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Raumschiff der Generationen

Raumschiff der Generationen

Titel: Raumschiff der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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also sein künftiger Arbeitsplatz sein. Von hier aus würden seine Ansichten hinausgestrahlt werden auf die Empfänger der Zwanzigtausend …
    Er drehte sich um, wollte auf das Band treten, das ihn nach Hause bringen würde.
    »Hellberg!«
    Marc wandte den Kopf. Im Eingang stand Carezzini. Er fuchtelte mit den Armen, kam auf ihn zu.
    »Kommen Sie, Hellberg! Es ist etwas geschehen – etwas von großer Wichtigkeit. Nun kommen Sie schon!« Er drängte Marc wieder in das Gebäude hinein. »Nein, nicht hier hinein, zum Projektionsraum. Und – Hellberg – machen Sie sich auf allerhand gefaßt!«

 
6.
     
    Der Projektionsraum war verdunkelt.
    Auf dem großen Bildschirm spielte sich ein merkwürdiges Geschehen ab. Zögernd nur, gewissermaßen unter Protest, nahm Marcs Gehirn den Sinn dieses Geschehens auf.
    Gestalten, zweifellos Menschen, aber plump wirkend in ihren unbekannten, fahlgrauen Monturen, führten seltsame Tätigkeiten aus. Wenn die Stimme des Kommentators schwieg – dessen Worte im übrigen unverständlich blieben –, brachen aus den Verstärkern Laute der Zerstörung, der Agonie, des Todes, und obwohl die miserable Bild- und Tonqualität, die altmodische Monoakustik und das zweidimensionale Wiedergabesystem einen eigenartig flachen, unrealistischen Eindruck von dem Geschehen erzeugten, war der Schock vollkommen. Marc begann zu verstehen, daß er Zeuge eines schier unbegreiflichen Vorgangs war:
    Intelligente Wesen eliminierten andere intelligente Wesen derselben Art; das heißt, Menschen töteten Menschen!
    Neben sich hörte er Carezzinis schweres Atmen. Jemand stöhnte: Rhea! Sie saß irgendwo in seiner Nähe.
    Auf dem letzten Bild stürzten Bauwerke zusammen, deren Zweck sich zum Teil als Wohn- und Lebensräume, zum Teil als Fabrikationsanlagen erraten ließen. Dann erschienen von irgendwoher grellweiße Lettern, wurden größer und größer und fügten sich schließlich zu dem Wort einer alten unbekannten irdischen Sprache zusammen, das nur eine Bedeutung haben konnte: »ENDE«.
    Die Bildwand erlosch. Licht flammte auf. Marc erhob sich, wandte sich zum Ausgang. Vor ihm ging Rhea van Sijn. Sie taumelte. Marc stützte sie, zog sie mit sich nach draußen. Hinter sich hörte er die Schritte Carezzinis und des Mannes, der vorhin an ihm vorbeigerannt war.
    »Es ist – ungeheuerlich!« stieß Rhea hervor. Sie schüttelte sich. Marc fürchtete einen Augenblick, sie müßte sich übergeben. Dabei ging es ihm nicht viel anders. Der Schock saß tief. So tief, daß das Unerhörte, was sie gesehen und gehört hatten, erst ganz allmählich gedankliche Gestalt annahm, Reflexionen, Deutungen erlaubte …
    »Darauf habe ich gewartet!« Carezzini hatte sich am schnellsten wieder gefaßt. Seine Stimme klang ruhig, er kalkulierte bereits. »Das gibt ihnen den Rest. Wenn die Menschen erfahren, welch scheußliche Verbrechen jene begangen haben, die heute die Macht ausüben, die über ihr Schicksal entscheiden wollen, dann wird ein Sturm durch das SCHIFF rasen, der diese Heuchler hinwegfegen wird. Marc, fangen Sie gleich an! Setzen Sie sich ’rüber, sprechen Sie Ihren Bericht – die nackten Tatsachen, keine Kommentare! Rhea gibt Ihnen das Kodewort. Dann schließt ihn der Robotdrucker noch in das heutige Abendschulprogramm mit ein. Dieses Ding hier …«, er klopfte mit dem Finger auf eine Kassette in seiner Hand, »… kommt erst morgen früh dran. Wir blenden den Film dann mitten ins Früh-Schulprogramm ein. Da erreicht er dreitausend Menschen, junge Menschen, Raumgeborene; das genügt. Eine Stunde später wissen es alle zwanzigtausend …«
    »Wenn mein Bericht noch heute abend auf den Schulschirmen erscheint, sperrt der Senat morgen früh möglicherweise das gesamte Schulprogramm«, wandte Marc ein.
    »Damit würde er sich verdächtig machen. Diese Blöße wird der Senat sich nicht geben. Im übrigen haben wir für diesen Fall ein paar technische Spielereien parat. Diesen Film …«, Carezzini nickte grimmig, » diesen Film bekommt ein jeder zu sehen, Marc Hellberg!«
    »Rhea …«, Carezzini und der andere waren schon zwei Schritte in Richtung auf die nächste Straße zugegangen, als der Oppoführer sich noch einmal herumdrehte, »gehe unserem Freund hier ein wenig zur Hand, falls er Fragen hat, technischer Art zum Beispiel! Wir gehen zu Valerija. Sie sitzt mit dem Stab bei Pop und feilt an meiner Rede morgen beim Technikerkongreß. Wir kommen später zusammen hierher. Es wird eine lange Nacht …«
    Schweigend folgte

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