Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumschiff 4 - Channa

Raumschiff 4 - Channa

Titel: Raumschiff 4 - Channa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
schließlich.
    »Ach, Channa«, sagte Simeon in einer Stimme, so weich wie Regenwasser.
    Channa seufzte und schloß wieder die Augen. Das
    entspannte, und auch ihr Körper begann langsam die Tatsache zu akzeptieren, daß sie am Leben und außer Gefahr war. Was schon schwierig genug war, wenn man mit der Sorge das
    Bewußtsein verloren hatte, möglicherweise nie wieder
    aufzuwachen.
    , »Willkommen im Land der Lebenden«, sagte eine etwas
    tonlosere Stimme. Sie hörte das Geräusch einer Bewegung.
    Als sie die Augen öffnete, erblickte sie Doktor Chaundra, der sich über sie beugte. Er hatte seine professionelle Miene angelegt: eine Art aseptisches Lächeln, nicht vergleichbar mit der echten Begeisterung, die er in einer gesellschaftlichen Situation aufzubieten wußte, wenn er über sein Spezialgebiet sprach. Channa bewältigte die komplexe Prozedur, gleichzeitig zu lächeln und zusammenzuzucken.
    »Mein Kopf«, sagte sie mit krächzender Stimme und hob
    matt eine zitternde Hand, um sich die Stirn zu reiben.
    »Dafür habe ich genau das richtige«, erwiderte er. Er berührte ihre Halsfalte mit einem Injektor, der kurz darauf zischte, und sie verspürte Kälte.
    Fast im selben Augenblick begann der Schmerz, der sich in ihr Hirn gebohrt hatte, wieder zu verschwinden. »Ach, beim Ghu! Das ist schon besser.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.
    »Nein, ich habe lediglich den Schmerz betäubt«, widersprach der Arzt. »Die organischen Schäden sind zwar minimal, aber es wird doch einige Tage dauern, bis es verheilt ist.«
    »Durst?« Sie hob die Brauen in mitleiderregendem Flehen.
    Chaundra schenkte ihr ein Glas Wasser aus einer auf dem Nachttisch stehenden Karaffe ein, gab einen Strohhalm hinein und reichte ihn ihr.
    Gierig saugte sie an dem Halm, nahm Rücksicht auf ihre eigene Kopfstellung, dann reichte sie ihm das leere Glas zurück. »Mehr«, verlangte sie. Er füllte es aufs neue, und einmal mehr leerte sie es fast sofort. Das Geheul ging wieder los. Channa furchte die Stirn. »Wer hat denn da solche Schmerzen?«
    Der Arzt schnitt eine Grimasse. »Sie gehört zu den Leuten, die wir vom Schiff evakuiert haben. Es ist die erste, die wieder bei Bewußtsein ist. Wir wissen nicht, wer sie ist. Bisher hat sie nur geschrien, seit sie aufgewacht ist. Aber sie ist nicht schwer verletzt. Sie ist dehydriert und hat Kopfschmerzen und Nasenbluten.«
    Nun ertönte ein besonders heftiges Kreischen und das
    Geräusch von Gegenständen, die sich über den Boden
    verteilten. Stimmen murmelten tröstende Worte.
    »Wenn die Frau mit einem Kopfschmerz, wie ich ihn beim Aufwachen hatte, noch schreien kann, ist sie verrückt«, bemerkte Channa.
    Chaundra nickte. »Das ist natürlich auch eine Möglichkeit, aber ich glaube, daß sie im Augenblick nur Hysterie als Nebenwirkung des Kälteschlafs in Erscheinung bringt.« Er seufzte. »Die frühesten Methoden hatten manchmal die
    Wirkung, daß sie grundlegende Hemmungen unterdrückten.«
    »Können Sie ihr nicht irgend etwas geben?« fragte Simeon aus seinem Wandmikrofon. »Dieser Lärm ist ja
    ohrenbetäubend.«
    »Nein«, erwiderte der Chefarzt. »Oder, genauer, im
    Augenblick lieber noch nicht. Die haben sich selbst schon unter Medikamente gesetzt, vermutlich, um den
    Sauerstoffverbrauch zu senken. Ich weiß zwar nicht, wie lange, aber ihrem körperlichen Zustand nach zu schließen, muß es viel zu lange gewesen sein.« Er ließ einen weiteren seiner typischen Seufzer entweichen. »Ich möchte lieber nicht noch mehr in ihren Organismus einführen. Vor allem, da viele der Substanzen, die sie verwendeten, ihre Haltbarkeit überschritten haben dürften oder heute nicht mehr in Gebrauch sind.«
    »Es heißt, daß man jemandem, der hysterisch wird, einfach nur ein Ohrfeige…« fing Simeon an.
    Chaundra unterbrach ihn. »Ich denke, das hat wohl mehr damit zu tun, die Frustration der Zuhörer zu lindern als das Leiden des Patienten«, bemerkte er mit resigniertem Lächeln.
    »Sie sind ein Heiliger, Doktor«, sagte Channa zu ihm.
    Tatsächlich wußte sie, daß er ein pazifistischer Witwer mit einer Leidenschaft für Chirurgie war, doch es spielte keine Rolle. »Ich dagegen nicht. Und bevor ich mich dazu
    gezwungen sehe, hinüberzugehen und das kleine Aas durch die Wand zu prügeln, möchte ich doch lieber von hier
    verschwinden.«
    Er lächelte und berührte die Maschine. Die wedelte mit weiteren Sonden über ihr herum und befühlte dabei zwei oder drei empfindliche Stellen.

Weitere Kostenlose Bücher