Raumschiff der Generationen
jedoch nicht allzusehr merken lassen!
» Wie intelligent sind eigentlich die blauen Ratten?«
Stanford ging zur Schaltanlage und drückte einen Knopf. Sogleich ertönte aus unsichtbaren Lautsprechern ein schrilles und für Terres Ohren zunächst äußerst dissonant anmutendes Gequietsche und Gepfeife. Sekunden später schon glaubte sie jedoch gewisse Rhythmen, Sequenzen herauszuhören, die, gleichsam als Antwort, wiederholt oder in verschiedener Weise moduliert wurden.
Der Biochemiker kam zurück. »Sie besitzen etwa den IQ eines sieben- bis achtjährigen Kindes«, beantwortete er die Frage.
»Und diese Quiek- und Pfeiftöne sind ihre Sprache?«
»Ja. Die intelligenten Individuen haben ihre artspezifische Kommunikationsweise, eben diese Quiek- und Pfeifsprache, ausgebaut. Sie verständigen sich untereinander, also innerhalb ihrer eigenen Kaste, in einem entsprechenden Vokabular.«
»Und wie geben sie nun ihre Anordnungen an Angehörige der niederen Kasten weiter?« fragte Terre interessiert.
»Sie haben – es war für Tempter und für mich faszinierend, diesen Vorgang zu verfolgen – ihre unintelligenten Artgenossen dressiert. Sie haben ihnen beigebracht, auf verschiedene akustische und auch taktile und gebärdenartige Signale entsprechend zu reagieren.«
»Sie sagen, die Blauen besitzen etwa den Intelligenzgrad eines sieben- oder achtjährigen Kindes. Kann der Intelligenzgrad noch gesteigert werden?«
Stanford zögerte. »Wir stehen in dieser Hinsicht noch mitten in den Versuchen. Darüber läßt sich noch nichts Genaueres sagen«, antwortete er ausweichend. »Wollen Sie sich jetzt die speziell konditionierten Tiere ansehen?«
Als Terre nickte, ging der Biologe zur anderen Seite der Halle, wo sich vor ihm eine Tür öffnete.
Terre sah sich um. Der Raum war nicht groß. Zwei seiner Wände waren von Regalen ausgefüllt, die aus terrarienähnlichen Zellen aufgebaut waren. In jeder Zelle befand sich eine einzelne Ratte. Und in jeder Zelle waren die Bedingungen, unter denen die Ratte existierte, verschieden.
»Testprogramm B«, sagte Stanford. »Die gestellten Bedingungen wurden erfüllt. Jedes Tier, das Sie hier sehen, ist in der Lage, in der jeweiligen artfremden, normalerweise tödlichen Umgebung ohne Schwierigkeiten zu existieren.«
Terre betrachtete die einzelnen Zellen. Da waren welche, die ganz und gar mit Wasser oder anderen unidentifizierbaren Flüssigkeiten gefüllt waren. In diesen schwammen Ratten. Sie besaßen Kiemen unter den verschließbaren Ohren. In einer anderen Zelle zerschlug ein großes Tier mit messerscharfen Krallen dicke Eisschichten und wühlte sich mit sichtlichem Wohlbehagen in eine selbstgeschaffene Rinne. Das an der Scheibe angebrachte Thermometer zeigte dreiundsiebzig Grad unter Null.
Stanford deutete auf eine andere Zelle. »Das Tier dort bewegt sich in einer Methan-Ammoniak-Atmosphäre – und es fühlt sich wohl dabei!«
Terre ließ ihren Blick wandern. Am Rande des Regals befand sich eine größere Zelle. Erst nach genauerem Hinschauen vermochte Terre zu erkennen, was dort vor sich ging.
Die Lebensbedingungen schienen erdähnlich. Aus grasbewachsenem Boden wuchsen dicke, kurze Stämme heraus, die, sich in Äste und Zweige verjüngend, dichtes Blätterwerk trugen. Im Hintergrund schimmerten granitene Felsen.
Das Buschwerk zitterte und schwankte hin und her. Ein gewaltiger, schwarzer Körper wurde dahinter sichtbar, und dann wurde der Busch mitsamt seinen Wurzeln aus den Erdreich herausgerissen. Die Riesenratte – Terre erkannte Greifklauen und Stoßzähne – richtete sich auf ihre Hinterbeine und schleppte den Busch zum Rand der Zelle, wo sie ihn in ein Loch warf, durch das er in einen darunter befindlichen Behälter fiel. Während dieser nach hinten gleitend sich den Blicken entzog, wandte sich die Ratte um, sprang mit zwei Sätzen zu der Felswand und begann, Stücke aus dem Granit herauszuschlagen.
»Typ 5 B«, sagte Stanford, »eignet sich als Pionier auf erdähnlichen Welten.«
Der lakonische Kommentar beeindruckte Terre mehr, als es eine ausführliche Erklärung getan hätte. Sie drehte sich um und sagte spontan:
»Stanford, Sie haben etwas geleistet!«
Dann saßen sie wieder in seinem Büro zwischen den Geräten und Bildschirmen.
Terre stellte die für sie entscheidende Frage:
»Stanford – wie weit sind Sie beim Menschen?«
Der Biologe blickte auf einen der leeren Bildschirme, als er antwortete: »Alle für Ihr Gesellschaftsmodell notwendigen Programme
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