Raumschiff der Rätsel
schmerzhaft war, der aber zu den entsetzlichsten Empfindungen gehörte, die McCullough jemals erlebt hatte.
Er krümmte sich so heftig zusammen, daß er den Halt verlor. Etwas zerrte an seinem Stiefel, und in der Angst, hinabgezogen und zu Tode versengt zu werden, überwand er seine Lähmung. Er zog die Knie an und begann verzweifelte Schwimmbewegungen zu machen, um nicht abzusinken. Aber das seltsame Ziehen ließ nicht nach.
Als es ihm nach heftigem Blinzeln endlich gelungen war, die Flecken von seiner Netzhaut zu wischen, entdeckte er Hollis, der seinen Stiefel gepackt hatte und ihn langsam in Richtung auf die sichere Luftschleuse schleppte.
Als sie die rettende Kammer endlich erreicht hatten, war das Brennen seiner Augen bereits abgeklungen. Er konnte erkennen, daß das Innere der Generatorenkuppel zur Ruhe gekommen war; die Maschinen lagen wieder düster und leblos da. Durch die Korridore gellten keine Gongschläge mehr, und auch die seltsamen Stimmen waren verstummt. Die statischen Störungen hatten ebenfalls nachgelassen, und Walters bemühte sich verzweifelt, den Funkkontakt wieder herzustellen. Er sagte, er hätte einen Blitz beobachtet und fragte an, ob denn noch jemand am Leben wäre. Kaum hatte McCullough seine Helmscheibe geöffnet, wurde er von Drew auch schon mit dem Vorschlag überfallen, in der Schleusenkammer eine Station einzurichten, um einen Trupp der Fremden, der den Generator vielleicht reparieren sollte, von vornherein abzuschrecken.
Aber McCulloughs Gedanken bewegten sich noch in anderen Bahnen, als er verbittert sagte: »Wir sind nichts als eine Bande tolpatschiger Einbrecher! Als intelligente Wesen hätten wir in der Lage sein müssen, die Notlage der Fremden zu erkennen und uns darauf einzustellen – ohne sie noch so zu verschlimmern, daß ...«
Er ließ den Satz in der Luft hängen und fuhr fort: »Wir wissen doch, daß es intelligente Wesen an Bord gibt – verdammt, wir haben sie doch sprechen hören! Was werden sie von uns halten? Wir werden ihnen wie eine Bande von Verbrechern vorkommen. Wir müssen hier verschwinden! Wir müssen das Schiff sofort verlassen. Ich veranlasse, daß die nächste Versorgungsrakete nur Nahrungsmittel und Raumanzüge mitbringt. In Anbetracht des Wasservorrats, den wir entdeckt haben, könnten wir dann sofort starten.«
»Und was ist mit unseren intelligenten extraterrestrischen Freunden?« unterbrach ihn Hollis beißend. »Sie haben sich bisher noch nicht sehen lassen – jedenfalls glauben wir das. Warum nicht? Stecken sie irgendwie in Schwierigkeiten oder ist ihre Zahl zu klein, als daß sie es mit uns aufnehmen wollen? Wollen wir diese Wesen an Bord eines manövrierunfähigen Schiffes, in dem sich außerdem noch die Zweiertypen breitmachen, allein zurücklassen?«
»Wir sind keine Verbrecher und auch keine Blödlinge, Doktor«, sagte Berryman ärgerlich. »Wenn deine Außerirdischen so intelligent sind, wie du sie beschreibst, dann werden sie erkennen, daß unser Handeln ein logisches Ergebnis der jeweiligen Situation war, gepaart mit unserer wissenschaftlichen Neugier und unserem natürlichen Überlebensinstinkt! Wenn sie diese einfachen Dinge nicht verstehen, dann sind sie zu dumm, um dieses Schiff gebaut zu haben. Da sie es aber gebaut haben ...«
»Legt sie um!« brüllte Drew plötzlich. »Radiert sie aus!«
Walters beendete die Diskussion. Er hatte den Lautstärkeregler aufgedreht, und seine Stimme dröhnte entschuldigend:
»Ich war darauf vorbereitet, eure letzten Worte an die Erde weiterzugeben, für den Fall, daß euch das Schiff aus dem Sonnensystem entführt und einem unbekannten extraterrestrischen Schicksal ausgeliefert hätte. Euer netter Wortwechsel wird daher auf der ganzen Erde eifrig mitgehört, und ich kann mir vorstellen, daß unser General nicht mit allem einverstanden ist, was da so geredet wurde ...«
16
Auf der Erde gab es in diesen Tagen und Wochen nur ein Thema – und das war der Krieg auf dem Schiff.
Bei diesem Krieg gab es keine neutralen oder unentschlossenen Parteien, obwohl die Trennlinie der Meinungen quer durch einzelne Nationen und sogar Familien verlief. Aber jedermann wußte Bescheid über den Krieg, und es gab wenige, die ihn nicht zumindest interessant fanden, während andere derart in ihm aufgingen, daß sie zum Argumentieren und Demonstrieren bereit waren und sich zuweilen sogar dazu hinreißen ließen, Botschaftsgebäude in Brand zu stecken. Aber die überwiegende Mehrheit sorgte sich um die
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