Raumschiff 5 - Carialle
»Das ist körperlich zwar unmöglich, aber ich nehme kaum an, daß er damit aufhören wird, nur weil wir ihn darauf hinweisen. Aberglaube bleibt Aberglaube.«
»Das ist, äh, grotesk, Chaumel«, sagte Keff und lächelte, wie er hoffte, voll überzeugender Bewunderung.
»Danke, Keff«, antwortete der silberne Zaubermann mit einiger Verneigung.
»Zeig mir, wie die Kraftgegenstände funktionieren«, fuhr Keff fort und wies dabei auf den Tisch. »Ich hätte nichts gegen eine kleine Vorführung… bei der ich ausnahmsweise einmal nicht das Ziel bin.«
Chaumel war nur zu gern bereit, diesem Wunsch zu
entsprechen.
»Jetzt siehst du, wie diese sind«, sagte er großmütig. Er nahm sich den Ring und die Röhre vor und schob dazu seinen Liebling, den Stab, wieder in das Gürtelhalfter zurück. »Hier entlang.«
Auf dem Weg aus dem schmalen Zimmer nahm Chaumel
seinen Monolog wieder auf. Diesmal schien es um den
Ursprung und die Besitzverhältnisse der Gegenstände zu gehen.
»Wir sind stolz auf unsere Spielzeuge«, sagte Carialle spöttisch. »Schau mal, mein Ärmel ist ganz leer, simsalabim!«
»Hoppla!« sagte Keff, als Chaumel die Hand ausstreckte und plötzlich eine riesige Steingutvase darin erschien. »Simsalabim
– das kann man wohl sagen!«
Mit leisem Lächeln blies Chaumel auf die Vase, und plötzlich flog sie den Gang entlang, als würde sie über Eis gleiten. Er hob die Röhre, zielte damit und preßte sie leicht. Die Vase erstarrte; dann stob sie wie in Zeitlupe in einem Sandschauer auseinander und besprenkelte dabei die Wände und die beiden Männer.
»Hervorragend!« sagte Keff applaudierend. Er spuckte etwas Sand aus. »Bravo! Mach das noch mal!«
Entgegenkommenderweise erschuf Chaumel als nächstes
einen großen Steingutteller. »Meiner Mutter dies gehörte. Ich mögen das niemals leiden«, fügte er hinzu. Mit einem Schlenker seines Handgelenks folgte der Teller der Vase. An Stelle der Röhre benutzte der Zaubermann diesmal den Ring.
Mit einem Krachen explodierte der Teller in seine
Bestandteile. Nun erschienen ein gläserner Kelch und danach eine Karaffe aus dem Nichts. Chaumel ließ beide einander umtanzen; dann verschmolz er sie mit einem roten Lichtstoß aus seinem Zauberstab zu einem einzigen Stück. Sie stürzten zu Boden und verstreuten dabei ihre Glassplitter.
»Und was gibt’s als Zugabe?« fragte Keff, als er den Blick durch den mit Trümmerstücken übersäten Boden gleiten ließ.
»Hmph!« machte Chaumel. Er wedelte mit dem Stab, worauf drei beschürzte Bedienstete erschienen, gefolgt von Besen und Eimern. Chaumel ließ die magischen Gegenstände in der Luft schweben und klatschte in die Hände. Hastig machten sich die Diener an die Aufräumarbeit. Zufrieden verschränkte Chaumel die Arme und blickte Keff mit selbstgefälliger Miene an.
»Ich verstehe. Du hast den Spaß, und die armen Schweine machen den ganzen Dreckkram wieder weg«, meinte Keff nickend. »Trotzdem, bravo!«
»Ich habe gerade eben den Energieaufbau während dieser kleinen Wildwest-Show verfolgt«, flüsterte Carialle. »Es gibt keinerlei Verbindung zwischen dem, was Chaumel mit seinem Spielzeug macht, dem Summen im Fußboden und irgendeiner Energiequelle, wenn man von einer leisen Reaktion aus dem heillosen Durcheinander am Himmel absieht. Die Geothermik schweigt. Und damit du ihn gar nicht erst danach fragst – er hat keinen Generator bei sich. Frag ihn, woher sie ihre Energie beziehen.«
»Woher stammen deine magischen Talente?« fragte Keff den silbernen Zaubermann. Er imitierte Potrias Zaubertechnik, indem er mit den Armen Luft heranschaufelte und die Hände vorschob. Chaumel machte einen Satz zur Seite. Er erbleichte und musterte Keff mit bösem Blick.
»Ich schätze, es ist wohl doch keine bloße Zeichensprache«, meinte Keff kleinlaut. »Echter Funktionalismus der Symbole.
Tut mir leid, wenn ich gegen die Etikette verstoßen habe, alter Knabe. Aber konnten die Neuen das auch«, er tat, als wollte er die Geste wiederholen, unterließ es aber ganz betont, »als sie nach Ozran kamen?«
»Manche. Die meisten haben bei den Alten gelernt«,
erläuterte Chaumel, ohne daß er sich wirklich dafür zu interessieren schien. Er warf seinen Zauberstab hoch in die Luft. Der überschlug sich, verschwand und erschien
schließlich wieder in seinem Seitenhalfter.
»Fliegen?« fragte Keff und ahmte die Art und Weise nach, –
wie der Flugsessel des silbernen Zaubermanns herabsauste und wendete. »Von den Alten
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