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Raumschiff der toten Seelen

Raumschiff der toten Seelen

Titel: Raumschiff der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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unser Leben, wenn wir nach ihrem Willen handeln.“
    Er lehnte sich zurück und beobachtete die Wirkung seiner Worte. Und befriedigt lächelte er, als er die Entspannung auf den Zügen seines Gegenüber bemerkte.
    Es war seine Aufgabe während des Fluges gewesen, die Mannschaft immer wieder auf Sinn und Zweck des Unternehmens hinzuweisen; heute bestand seine Aufgabe darin, diesen Sinn und Zweck nicht verwässern zu lassen, sondern stärker und intensiver denn je zuvor für ihn einzutreten.
    Der gutmütige Zweifler Par-Ker kämpfte mit instinktivem Pflichtbewußtsein und ebenso instinktiver Auflehnung. Langsam fragte er: „Noch eben wollte ich wissen, warum die Weisen denn nicht sich selbst unsterblich machten und den Flug allein unternahmen. Ich erhielt keine Antwort auf meine Frage, aus Gründen, die ich noch nicht erfasse. Aber wirst du mir eine Antwort geben können, Ra-Kles, wenn ich die gleiche Frage ein wenig anders stelle?“
    Der Philosoph und Schiffspsychologe nickte aufmunternd.
    „Ich weiß es nicht, wir werden sehen. Frage nur!“
    Par-Ker holte tief Luft, ehe er hervorstieß: „Warum sind nicht wir die Weisen, die Erbauer?“
    Ra-Kles betrachtete ihn verwundert, ehe er die Bedeutung der Worte begriff. Er wiegte nachdenklich den Kopf hin und her.
    „Mit anderen Worten: du fragst dich, warum man nur uns unsterblich für die Expedition machte, und nicht die Erbauer? Im Grunde genommen ist das die gleiche Frage wie zuvor, und darum auch genauso logisch und gut. Ich habe mich das auch gefragt und bin auf eine Antwort gestoßen, die mich ein gutes Stück weiterbrachte. Baustein für Baustein mußte ich zusammentragen, bis ich endlich die Lösung des ganzen Fragenkomplexes vor mir sah. Und gerade das ist es, was ich euch noch nicht sagen möchte. An jenem Tag, da die Weisen aus ihrem Gefängnis an das Licht dieser Sonne treten werden, gibt es keine Geheimnisse mehr.“
    „Aber warum?“ fragte Har-Con ungeduldig. „Warum willst du uns nicht die ganze Wahrheit sagen?“
    „Die Antwort ist einfach und unbegreiflich zugleich, meine Freunde. Ich will sie euch geben: die letzte Antwort auf alle unsere Fragen ist so furchtbar für uns, daß sie – ich sagte es schon – ein unvorbereitetes Gemüt tödlich treffen würde. Wenn man sich aber langsam durch Überlegung und folgerichtige Schlüsse an sie heranarbeitet und ihr somit langsam und sachte näherkommt, wird sie weniger gefährlich. Man beginnt bei dieser Methode die Wahrheit langsam zu ahnen, gewöhnt sich allmählich an sie und findet es fast selbstverständlich, wenn man schließlich mit ihr konfrontiert wird. So erging es mir. Und weil es mir so erging, wird mich niemand dazu bringen, sie euch zu verraten. Ihr habt heute genug erfahren, und ich meine, wir stünden nun genug Problemen gegenüber.“
    Har-Con nickte und schwieg. Hen-Dra sah Par-Ker merkwürdig an und wandte sich dann an den abwartenden Psychologen: „Wenn wir die Ernte vollständig eingebracht haben, was geschieht dann? Ich kann mich nicht entsinnen, daß irgendwelche Anweisungen für diesen Fall gefunden wurden.“
    Har-Con warf dem Psychologen einen kurzen Blick zu, ehe er antwortete: „Die aufgefundenen Anweisungen beziehen sich nicht einmal mehr vollständig auf das Einbringen und Stapeln der Ernte. Im Grunde genommen handeln wir selbständig. Nach dem, was wir soeben zu hören bekamen, befänden sich ja die Weisen, für die wir arbeiten, schon längst unter uns, wäre das mit Len-Der nicht geschehen. Nun verschiebt sich alles um ein weiteres halbes Jahr. Wir werden versuchen, die Ernte so unterzubringen, daß sie nicht verdirbt, aber auf jeden Fall die Felder wieder pflügen und erneut den Rest des vorhandenen Samens in die Erde senken. In einem halben Jahr – vielleicht – erwachen die Weisen. Es wird alles so sein, wie es vor Wochen oder Monaten bereits hätte sein sollen.“
    „Und wir werden alles tun, obwohl wir nun wissen, daß wir es nicht für uns tun?“ erkundigte sich Hen-Dra eingehend.
    „Es wird unsere Pflicht sein!“ bestätigte Har-Con und bemerkte voller Genugtuung das beifällige Nicken des Psychologen. „Später werden wir einmal erfahren, warum wir es taten. Brachten wir die HOPE durch die Tiefen des Raumes nach hier, soll unsere Mission nicht wegen einiger egoistischer Gefühle scheitern, die vielleicht sogar unberechtigt sind. Das ist meine Meinung, und dementsprechend lautet auch mein Befehl: die Leute erfahren nichts, und wir arbeiten weiter wie

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