mit Sicherheit. Er fragte sich, was er wohl unternehmen könnte, damit sie die nächste Woche keinen Zugang zu ihm bekäme.
Patsy nahm langsam wieder Platz, behielt die geweiteten Augen auf Channas gerötetes Antlitz gerichtet. »Sie mögen ihn wirklich nicht, wie?« sagte sie mit leisem Staunen.
Channa musterte sie ausdruckslos. »Wie kommen Sie denn darauf?«
Patsy schüttelte den Kopf. »Nur so eine Eingebung.«
Channa seufzte und lächelte reumütig. »Na ja, um fair zu bleiben, liegt hier möglicherweise doch ein Hauch von Projektion vor. Wissen Sie, ich wollte immer auf einem Planeten arbeiten. Ich liebe einfach das Gefühl von Wind in meinem Haar und Regen im Gesicht. Ich genieße es, in einem Meer zu planschen, und das Gefühl von Boden unter den Füßen. Also habe ich die letzten zwei Jahre um einen ganz bestimmten Posten gekämpft.« Fragend blickte sie Patsy an.
»Waren Sie schon einmal auf Senalgal?«
Patsy nickte und lächelte dabei verzückt. »Und ob. Da war ich auf meiner ersten Hochzeitsreise. Was für ein wunderbarer Ort! Wunderschöne Strände, warmes Meer, überall Blumen, und dann das Essen! Dort würde ich auch gerne leben, jedenfalls eine Zeit lang.« Sie seufzte. »Na, dann fahren Sie mal fort.«
»Nun, wie Sie sich vorstellen können, war die Konkurrenz mörderisch. Ich hatte zwölf Vorstellungsgespräche, darunter auch eins mit Ita Secand, der Managerin von Kelta, mit der ich dann zusammengearbeitet hätte. Mein Gott! Was hätte ich nicht darum gegeben, mit ihr zu arbeiten. Sie ist witzig, charmant, kultiviert. Ich dachte, daß ich soviel von ihr würde lernen können. Schließlich waren nur noch zwei im Rennen, ich selbst und noch jemand.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nie erfahren, wer der andere Kandidat war, aber ich hatte das sichere Gefühl, daß es eine extrem schwierige Entscheidung werden würde. Und dann, ganz plötzlich, nachdem er zwölf Jahre über Soll durchgemacht hat, beschließt Tell Radon, daß er sich unbedingt jetzt pensionieren lassen muß! Und diese süße kleine Pflaume, die ich schon fast in den Händen hielt, wurde mir so schnell weggerissen, daß sie auf meinem Nagellack regelrechte Brandspuren hinterließ. ›Sie sind auf einer Station geboren und aufgewachsen‹, hat man mir gesagt. ›Sie sind perfekt für diesen Posten geeignet‹, sagten sie. ›Es ist ein extrem wichtiger und prestigeträchtiger Posten‹, wurde mir versichert. Grrrrr! Wie man so sagt, ich würde am liebsten ausspucken.«
Patsy musterte Channas verbitterte Miene.
»Ja, das war mächtig aufgedreht. Sieht so aus, als würden Ihre ganzen Fähigkeiten gegen Sie arbeiten anstatt Ihnen zu nützen. Und das lassen Sie vielleicht jetzt auch ein wenig an Simeon aus?« Sie grinste und zeigte mit Daumen und Zeigefinger einen Mikrometer. »He, vielleicht ist das ja ganz gut für ihn. Also, was mich betrifft«, sie legte eine Hand auf den Busen, »ich finde, daß wir Sie nötiger haben als Senalgal.
Ich meine, Senalgal wird doch immer etwas Besonderes
bleiben, egal, wer es leitet, nicht? Aber eine Station, na ja, das kann einfach nur so eine alte Fabrik sein, die von den falschen Leuten geführt wird. Sie brauchen Ita Secand nicht, um witzig und kultiviert zu werden – das sind Sie schon. Genau so etwas fehlt uns hier, Miss Hap, und ich mache keine Witze.«
Channa errötete und grinste, dann nahm sie einen Schluck von ihrem Wein, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
»Na ja, danke schön. Da haben Sie mir aber eine ganz schöne Herausforderung in den Weg gelegt«, murmelte sie, dann wechselte sie das Thema. »Wer war eigentlich dieser große, stattliche, grauhaarige Typ, mit dem Sie sich gestern abend unterhalten haben? Irgendwie wurde er mir nie vorgestellt.«
»Florian Gusky?«
»Florian?«
»Wir nennen ihn Gus.«
»Das verstehe ich.«
Patsy lächelte warmherzig. »Das ist wirklich ein toller Bursche… ein ehemaliger Marinemann, hervorragender Navigator. Die Geschichten, die der erzählen kann…«
»Wie ich sehe, hat er seine Fürsprecher«, erwiderte Channa grinsend.
»Nicht, was Sie vielleicht denken«, erwiderte Patsy steif.
»Aber ich gebe zu, daß ich ihn mag. Ich höre ihn einfach gern erzählen. Als ich noch ein Kind war, dachte ich mir, ich würde gern tun, was er gemacht hat. Sie wissen schon, zur Marine gehen und das Universum von Bösewichtern
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