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Raumschiff der Generationen

Raumschiff der Generationen

Titel: Raumschiff der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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vierundzwanzig Jahren haben wir, so meine ich, verdammt viel getan, um jedem Bürger das Leben so angenehm wie möglich zu machen.«
    Sie hatte ihn nicht verstanden! Thoralf blickte sich um. Hatte ihn keiner verstanden? Maria Munyos nestelte an ihrer Jacke herum. Barbaroffs Gesichtsausdruck war nicht zu erkennen. Er blickte zur anderen Seite hin. Franka deSelters spielte mit ihrem Stift. Anatoli …
    Sie wollten ihn nicht verstehen. Nun, er war entschlossen, es ihnen deutlich zu machen. Da sagte Birger vom Fenster her, seine Stimme klang, wie immer, leicht ironisch:
    »Thoralf sprach von einem ›ideellen‹ Ziel. Damit hat er schwerlich die bürgerlichen Annehmlichkeiten gemeint.«
    »Also, was hat er dann gemeint?« fragte Terre schroff.
    »Ja, ich sprach von einem ›ideellen‹ Ziel, von dem Ziel nämlich, die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern, Konfliktstoffe zu beseitigen, Aggressionen abzubauen oder in produktive Kanäle umzuleiten …«
    »Die Besonderheit unserer Situation«, brach Franka deSelters mit ihrer zittrigen Fistelstimme ein, »die Zusammenpferchung von zwanzigtausend Menschen in einem Raumschiff – wenn es auch noch so groß ist – ist verantwortlich für den hohen Grad an Aggressivität …«
    »Und so gesehen«, ergänzte Maria Munyos, »ist der Grad der Aggressivität noch beachtenswert niedrig.«
    »Dies vor allem dank der totalen inneren Umgestaltung des SCHIFFES. Es wird doch wohl niemand bestreiten, daß wir damit dafür gesorgt haben, daß die Menschen heute ein lebenswertes Leben führen können und nicht mehr das unwürdige Dasein fristen müssen wie wir seinerzeit«, sagte Terre und blickte Thoralf streitlustig an.
    »Niemand bestreitet das, und niemand von uns hat vergessen, daß Sie sich um dieses Projekt damals ganz besondere Verdienste erworben haben als wissenschaftlicher Koordinator, Terre. Aber hier geht es um etwas ganz anderes! Hier geht es darum, die, sagen wir, politische Lage an Bord zu verbessern, die Eskalation der Spannung zu stoppen, aus den Menschen des SCHIFFES wieder eine Gemeinschaft zu machen …«
    »Eine Gemeinschaft, wie sie früher an Bord herrschte, wie wir sie führten, kann es nicht mehr geben.« Terre stand auf und begann im Raum umherzuwandern. »Inzwischen ist eine neue Generation herangewachsen. Menschen, im Weltraum geboren. Frauen und Männer, die noch niemals in ihrem Leben auf der Kruste eines Planeten gestanden haben. Die …« ihre Stimme wurde leiser, verlor plötzlich ihre Härte, »… nicht die grünen Hügel kennen, die blauen Ozeane …«
    »Sentimentalitäten bringen uns nicht weiter!« bellte Barbaroff und schlug mit der flachen Hand auf die Lehne seines Sessels. »Virtannen! Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    Thoralf lächelte fein. »Terre hat das Stichwort selbst gegeben: die junge Generation! Sehen Sie nicht selbst die einzige Konsequenz?«
    »Senator Virtannen!« Barbaroff stieß sich wütend mit den Füßen vom Boden ab und rollte quer durch den Raum herüber zu Thoralf, der ihm gelassen entgegensah. »Wir sind keine Schüler, denen man die Pointen aus den Hirnen lockt! Sagen Sie klipp und klar, was Sie wollen!«
    Thoralf musterte sie alle der Reihe nach. Er wußte, daß er verlieren würde. Einzig Birger würde ihm vielleicht seine Stimme geben.
    »Ich fordere«, sagte er so ruhig wie möglich, »Die Aufnahme schiffgeborener Personen in den Senat!«
    Sie schwiegen, wie erwartet. Nach einer Weile fragte Terre:
    »Wollen Sie Abstimmung, Thoralf?«
    »Ja, und zwar geheim!«
    Das Ergebnis stand im voraus fest. Thoralf wunderte sich nicht einmal so sehr, als auf dem Monitor die Ziffern erschienen:
    »6:1«
    Also hatte auch Birger abgelehnt.
    Vielleicht mußte es erst zu einem handfesten Bürgerkrieg kommen, mußte es gar erst Schwerverletzte geben an Bord des SCHIFFES, ehe sie Vernunft annehmen würden! Aber war dies überhaupt eine Sache der Vernunft? Der Konflikt zwischen der alten und der jungen Generation, dachte Thoralf, spielte sich auf keiner rationalen Ebene ab. Es war ein Konflikt der Ängste. Die Angst der Alternden, der Etablierten, die Angst, das, was sie sich geschaffen hatten, zu verlieren. Was für wahr und richtig erkannt worden war, was zur Basis ihres Daseins geworden war, verunsichert, gefährdet, hinweggefegt zu sehen. Und die Furcht, die Positionen zu verlieren, den Platz, den man sich im Leben erkämpft, für den man andere bekämpft, für den man gedarbt und gelitten hatte, der schließlich zu

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