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Raumschiff 5 - Carialle

Raumschiff 5 - Carialle

Titel: Raumschiff 5 - Carialle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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neigte. Mit herrischem Gebaren segelte sie in den großen Saal hinein, wo sie etwa zwei Meter über dem Boden schweben blieb, als wäre sie in Glas gegossen:
    »Ilnir, Hochhexer der Inseln.« Chaumel verbeugte sich vor einem hageren Mann in Purpur mit Hakennase und
    kugelrundem, kahlem Kopf. Nokias wollte vortreten, doch Chaumel hob mit bedauernder Geste einen Finger. »Ferngal, Hochhexer des Ostens, ich begrüße dich.«
    Nokias’ Gesicht lief im Lichtschein des Ballsaals rot an. Er setzte sich wieder in Bewegung, nachdem Ferngal mit
    selbstzufriedenem Halbgrinsen vorbeigeschritten war. »Ich hatte es vergessen, Bruder Chaumel. Verzeih mir meine Unhöflichkeit.«
    »Verzeih mir die meine, Hochgestellter«, erwiderte Chaumel jovial und hob die Hände, um sie zu spreizen. »Bei Ureth, du könntest doch niemals etwas anderes sein als höflich. Sei gegrüßt, Nokias, Hochhexer des Südens.«
    Ernst trat der goldene Zaubermann ein und nahm seinen Platz am südlichen Punkt des Mittelkreises ein. Ihm folgte Omri aus dem Westen, ein flamboyanter, attraktiver Mann, der in passendes Pfauenblau gekleidet war. Chaumel begrüßte ihn ausgiebig.
    Mit weitaus weniger Pomp und Unterwürfigkeit hieß er nun auch den Rest der zu Besuch gekommenen Zauberer
    willkommen.
    »Er steht gesellschaftlich über diesen Leuten«, sprach Carialle in Keffs Implantat. »Er macht ihnen deutlich, daß sie von Glück sagen können, ihn überhaupt zu Gesicht zu
    bekommen. Ich weiß nicht genau, welche gesellschaftliche Stellung er wirklich einnimmt. Wahrscheinlich hält er nicht ganz denselben Rang inne wie die ersten fünf, aber er verfügt auf jeden Fall über sehr große Macht.«
    »Und mich hat er auch dort, wo er mich haben will«, sagte Keff in säuerlichem Tonfall.
    Genau wie Nokias mußten auch andere unter den
    unbedeutenden Zauberleuten unerwartet hinter einigen ihrer Artgenossen zurückstehen. Chaumel blieb unbeugsam, als er Degradierungen andeutete, und ignorierte jene, die sich nur mürrisch fügten. Keff überlegte, ob die Reihenfolge vielleicht flexibel war und häufiger geändert wurde. Er sah, wie manche der Anwesenden giftige Blicke tauschten und knappe, barsche Gesten machten, doch sagte niemand ein Wort, und keiner schwang seinen Stab.
    Potria und Asedow hatten inzwischen Zeit gehabt, sich umzuziehen und nach dem Kampf ein wenig frischzumachen.
    Potria rauschte auf ihrem goldrosa Streitwagen in einem halbdurchsichtigen Tuchumhang herbei, der von solcher Feinheit war, daß er an Handgelenken und Kehle von ihrem Herzschlag pulsierte. Ihr Parfüm hätte verboten werden müssen. Asedow, immer noch grün gekleidet, trug mehrere Ketten und Armbänder aus einem gehämmerten und
    durchbohrten Material, die beim Gehen schepperten. Die beiden stießen sich gegenseitig die Ellenbogen in die Rippen, als sie auf Chaumel zukamen; jeder wollte der erste sein.
    Chaumel löste den Konflikt, indem er sich über Potrias Hand verbeugte, dabei aber Asedow hinter ihrem Rücken durch winkte. Potria feixte ob der zusätzlichen Aufmerksamkeit durch den Gastgeber; dafür aber gelangte Asedow mit
    rauschenden grünen Gewändern vor ihr in den Saal. Wie Carialle und Keff schon früher bemerkt hatten, war Chaumel tatsächlich ein Diplomat.
    »Wie wird man eigentlich befördert?« fragte Keff Chaumel, als dieser gerade das letzte Mitglied des Zaubervolks, ein schlankes Mädchen in primelgelber Robe, mit einer
    Verneigung in den Ballsaal dirigierte. »Nach welchen Kriterien entscheidest du, wer als erster drankommt?«
    »Das werde ich dir beizeiten noch erklären«, erwiderte der silberne Zauberer. »Komm.«
    Er ergriff Keff fest am Oberarm; dann trat er vor, um mit seinen vielen Besuchern unbeschwert zu plaudern. Er brachte Keff zu Zolaika, vor der er sich verbeugen mußte, worauf diese buchstäblich über Keffs Kopf hinweg ein unverständliches Gespräch mit Chaumel begann, nachdem der Gastgeber sich schwebend auf dieselbe Höhe wie die Dame begeben hatte.
    Keff stand da und blickte zu dem verbalen Schlagabtausch hinauf. Er wünschte sich, das IÜP konnte schneller
    simultandolmetschen. Er vernahm zwar öfter seinen Namen, konnte aber kaum ausmachen, um was es ging. Der größte Teil des Gesprächs wurde in einem anderen, fremdartig
    anmutenden Dialekt geführt, unterstrichen von sparsamen Handgesten. Keff erkannte nur die Zeichen für ›Hilfe‹ und
    ›Ehre‹ wieder.
    »Ich hoffe, du zeichnest das alles auf, damit ich es später noch einmal durchgehen

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