Raumschiff der Generationen
›Juli-Zeit‹ könnt ihr zusammen raus …«
Elba sprang auf und fiel ihm um den Hals. »Thoralf …!« jubelte sie. »Weißt du überhaupt, was das bedeutet …?«
Er nickte. Dann machte er sich sanft los. Er ging in seine Nische und streckte sich auf seiner Liege aus.
Der junge Mann fiel ihm wieder ein. Er hatte ihm also doch ein Märchen erzählt. Seltsam war nur, daß das Robotgehirn der Unterwasserrennbahn es für notwendig gehalten hatte, eine so allgemeine und im Grunde wenig aufregende Information zu verschlüsseln und sie damit nur einem begrenzten Personenkreis, nämlich den Angehörigen des Senats, zugänglich zu machen.
Mit dieser ungelösten Frage schlief er ein …
4.
Die wenigen Röhrenleuchten, die noch brannten, verbreiteten ein spärliches Licht. Die Decke war niedrig, und die Wände, von denen Rost abblätterte, standen eng zusammen.
Durch das uralte Gangsystem eilte, mit langen Schwebeschritten die geringe Schwerkraft überwindend, eine Frau. Sie schien sich hier auszukennen. Zielsicher bewegte sie sich durch das Labyrinth der Stollen, Schächte und Schwerkraftlifte und stand schließlich am Ende eines vollkommen dunklen Ganges. Sie holte einen kleinen Gegenstand aus ihrer Kombination hervor und hielt ihn gegen die Wand, die den Gang abschloß.
Vibrationsstöße, in einem bestimmten Rhythmus, teilten sich der Wand mit. Sekunden später schwang Knarrend ein schweres Schott auf.
Die Frau stieg hindurch. Als sich hinter ihr das Schott wieder geschlossen hatte, förderte sie einen Handstrahler zutage und schaltete ihn ein. Die starke Lichtquelle erhellte ihre Umgebung; die Frau befand sich in einem kleinen, quadratischen Raum, in einer alten, ausgedienten Schleusenkammer.
Flüchtig fuhr es ihr durch den Sinn, daß diese Schleusenkammer vor langer Zeit einmal von hier aus direkt in den Weltraum hinausgeführt hatte, ehe man dann später die Peripherie des SCHIFFES erweitert und den alten Schleusenkranz stillgelegt hatte.
Die Frau wandte sich nach links und hielt den Kodevibrator an die Wand und wartete. Nach einer Weile öffnete sich ein Segment in der Wand. Gleißendes Licht fiel aus dem Gang dahinter in die alte Kammer. In der hellen Öffnung stand die Silhouette eines Mannes.
»Sie …?« Der Mann fuhr zurück. »Sind Sie des Teufels? Warum kommen Sie selbst?«
Die Frau schwieg. Da sagte der Mann mürrisch: »Also – dann kommen Sie schon herein!«
Er führte sie in einen kleinen, indirekt ausgeleuchteten Raum, der, obwohl mit Bildschirmen und Arbeitsgeräten aller Art ausgefüllt, doch eine gewisse Behaglichkeit ausströmte.
»Also – warum sind Sie selbst gekommen, Terre Constanza?«
Die Senatorin für Information und Kommunikation setzte sich in einen Sessel.
»Ich mußte selbst kommen«, sagte sie und streckte die Beine von sich. »Lauro meldete immer nur dasselbe: ›Die Versuche gehen zügig voran. Wir sind fast am Ziel.‹ Nun will ich mir einmal selbst ansehen, wie zügig die Versuche vorangehen, vor allem aber …«, sie hob plötzlich den Kopf und sah den Mann scharf an, »… wie nahe Sie dem Ziel wirklich sind! – Und noch etwas …«, noch immer ließ sie den Mann nicht zu Wort kommen, »… wie konnte es geschehen, daß einer von euch entdeckt wurde, Stanford?«
Der Mann machte einen Schritt auf Terre zu. Seine schwarzen Augen schienen zu glühen.
»Geschehen, geschehen!« stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Was wissen Sie, Terre, von unserem Leben? Sie, die Sie im Senatorensessel sitzen und sich auf den Bildschirmen das Treiben auf dieser Miniwelt betrachten, die die Menschen andächtig erschauernd das ›SCHIFF‹ nennen! Dabei ist es nichts weiter als ein fliegender Sarg, ein potentieller Massenfriedhof, der jeden Augenblick in einer Dunkelwolke zerrieben, in einen Neutronenstern stürzen, in …« Er ballte die Fäuste, brach unvermittelt ab.
»Stanford«, sagte Terre ruhig, »überlassen Sie Ihre apokalyptischen Prophezeiungen lieber der astronavigatorischen Abteilung. Im übrigen – Sie tun ja so, als ob Sie ständig hier unten leben müßten!«
»Ich spreche gar nicht einmal so sehr von mir selbst«, verteidigte sich der Mann, »aber Tempter – sehen Sie ihn sich an …!« Er drückte eine Taste in einer Schaltkonsole. Ein Bildschirm flammte auf. »Dort drüben hockt er – bei den Ratten, Tag und Nacht – filmt, spricht, notiert, füttert … Er wollte mal ’raus. Da habe ich’s ihm erlaubt. Kein Mensch konnte ja ahnen, daß gerade zu
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