Raumschiff der Generationen
die dargebotenen Proben sowie das ausgewählte spezielle video-akustische Instruktionsprogramm von den Fremden untersucht wurde. Eingriffe ihrerseits haben die Fremden in keiner Weise unternommen. Ebensowenig haben sie Gebrauch davon gemacht, in den Kommunikationsrezeptoren irgendwelche an uns gerichtete Informationen zu hinterlassen. Wir können im Augenblick nichts weiter tun, als abzuwarten, ob die Fremden von sich aus einen Kommunikationsversuch unternehmen werden. Eine Gefahr besteht – wie die astronomisch-navigatorische Abteilung ausdrücklich versichert – im Augenblick nicht. Ende!«
»Im Augenblick nicht«, wiederholte Tempter bedächtig. »So etwas kann sich sehr schnell ändern …«
Stanford blickte überrascht zu ihm hinüber. Er glaubte Spuren einer unbestimmten Furcht in Tempters Zügen erkennen zu können. Furcht war eine Gefühlsregung. Sollte die Reprogrammierung zu guter Letzt doch noch einsetzen? Der Biochemiker erhob sich.
»Auf, Herrschaften!« sagte er. »An die Arbeit! Lauro, geh ’rüber und bereite den A-N-2 vor!«
Lauro stand auf und ging schweigend hinaus …
Die Gefühle, die Thoralf Virtannen empfand, während er das röhrenförmige Gebilde studierte, das die Außenoptik auf den Sichtschirm projizierte, waren recht verschiedener Art. Freude, Erleichterung, Skepsis, Furcht. Und so wie er fühlten sicherlich auch die anderen zehn Personen, die sich mit ihm zusammen im Schalt- und Beleuchtungsraum der AN-Abteilung befanden.
Die Fremden hatten also reagiert. Prinzipiell gesehen ein Sachverhalt, den man erstrebt und erhofft hatte. Die Frage war jedoch erst noch zu beantworten, was sich hinter dieser Reaktion verbarg, und Thoralf ahnte, daß dieses Problem ihnen allen noch genügend Kopfzerbrechen bereiten würde.
Die fremde Sonde führte keine Kreisbahn um das SCHIFF aus. Sie »klebte« – bei dem vergleichsweise außergewöhnlich geringen Abstand von weniger als eintausend Metern, schien dieser Ausdruck nicht unangebracht – genau über dem Nordpol des SCHIFFES und rotierte in siebenunddreißig Minuten einmal um sich selbst. Es war ein winziges Gebilde; sein Durchmesser maß an der größten Stelle nur 12,43 Zentimeter, und nur die extreme Vergrößerung der Teleskopeinrichtung ließ seine Form als eine Miniaturausgabe des fremden Raumschiffs erscheinen.
Mikroausgabe, verbesserte sich Thoralf in Gedanken. Doch war die geringe Größe nicht das eigentlich Überraschende. Dies war vielmehr die Tatsache, daß die Sonde, wie die Analysatoren einwandfrei ausgewiesen hatten, aus nichts anderem bestand als aus einem Labyrinth mikrofeiner Kunststoffröhren, die mit verschiedenen Flüssigkeiten gefüllt waren, und einer Art Heizaggregat.
»Nicht einmal Antennen sind vorhanden«, murmelte Terre.
»Besagt gar nichts!« brummte Barbaroff. »Andere Lebensformen haben andere Mittel entwickelt, Signale zu übertragen und zu richten!«
»Dann müßten wir zumindest Strahlen anmessen«, widersprach Birger Hansen. »Nein, ich glaube, daß die Fremden genau das gleiche getan haben wie wir: Sie haben bewußt auf eine Verbindung zwischen Mutterschiff und Sonde verzichtet.«
Ebn elQaaf nahm den Gedankenanstoß auf: »Das hieße, man erwartet von uns, daß wir das Ding einholen.«
»Einer solchen Gefahr dürfen wir uns nicht aussetzen!« protestierte Franka, und sie fand bei Terre unerwartet Unterstützung:
»Sollen wir fremde Krankheiten, bakteriologische, chemische oder elektronische Waffen auf diese Weise an Bord lassen? Dann können wir auch gleich den Schutzschirm ausschalten!«
»Elektronische Anlagen befinden sich nicht an Bord der Sonde«, widersprach Birger. »Gegen andere Gefahren werden wir uns zu schützen wissen.«
»Wir brauchen den Kontakt«, stellte Thoralf fest, »also müssen wir ein gewisses Risiko eingehen. Wie Sie alle erfahren haben, liefert die Fernanalyse keinerlei Ergebnisse. Wir müssen die Sonde also an Bord holen! An welche Sicherheitsvorkehrungen haben Sie gedacht, Birger?«
»Wir werden eine Nebenschleuse mit einer entsprechenden elektronischen, biochemischen und robot-mechanischen Ausstattung versehen, sie durch Schirmfelder vom übrigen SCHIFF hermetisch abriegeln und die Sonde einholen. Wir verfügen dann über ganz andere Möglichkeiten, an Ort und Stelle dieses geheimnisvolle Flüssigkeitssystem zu untersuchen …«
»Veto!« rief Terre dazwischen.
Thoralf sah sie verwundert an. »Also schreiten wir zur Abstimmung«, sagte er müde.
Das Ergebnis der
Weitere Kostenlose Bücher