Raumschiff der Generationen
entsprechendes Programm ausarbeiten und Ihnen dann vorlegen, Thoralf«, versprach der Wissenschaftler.
»Danke, Birger. Mount – würden Sie die Sonde einsatzbereit machen? Was deren Funktionen angeht, so möchte ich Ihnen da nicht dreinreden. Das ist Ihr Kompetenzbereich. Nur eine Frage habe ich noch dazu: Wird während des Einsatzes der Sonde zwischen ihr und dem SCHIFF eine Verbindung bestehen?«
Katz schüttelte den Kopf. »Das können wir nicht riskieren; denn dann müßten wir eine Lücke im Magnetschirm schalten, und das hielte ich für zu gefährlich.«
»Ich auch«, meldete sich auf einmal Franka deSelters, die genau wie Maria Munyos schweigend der Diskussion gefolgt war. »Nun muß ich aber einmal ganz primitiv fragen: Was versprechen Sie sich überhaupt vom Einsatz einer Sonde. Verfügt diese denn über andere technische Mittel als das SCHIFF? Wenn man vom SCHIFF aus nicht den Schutzschirm des Fremden durchdringen kann, ist das doch mit einer Sonde genausowenig möglich.«
Birgers Lippen umspielte ein kaum sichtbares Lächeln, als er antwortete: »Natürlich können wir von der Sonde aus den Schirm des Fremden nicht durchdringen …«
»Na, also …«
»… Das ist aber auch gar nicht der Sinn dieser Aktion. Die Sonde stellt in diesem Fall ein rein passives Objekt dar. Ein Medium, dessen sich die Fremden bemächtigen können, um ihrerseits uns zu studieren, unsere Absichten, vor allem von unserer Friedfertigkeit zu erfahren, und das, ohne daß wir selbst in Gefahr geraten.«
»Ich begreife«, sagte Franka. »Und Sie erhoffen sich eine Reaktion der Fremden in irgendeiner Form.«
»Genau, wobei die Frage offensteht: Wenn eine Reaktion erfolgt, in welcher Form dies geschehen wird. Wir können nur hoffen, in einer Form, die dem menschlichen Verstand, beziehungsweise seinen elektronischen Hilfen zugänglich ist …«
Birger sah nachdenklich vor sich hin.
»Meine Damen und Herren«, ergriff Thoralf wieder das Wort, »ich denke, wir begeben uns an die Arbeit.«
Er ging zur Tür und blieb einige Sekunden davor stehen, bis ihm zum Bewußtsein kam, daß ja der elektronische Öffnungsmechanismus ausgefallen war. Als er die Hand ausstreckte, um die Tür in ihre Füllung zu schieben, sagte hinter ihm Birger:
»Einen Augenblick noch! In zwei Tagen endet ›Mai-Zeit‹. Ich beantrage daher, die Amtsperiode des jetzigen Vorsitzenden Thoralf Virtannen in Anbetracht der besonderen Lage bis auf weiteres zu verlängern. Erhebt jemand Einspruch?«
Als sich niemand meldete, drehte sich Thoralf um und blickte erstaunt auf das Hologramm Barbaroffs. Thoralfs potentieller Nachfolger im Vorsitz des Senats hatte ihm jedoch den Rücken gekehrt und begann sich bereits aus dem Bereich der Aufnahmeoptik zu entfernen.
Thoralf sagte schlicht: »Ich nehme die Wahl an …«
8.
Die Otto-Lilienthal-Straße war eine der längsten Straßen des SCHIFFS. Im Norden reichte sie über die Wohnstätten hinaus bis zu den Konzentratverarbeitungs- und -versorgungsanlagen, über denen sich nur noch die Schlacht- und Versuchstierstände befanden. Bevor sie das Wohnsystem erreichte, passierte sie noch die westlich gelegenen Laborketten der verschiedenen Forschungsstätten. Dann durchschnitt sie die zwölf übereinander geschichteten Wohnebenen und gelangte schließlich zu den am Südpol angelegten Algenkulturen, wo der Kreislauf der für die Zwanzigtausend unabdingbar notwendigen Atemluft seinen Anfang nahm.
In etwa fünfzehn Minuten, schätzte Marc, würden sie Großer Stern erreicht haben. Und dann würde man sie ablösen …
Seine Gedanken unterschieden sich im Augenblick vermutlich nicht viel von denen der Frau und der beiden anderen Männer, die mit ihm zusammen den schweren Container auf den provisorischen Gleitschuhen über die endlos erscheinende Straße schoben. Diese Schmerzen im Rücken … bald hatten sie es geschafft … dann das Abendessen … was gab es heute? Egal – es würde schmecken …!
»Halt, bitte – nur einen Augenblick!«
Marc blieb stehen, drehte sich um. Die Frau – Marc schätzte sie auf dreißig Jahre – blieb stehen, richtete sich auf, drückte die rechte Hand in ihren Rücken, stützte sich mit der anderen auf den Container.
»Noch zehn Minuten«, sagte ihr Nachbar, ein kräftig gebauter junger Mann, »dann haben wir es geschafft.«
Der andere, der neben Marc ging, rückte sich den Gurt zurecht. »Um sieben haben wir Versammlung. Ich glaube, ich gehe heute nicht hin. Werde den Feierabend
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