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Raumschiff 4 - Channa

Raumschiff 4 - Channa

Titel: Raumschiff 4 - Channa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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befreien, genau wie irgendein wildgewordener Holoheld.« Sie seufzte. »Aber jetzt bin ich hier, nichts als eine Algenhirtin.«
    »Eine Algenhirtin?« fragte Channa amüsiert. »Reisen Algen denn in Herden?«
    »Ach, Sie wissen schon, was ich meine. Anstatt etwas
    Aufregendes zu tun, beobachte ich bloß diese
    blasenschlagenden Schleimtanks. Von der Aufregung
    bekomme ich bestimmt keine Magengeschwüre.« Sie seufzte.
    »Manchmal wünsche ich mir eine richtige Katastrophe. Irgend etwas Besonderes.«
    Channa blickte sie ernst an. »Seien Sie vorsichtig mit Ihren Wünschen«, erwiderte sie. »Sonst werden die noch wahr.«
     
    Channa summte unmelodisch vor sich hin, während sie die Adoptionsformulare ausfüllte. Sie sah vollkommen zufrieden und mit der Welt im reinen aus. Das Geräusch irritierte Simeon aufs heftigste. Sicher, in gewissem Sinne könnte er den Raum auch »verlassen«, und das hatte er auch schon getan. Aber er kehrte immer wieder zurück, wie zu einem durchgebrannten Schaltkreis: angezogen von der Irritation, um immer wieder nachzusehen, ob sich etwas geändert haben mochte.
    Schließlich sagte er: »Sie wirken aber happy.« Hap. Happy.
    Das wird sie sicherlich furchtbar ärgern.
    »Ich liebe es, Formulare auszufüllen«, erwiderte sie. »Je komplizierter, um so besser.«
    Irgendwie paßt das, dachte Simeon. Als du ein Partner wurdest, ging dem Universum eine große Steuerprüferin verloren.
    »Ihren Teil auszufüllen, ist kein Problem«, fuhr sie fort.
    »Schließlich liegt Ihr ganzes Leben auf Datei vor. Aber ich werde schon bald mit dem Kind reden müssen.«
    »Das kann ich schon tun«, wehrte er ab. Außerdem kann ich die gottverdammten Formulare in weniger als der Hälfte der Zeit ausfüllen, ohne dabei widerliche Geräusche auszustoßen.
    Channa wandte sich seiner Säule zu. »Simeon… ich räume ja ein, daß wir so behutsam wie möglich vorgehen sollten.« Sie hielt inne und machte eine hilflose Geste. »Ich… wir müssen ihn in die Medizinalabteilung bringen. Wir müssen mit Hilfe von Retinaabdrücken und Genanalysen beweisen, daß er überhaupt existiert. Sie wissen doch selbst, wie Bürokraten sind: Ohne Schein kommt keiner rein. Wir müssen ein Gespräch mit ihm aufzeichnen. Also muß er hervorkommen, in voller Pracht – na ja, wenigstens fast… aus den Maschinenräumen hinaus in die richtige Welt«, fuhr sie hastig fort.
    »Schön, ich rede mit ihm.«
    »Simeon«, meinte sie zögernd, »warum stellen Sie uns
    einander nicht vor? Ich meine, Sie können doch mit ihm über die Adoption reden. Und ich kann solange in der Nähe außer Sichtweite bleiben, bis er mich kennenlernen will.«
    Sie macht Zugeständnisse, begriff er. Aber warum beruhigt mich das nicht? Er unterdrückte ein nichtexistentes Herzflimmern und erwiderte in neutralem Ton: »Klar, warum nicht?«
    Von ihrem Sitzplatz an dem kalten Schott konnte Channa die beiden sprechen hören.
    »Du willst mich adoptieren?« fragte eine junge Stimme
    ungläubig. Sie wurde durchpulst von einem sehnsüchtigen Hoffen.
    »Klar«, erwiderte Simeon und war überrascht, daß ihm der Gedanke zu behagen begann, Joats Kopf schoß scheinbar aus dem Nichts in Simeons Gesichtsfeld.
    »Das kannst du nicht«, sagte er in völliger Gewißheit, seine Stimme klang wieder ausdruckslos. »Die lassen es nicht zu, daß du ein Kind adoptierst. Du bist nicht wirklich.«
    Simeon reagierte verblüfft. »Was soll das heißen, ich bin nicht wirklich?«
    Joats junges Gesicht strahlte von amüsiertem Staunen. »Es ist mir zwar nicht lieb, deine Seifenblase zum Platzen zu bringen, aber wer sollte es schon zulassen, daß ein Computer ein Kind adoptiert?«
    »Wie kommst du denn darauf, daß ich bloß ein Computer
    bin?« fragte Simeon mit hartem Unterton.
    Channa biß sich in den Handballen. Dieser Junge teilt gut aus, dachte sie. Aber Simeon Hirn spielt die gekränkte Unschuld auch ganz nett… Mit einem Schlucken unterdrückte sie einen aufsteigenden Lachanfall. Eine hörbare Reaktion wäre jetzt deutlich deplaziert. Ganz und gar.
    »Das hast du mir doch gesagt«, erwiderte Joat, und
    Empörung schlich sich in seine Stimme ein. »Du hast gesagt:
    ›tatsächlich bin ich selbst die Station.‹ Das bedeutet, daß du eine Maschine bist. Ich habe schon von KIs und sprachgesteuerten Systemen gehört.«
    Beide Zuhörer konnten die Herablassung in seiner Stimme vernehmen, aber seine Miene drückte eine tief sitzende Sorge aus, daß dieser Computer möglicherweise im Begriff

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