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Raumschiff der Generationen

Raumschiff der Generationen

Titel: Raumschiff der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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dieser Zeit jemand in dieser gottverlassenen Gegend herumlief. Wer war das überhaupt, und was wollte der?«
    Terre blickte auf den Monitor. Dort formte sich das Bild eines Mannes, der an einer Schaltwand hantierte und Meßanzeigen beobachtete. Hinter ihm lag auf einem flachen Tisch eine narkotisierte Ratte. An ihrem rasierten Schädel klebten Elektroden.
    Auch auf dem Bildschirm waren die dunklen Schatten zu erkennen, die tiefeingeschnittenen Falten unter den Augenhöhlen des Mannes. Die Gesichtshaut war welk und fahl …
    »Jemand ist im Aquadrom von einem sterbenden Fisch gefallen«, erklärte sie leise und ließ den Mann auf dem Monitor nicht aus den Augen. »Durch einen Fehler in der Absauganlage geriet er in die falsche Richtung und in das Kanalsystem. Ich konnte glücklicherweise die Meldung abfangen und etwas – umändern.«
    Stanford grinste plötzlich. »So war das also. Ich dachte schon, Krupp wäre hinter uns her.«
    Terre lachte voller Verachtung. »Krupp …!«
    Unvermittelt stand sie auf. »Stanford, zeigen Sie mir, wie weit Sie sind!«
    Der Mann schaltete den Monitor ab.
    »Kommen Sie!«
    Der Versuchsraum war für Bordverhältnisse erstaunlich groß. Man konnte ihn als Halle bezeichnen. Sie war zum größten Teil von Drahtkäfigen ausgefüllt, die voneinander durch undurchsichtige Wände getrennt waren. Gleich hinter der Tür befand sich der Arbeits- und Beobachtungsplatz mit seiner Schaltanlage. Eine schalldichte Glaswand trennte Käfige und Arbeitsplatz.
    Terre blickte zu den Käfigen.
    Ratten!
    Fasziniert und abgestoßen zugleich starrte sie zu den Nagern hinüber, deren schwarz- und braunglänzende Leiber in unaufhörlicher Bewegung schienen.
    »Die rechte Anlage, hier vorn«, begann Stanford, »repräsentiert gewissermaßen das SCHIFF, uns selbst. Es ist die Kontrollgruppe, ein Modell unserer eigenen schiffgebundenen Gesellschaft. Natürlich dürfen Sie nicht den gleichen quantitativen Maßstab anlegen; einem Quadrat- oder Kubikmaß zufolge hat der Mensch im SCHIFF beträchtlich mehr Platz als das einzelne Tier in diesem Käfig. Jedoch entspricht das räumliche Verhältnis genau den entsprechenden Anforderungen von Mensch und Ratte …«
    »Sie meinen«, vergewisserte sich Terre, »daß, um existieren zu können, der Mensch ein Lebensraumminimum von – sagen wir, nur um eine Zahl zu nennen – fünfzehn Kubikmetern, die Ratte vielleicht nur von einem Zehntel Kubikmeter benötigt.«
    »Das meine ich«, bekräftigte der Wissenschaftler. »Nur mit dem wichtigen Zusatz, daß das Existenzminimum nicht nur von der Körpergröße, sondern vor allem von Lebensgewohnheiten und artspezifischen Verhaltensweisen abhängt.«
    Terre nickte. Sie ging näher an die Käfige heran.
    »In der Anlage daneben sehen Sie die Versuchsgruppe. Sie besteht ausschließlich aus konditionierten Tieren. Die genetischen Programme werden den Embryos implantiert. Bemerken Sie den Unterschied zwischen den beiden Gruppen?«
    Wieder nickte Terre. Der Unterschied war unübersehbar. Innerhalb des Käfigs der Kontrollgruppe kam es unentwegt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Tieren. Und zwar sowohl zwischen Individuen als auch zwischen kleineren und größeren Gruppen. Der Aufbau der Gruppen wiederum schien keinem geschlechtsbedingten Schema zu folgen. Es gab rein männliche, rein weibliche, aber auch gemischte Horden, die übereinander herfielen, sich von den Futterplätzen vertrieben oder irgendwelche territorialen Kämpfe auszutragen schienen.
    »Ja«, erklärte der Wissenschaftler, auf diese Frage hin von Terre angesprochen, »es kommt infolge der anomalen Aggressivität zu Bandenbildungen, und zwar gibt es homosexuelle wie auch heterosexuelle Banden, wobei die rein weiblichen Horden am ehesten wieder zerfallen. Das hängt mit ihrer Physis zusammen, sie sind den anderen Horden körperlich unterlegen.«
    Schaudernd sah Terre, wie eine Gruppe männlicher Ratten in eine Brutstätte eindrang, die weiblichen Tiere entweder vergewaltigte oder aber wegbiß, wobei einige trächtige Muttertiere tot auf der Wahlstatt blieben.
    Stanford, Terre von der Seite her anblickend, fuhr fort:
    »Sie haben heute einen relativ harmlosen Tag erwischt. Wir haben schon ganz andere Erscheinungen beobachtet. Zuweilen kommt es zu regelrechtem Kannibalismus.«
    »Das Chaos …«, flüsterte Terre. »Stanford!« die Senatorin drehte sich zu dem Manne um. »Können Sie jederzeit beweisen, daß keines dieser Tiere hier genetisch manipuliert wurde,

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