Raumschiff der Generationen
werde es Carezzini heute abend sagen«, erklärte Marc.
»Hallo!« sagte Tanne.
»Hallo!« gab Rhea zurück. Die beiden Mädchen maßen sich sekundenschnell. Marc betrachtete Tanne. Ihre dunkelblaue Kombination war verschmiert und hatte an einem Ärmel ein Loch. Sie trug ein Paar unförmige Arbeitshandschuhe in der Rechten.
Das Mädchen sah seinen Blick und lachte: »Wir haben am ›Einstein‹ eine Verkürzung montiert. Barbaroff hat uns angelernt, und es war gar nicht so schwierig.«
»Achtung!« tönte es aus den Sprechern. Das Stimmengewirr auf den Straßen erstarb. Gespannt warteten die Menschen, was man ihnen zu sagen hatte. »Die Sonde KONTAKT, die heute nacht in den Weltraum ausgeschickt wurde, um einen Kommunikationsversuch mit dem fremden Raumschiff einzuleiten, wurde vor einer Stunde zurückgeholt. Sie hatte das fremde Schiff acht Stunden lang in einem Abstand von einhundertundachtzig Kilometern umkreist. Die Sonde wird zur Zeit untersucht. Das Ergebnis der Analyse wird über die audio-visuellen Medien abgestrahlt. Ende!«
»Seltsam!«
»Was ist seltsam?« Marc blickte Rhea van Sijn fragend an.
»Seltsam, daß die Fremden keinerlei Reaktion zeigen. Sie müßten doch irgend etwas tun. Statt dessen fliegen sie neben uns her und – schweigen! Unheimlich!« Sie schüttelte den Kopf.
Von Süden herauf kamen Menschen. Die Ablösung. Vornweg ging eine Frau. Eine Erdgeborene. Sie hielt den Kopf gesenkt. Das Haar fiel ihr in breiten Strähnen ins Gesicht. Aber Marc hatte sie schon von weitem erkannt.
Hella Lundqvist.
»Hallo, Hella!« sagte Marc, als sie an ihm vorbeitrat.
Sie wandte den Kopf. »Hallo …« Ihr Gesicht blieb verschlossen. Sie ging an den drei Menschen vorbei dorthin, wo die abgestellten Container auf den Weitertransport warteten. Die anderen folgten ihr.
Minuten später war das Gut unterwegs zum Verteiler, wo es von Menschenkraft geöffnet, je nach Ziel und Verwendungszweck sortiert und dann per Druckluft – wenigstens das funktionierte noch – durch das Rohrleitungssystem an seinen jeweiligen Bestimmungsort befördert wurde.
»Wir wollen gehen …«, sagte Tanne.
Die drei Männer, die in dem spärlich ausgeleuchteten Raum in den abgenutzten Sesseln saßen, blickten auf den Bildschirm ihres STV-Empfängers, auf dem ein Symbol ankündigte, daß in Kürze eine wichtige Erklärung folgen würde.
Einer von ihnen, ein hagerer, asthenischer Typ, mit ausgemergeltem Gesicht und einem schütteren Haarkranz um den schmalen Schädel, sagte:
»Die macht’s auch nicht mehr lange!« Dabei deutete er mit dem Kopf zu einer der drei an der niedrigen Decke montierten, leicht flackernden Leuchtstoffröhren.
Dr. Stanford antwortete, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen:
»Tempter, seien Sie froh, daß wir überhaupt noch Licht haben! Wenn es Lauro nicht gelungen wäre, eine von den noch vorhandenen Energieflüssen anzuzapfen, säßen wir im Dunkeln. Und dann würden Sie einige Schwierigkeiten bei Ihrer Arbeit haben, wie?«
Tempter verzog keine Miene. »Gar keine! Dann würde ich nämlich nicht mehr arbeiten. Ich glaube …«, er stockte einen Augenblick, »… ich höre sowieso bald auf.«
Stanford drehte den Kopf.
»Dieses Projekt führen wir durch, und wenn wir im Stockdunkeln und mit keinen anderen Werkzeugen als unseren bloßen Händen arbeiten müssen, Tempter!« sagte er betont scharf und durchforschte Tempters Gesicht nach irgendeiner Gemütsregung.
Doch das Gesicht des alten Mannes blieb ausdruckslos. Er antwortete nicht.
Stanford seufzte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu. Nach einer Weile sagte er:
»Ich habe nämlich noch etwas vor. Und es kann durchaus sein, daß sich dieses Vorhaben nicht so ganz mit dem Vorhaben unserer guten Freundin Terre deckt …«
Der dritte im Raum, ein Mann von etwa dreißig Jahren, der die ganze Zeit über mit einem einfältig wirkenden Grinsen auf den Bildschirm gestarrt hatte, wandte seinem Chef plötzlich den Kopf zu. Sein Grinsen wurde stärker, und dann kam ein meckerndes Lachen aus seiner Kehle.
Da verschwand das Symbol von dem Schirm, und das Gesicht eines Mannes erschien.
»Birger …«, murmelte Stanford. An seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei steile Falten.
Birger Hansen begann zu sprechen:
»Meine Damen und Herren, ich bin beauftragt, Ihnen das Ergebnis der Analyse der zurückgekehrten Sonde KONTAKT mitzuteilen. Die Auswertung der Spezialrezeptoren ergibt, daß alle instrumentalen Einrichtungen der Sonde,
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