Raumschiff der toten Seelen
folgte.
Irgendwo in der Ferne war das tiefe Brummen großer Landmaschinen.
Die Ernte hatte begonnen.
Die Ernte – für wen?
Und Par-Ker blieb plötzlich stehen, schwankte – und er wäre gefallen, hätte er sich nicht an einer Strebe festgehalten.
Er wußte, was Ra-Kles gemeint hatte …
4.
Während der folgenden Tage hatten Ra-Kles und Par-Ker kaum Gelegenheit miteinander zu reden. Die Aufsicht bei den Erntearbeiten nahm ihre ganze Zeit in Anspruch, und manchmal geschah es sogar, daß Par-Ker den roten Hebel ganz vergessen konnte.
In den Nächten jedoch schlief er nur wenig und wälzte sich, von unruhigen Gedanken geplagt, auf seinem Lager hin und her.
Zweifel quälten ihn, ob seine Vermutung mit der von Ra-Kles identisch war, oder ob er sich irrte. Vielleicht war seine Phantasie mit ihm durchgegangen, und er verrannte sich jetzt in eine Idee, über die der Philosoph wahrscheinlich laut lachen würde, erführe er davon.
Das war auch der Grund gewesen, warum Par-Ker ihm bisher aus dem Weg gegangen war. So sehr ihn die Ungewißheit auch plagte, eine Blamage fürchtete er mehr.
Am vierten Tag hielt er es nicht mehr aus.
Kaum wurde die Arbeit eingestellt, als er auch schon zu der nahen HOPE eilte und schwer atmend vor der roten Tür haltmachte.
Es hatte sich auf den ersten Anschein hin nichts geändert.
Aufmerksam studierte Par-Ker die in einer Reihe angebrachten Skalen und versuchte, sich an die Stellung der Zeiger vor vier Tagen zu erinnern. Das gestaltete sich schwieriger, als er zuvor geglaubt hatte. Man würde sich Notizen machen müssen, um da überhaupt einen Unterschied erkennen zu können.
Doch hier – die merkwürdige Skala mit den beiden aufeinandergelegten Halbkugeln, die obere rot und die untere blau. Hatte der Zeiger vorher nicht immer im blauen Bereich tief unten gestanden?
Par-Ker versuchte verzweifelt, sich gerade an diese Skala zu erinnern, die ihm wegen der ausgefallenen Ausführung schon damals aufgefallen war.
Stimmt! Der als heller Punkt getarnte Zeiger stand immer fast auf dem Halbrund der unteren, blauen Kugel.
Und nun war er in die Höhe geklettert! Daran bestand plötzlich kein Zweifel mehr. Unveränderlich und völlig reglos stand der Punkt nun fast in der Mitte der blauen Halbkugel. Im Verlauf der folgenden Tage würde er weiter steigen und sich der blau-roten Grenzlinie nähern.
Wenn er nur wüßte, was diese Skala bedeuten sollte!
Er hatte das unbestimmte Gefühl, es wissen zu müssen, oder es aber zumindest gewußt zu haben. Seit jenem Tage, da Len-Der seine Manipulationen vorgenommen hatte und der Energieschwund erfolgte, schien alles wie verschwommen und in unerreichbare Tiefen versunken.
Was aber war vorher gewesen?
Unwillig über sich selbst schüttelte er den Kopf.
Wenn er auch die Bedeutung der Apparaturen nicht erriet, so stand immerhin doch fest, daß eine Veränderung erfolgt war. Das Umlegen des roten Hebels bewirkte den weiteren Verlauf eines gestoppten Prozesses.
Nie zuvor hatte die rote Tür drohender gewirkt als in diesem Augenblick, aber Par-Ker überwand seine Scheu und trat näher. Ein wenig zögernd legte er seine rechte Hand gegen die glatte Metallfläche.
Eisige Kälte durchströmte ihn.
Es war, als dränge diese Kälte durch das Metall und käme aus dem Raum, der sich innerhalb der undurchdringlichen Hülle befand.
Seine Vermutungen bestätigten sich also doch …?
Mit einem Ruck wandte er sich plötzlich ab und schritt den Weg zurück, den er gekommen war. Nun, da er Gewißheit zu haben glaubte, wollte er nicht länger zögern, mit Ra-Kles darüber zu sprechen.
Die anderen mußten unterrichtet werden.
Man durfte dem kommenden Ereignis nicht unvorbereitet gegenüberstehen.
Ra-Kles betrachtete forschend die Gesichter der in seiner Wohnung versammelten Männer.
Har-Con bemühte sich, möglichst ausdruckslos vor sich hinzuschauen und so zu tun, als könne ihn kaum noch etwas überraschen. Par-Ker dagegen unterdrückte nur mit Mühe seine Erregung und schien es kaum abwarten zu können, seinen Freunden die ungeheuerliche Nachricht mitteilen zu können. Hen-Dra und Ger-Ma hingegen waren ahnungslos und nahmen sicherlich an, es handle sich um eine routinemäßige Besprechung.
Der unterschiedliche Ausdruck auf den völlig identischen Gesichtern wirkte irgendwie grotesk, aber er ließ sich nicht verleugnen. Für die Unsterblichen wurde selbst die geringste Abweichung der Farbe im Antlitz des anderen zu einem Unterscheidungsmerkmal,
Weitere Kostenlose Bücher