Raumschiff 5 - Carialle
kann«, brummte er Carialle subvokal zu. Die Hände auf den Rücken gelegt, drehte er sich um seine Längsachse, um den Rest des Saals zu beobachten.
»Ja, schon, aber mit heraushängender Zunge«, antwortete Carialle. »Junge, Junge, da hast du aber wirklich ganze Heerscharen mobilisiert! Alle wollen sie einen Blick auf dich werfen. Ich gehe jede Wette mit dir ein, daß hier so ziemlich jeder anwesend ist, der mit einer Zutrittserlaubnis rechnen durfte. Ich frage mich nur, wie viele jetzt wohl noch zu Hause herumhocken und versuchen, sich einen guten Vorwand
auszudenken, um mal vorbeizuschauen.«
»Die Wette halte ich lieber nicht«, erwiderte Keff fröhlich.
»Oh, guck mal, der Dekorateur war da!«
Der große Saal, der bis zum Eintreffen der Gäste noch leer gestanden hatte, füllte sich nun nach und nach mit passenden Möbelstücken. An den Wänden erschienen zwei Reihen aus Fackelhaltern, in denen lodernde Leuchten staken. Drei Zauberleute, die gerade in der Nähe der Doppeltür plauderten, entdeckten plötzlich eine Couch hinter sich und nahmen darauf Platz. Spinnenbeinige Stühle verfolgten Magier durch den Saal, um sich an der richtigen Stelle und zur richtigen Zeit in Position zu bringen; denn die Zauberer blickten nicht einmal hinter sich, um sich davon zu überzeugen, daß tatsächlich eine Sitzgelegenheit vorhanden war – man ging einfach davon aus.
Dichtwachsende, farnähnliche Pflanzen in riesigen Töpfen entstanden plötzlich um zwei Zauberleute, die sich an eine Wand gedrückt hatten und in verstohlenem Tonfall
miteinander redeten.
Ein geflügelter Sessel stieß Zolaikas Kniekehlen an, während sich zu Füßen der alten Frau liebevoll ein Polsterschemel anschmiegte. Sie machte es sich bequem, als einige jüngere Zauberleute herbeikamen, um ihr ihre Aufwartung zu machen.
Ein kleiner Tisch mit runder, geränderter Platte erschien in ihrer Mitte. Einige der Gäste legten ihre magischen
Gegenstände darauf, womit sie für die Dauer des Gesprächs anscheinend eine Art Waffenstillstand in die Wege leiteten.
Nachdem er Zolaika mit einem Handkuß die Ehre erwiesen hatte, löste Chaumel sich von der Gruppe und lenkte Keff zu dem nächsten hochstehenden Zaubermann im Raum hinüber.
Ilnir, der gerade in ein Gespräch vertieft war, würdigte Keff kaum eines Blickes, gewährte Chaumel aber ein freundliches Kopfnicken, während er sehr betont die Geste mit seiner armdicken magischen Keule unterstrich. Ein geschnitztes Podest erschien unter Ilnirs Ellenbogen, und er stützte sich darauf.
Jeder der höherstehenden Zauberleute hatte eine Reihe männlicher oder weiblicher Schmeichler dabei. Potria, die in ihrem wallenden, tief ausgeschnittenen Pfirsichumhang richtig betörend aussah, gehörte zu der Gruppe um Nokias. Asedow stand unmittelbar neben ihr. Finster musterten sie Chaumel; sie nahmen seine Mißachtung ihres Anführers offenbar sehr persönlich. Als Chaumel und Keff vorüberkamen, beschwerten sie sich gerade darüber, daß man es ihnen regelwidrig untersagt habe, ihren Wettstreit zu Ende zu führen.
Ferngal und Nokias standen abseits ihrer jeweiligen Kreise in der Nähe der Kristallfenster beisammen. Zwar tauschten sie Artigkeiten aus, unterhielten sich aber nicht wirklich. Keff, der die Aufnahmeempfindlichkeit seiner Audioanlage mit einem Pressen seines Kiefers verstärkt hatte, vernahm sogar, wie einer der beiden eine Bemerkung über das Wetter machte.
Chaumel blieb mit gleichem Abstand zu beiden Hochhexern stehen. Die Hand in einer Falte seiner silbernen Robe verborgen, hielt er Keff mit scharfen Stößen dazu an, sich erst vor Ferngal, dann vor Nokias zu verneigen. Keff entbot jedem der beiden einige höfliche Worte. Das IÜP machte
Überstunden bei dem Versuch, die aufgezeichnete Plauderei auszuwerten, versorgte Keff aber immerhin mit den
erforderlichen Höflichkeitsfloskeln, und das langsam genug, um sie ohne Rückgriff auf den Lautsprecher der IÜP-Einheit rezitieren zu können.
»Ich komme mir vor wie ein abgerichteter Affe«, bemerkte Keff subvokal.
Als er sich wieder aufrichtete, konnte Carialle sein Publikum ausmachen. »Dafür halten sie dich auch. Sie scheinen überrascht zu sein, daß du überhaupt sprechen kannst.«
Chaumel führte Keff von seinen beiden wichtigen Gästen fort und schob den Kopf mit verschwörerischer Intimität in seine Richtung.
»Weißt du, mein junger Freund, ich hätte es vorgezogen, dich ganz allein für mich zu behalten, aber ich kann
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