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Raumschiff 4 - Channa

Raumschiff 4 - Channa

Titel: Raumschiff 4 - Channa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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sich selbst gehören. Und eine Managerhüllenperson wie Simeon überträgt ihre Schulden oft an eine Firma, und wenn sie sie dann abgetragen hat, macht sie unter Arbeitsvertrag weiter.«
    »Hast du sie denn schon abgetragen, Simeon?«
    »Nein, obwohl ich durchaus ein großzügiges Gehalt
    bekomme. Aber wie ich schon sagte, ich habe auch Hobbys…«
    »Was denn?« wollte Joat wissen.
    »Ich habe eine große Sammlung von Schwertern und
    Dolchen, darunter auch eine echte Fahne aus dem Bürgerkrieg, ein Regimentsadler.«
    »He, das ist ja toll! Hast du auch Gewehre?«
    Wieso sind nur alle Männer gleich? dachte Channa.
    »Klar«, erwiderte Simeon eifrig. »Ich habe eine echte Brown Bess mit Steinschloß und eine M22. Und eine der ersten rucksackgestützten Laserwaffen, die je ausgegeben wurden!«
    »Das darf doch nicht wahr sein!« Für einen Augenblick
    schien Joat Channas Anwesenheit völlig zu vergessen. Seine Stimme klang lauter, so als käme er aus seinem Versteck wieder hervor. »Alle möglichen alten Waffen, wie?«
    »Das kannst du wohl sagen. Sogar ein römisches Gladius.«
    »Ein was?«
    »Gute Frage«, warf Channa ein.
    »Ein Kurzschwert. Über dreitausend Jahre alt«, unterbrach Simeon. Eine Pause. »Natürlich ist es möglich, daß es nur eine Kopie ist. Aber selbst wenn, ist sie für einen Gegenstand von solchem Alter in einem wirklich erstaunlich guten Zustand. Ich kann es mindestens fünfhundert Jahre zurückverfolgen. Den Aufzeichnungen nach gehörte es als erstes dem legendären Sammler Powgitti, danach wurde es in den Ruinen seiner Villa ausgegraben.«
    Ich werde langsam heiser, merkte Channa eine Stunde später.
    Erstaunlich, was er alles weiß. Joat hatte höchstwahrscheinlich jede förmliche Schulbildung sauber umgangen, sich aber jede Menge Wissen auf seinen Interessengebieten angeeignet. Zorn stieg in Channa auf. Es war ein Verbrechen, daß ein Verstand wie Joats ignoriert worden war, wie ein Stück Unkraut in einer abgelegenen Ecke. Und auf welch barbarische Weise man Behinderte vor dem Hüllenstadium als unproduktive Menschen ignorierte. Und Joat war auch nicht einfach nur daran interessiert zu zeigen, daß er Dinge wußte, von denen sie nichts verstand. In seiner Stimme schwang der nackte Wissensdurst mit. Näher und näher… Sie konnte einen
    kleinen, zusammengekauerten Schatten ausmachen sowie ein gelegentliches Augenglitzern, wenn er den Kopf umdrehte.
    »Und Waffen sind nur ein Teil dessen, was ich im Laufe der Jahre gesammelt habe«, sagte Simeon gerade. »Ich habe auch hervorragende Strategiespiele – ganze Bretter…«
    Channa war schockiert. Wollte Simeon dieses Kind etwa als Spielpartner adoptieren? Doch dann wurde ihr klar, daß er nur versuchte, die Pille zu versüßen.
    »Ich weiß zwar von keinem Hüllenmenschen, der schon
    einmal jemanden adoptiert hat, aber ich denke, es würde dir zum Vorteil gereichen, Joat. Ganz bestimmt würde es jedenfalls Sicherheit bedeuten und einen Ort, den du dein eigen nennen kannst, anstatt von einem Versteck ins andere zu hetzen, wenn die Inspektionsmannschaften hier durchkommen.
    Dann bekommst du auch regelmäßig deine Mahlzeiten und
    könntest auf die Ingenieurschule gehen.«
    Channa vernahm ein leises »Ja« aus der kalten Finsternis.
    »Vielleicht denkst du heute nacht mal darüber nach?« schlug Simeon vor. »Dann kannst du ja morgen mal vorbeikommen und dir das Zimmer angucken, das ich dir zuweisen kann.
    Vielleicht ißt du dann mit Channa zu Abend und unterhältst dich noch ein wenig mit uns darüber.«
    »Ja«, ertönte es nun noch deutlicher aus der Dunkelheit.
    »Also schön«, Simeon klang erfreut. »Und wenn du heute nacht noch irgendwelche Fragen haben solltest, immer raus damit, ich werde schon antworten.«

KAPITEL 4
    Es ist eine Ehre, das Vertrauen eines Kindes zu gewinnen, dachte Simeon, vor allem, wenn es soviel durchgemacht hat wie dieses hier. Ich glaube, ich bin noch nie so glücklich gewesen. Er hatte eine Ahnung, daß sich dieses Gefühl dem annäherte, was man als »gekitzelt« bezeichnete, und er meinte auch, daß es sich so anfühlen müsse, wenn man lächelte.
    Seitdem Joat eingezogen war, hatte Simeon sich Mühe
    gegeben, das Weltbild der Normalpersonen besser zu
    verstehen.
    Natürlich gab es auch einige Überraschungen…
    Wenn man ihn zum erstenmal im vollen Licht der
    fluoreszierenden Tageslichtröhren erblickte, wirkte Joat nicht gerade einnehmend. Er war klein für sein Alter, hager bis ausgemergelt, mit großen

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