Raumschiff der Rätsel
Lärm eines Gongschlages unter, der aus einem nahegelegenen Lautsprecher dröhnte. Aber Berryman, der dicht neben Hollis schwebte, schien den Physiker verstanden zu haben und gab eine direkte Antwort.
Hollis nahm Drews Waffe an sich, die im Korridor schwebte, wandte sich um und verschwand in der Richtung, aus der sie gekommen waren. Berryman blickte dem verschwindenden Physiker nach, winkte McCullough zu und machte sich ebenfalls davon.
Aufgrund des nervenaufreibenden Lärms hatte McCullough nicht verstehen können, was die beiden gesagt hatten.
Er hatte ein gewisses Verständnis dafür, daß sich Hollis abzusetzen versuchte. Immerhin trug der Physiker einen noch unbeschädigten Raumanzug und hatte die Chance, die Luftschleuse und die P-Schiffe noch rechtzeitig zu erreichen. Aber warum versuchte der Pilot ebenfalls zu fliehen?
McCullough wußte nicht, was er denken sollte. Er war bitter enttäuscht. Trotzdem ließ er sich nicht von seiner Aufgabe ablenken. Er öffnete die Helmscheibe seines Anzugs und näherte sich dem regungslosen Drew. In Anbetracht der Schwerelosigkeit und des unter Spannung stehenden Maschendrahtes in unmittelbarer Nähe war nur eine Wiederbelebungsmethode möglich. McCullough bemühte sich, nicht mehr auf die Stimmen zu achten, die aus den Lautsprechern dröhnten, und versuchte das Kollern und Pfeifen der Zweiertypen ebenso zu ignorieren wie das allesdurchdringende Stöhnen und die nervtötenden Gongschläge – während er sich darauf konzentrierte, den bewußtlosen Drew durch Mund-zu-Mund-Beatmung wieder ins Leben zurückzurufen.
Aber das war gar nicht so einfach. Der Kopf des Piloten schaukelte im Helm des Raumanzuges hin und her und entzog sich immer wieder seinem Zugriff. Erst als er vorsichtig mit einer Hand in den Helm griff und mit den Fingern Drews Nacken stützte, gelang es ihm, das Gesicht des anderen nach vorn in die Helmöffnung zu drücken.
Die Ergebnisse seiner Behandlung ließen dann nicht lange auf sich warten.
Drew begann wie ein Ertrinkender zu keuchen und zu strampeln und erlangte langsam das Bewußtsein wieder. Er legte einen Arm so fest um McCulloughs Hals, daß dieser um seinen Helm und seinen Kopf fürchtete. Trotzdem gelang es ihm, Drew von dem elektrisch geladenen Draht fernzuhalten, bis sich der Pilot zu beruhigen begann. Dann löste er sich langsam aus der Umarmung.
Aus irgendeinem Grunde verspürte McCullough eine ungewöhnliche Sympathie für den Piloten, was wohl mit der Tatsache zusammenhing, daß er dem Mann wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Natürlich war da auch noch die Tatsache, daß Drew sein einziger Gesellschafter sein würde, wenn die anderen nicht zurückkehrten. Und nach allem, was der Pilot durchgemacht hatte, wollte er ihn nicht noch mit der Tatsache belasten, daß sich das Schiff zum Start anschickte – obgleich ihn jede Faser seines Körpers zu drängen schien, zur nächsten Luftschleuse zu stürzen und sich an Bord der P-Schiffe zu retten, solange es noch nicht zu spät war.
Drew begann leise zu sprechen; er fühlte sich offenbar nicht sehr wohl in seiner Haut. Verwirrt und verlegen blickte er sich um.
Offensichtlich hingen die Gongschläge und die Ansagen mit dem bevorstehenden Start zusammen. Solange der Lärm nicht nachließ, was bisher nicht der Fall war, konnte man das Schiff vielleicht noch verlassen.
»Ich verstehe Sie gut«, erwiderte er auf eine Bemerkung des Piloten. »Aber Sie brauchen mir wirklich nicht zu danken – wahrscheinlich wären Sie sowieso nicht daran gestorben ...«
»Sie dürfen das nicht persönlich auffassen«, unterbrach ihn Drew. »Es war nur, daß Ihre Hand und Ihr Mund ... Ich meine, ich habe mal ein Mädchen gekannt, das ... das ... Ich dachte einen Augenblick ... Verdammt, Doktor, ich will nicht, daß Sie mich für pervers halten oder so ...!«
Raus hier! brüllte eine Stimme in McCulloughs Kopf, während eine zweite Stimme ihn davon zu überzeugen versuchte, daß die Situation einer gewissen teuflischen Komik nicht entbehrte. Eine dritte Stimme machte ihn gleichzeitig darauf aufmerksam, daß das Problem, mit dem sich Drew herumschlug, sehr ernsthafter Natur war und er es vermeiden sollte, die Gefühle des Piloten zu verletzen.
»Daran hätte ich nie im Leben gedacht«, sagte er daher so überzeugend wie möglich. »Aber achten Sie doch mal auf den Käfig. Haben Sie nicht auch den Eindruck, daß die Zweiertypen an den Nahrungsstutzen viel weniger interessiert sind als vorher? Wir sollten lieber
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