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Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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»Vergiß nicht, Kleiner: Auch das ist nur ein Märchen. Mancher Heimatforscher hat das Gemäuer seit Jahren durchsucht, von unten bis oben, von hinten bis vorn, bei Tag und bei Nacht.«
    »Und keiner hat was von diesem – diesem Ritter Marmozan bemerkt?« fragte Prosper.
    »Keiner. Vor vielen Jahren war sogar eine Küstenstation in Roche Clermont untergebracht«, fügte Herr Bertrand hinzu. »Allerdings war da das Schloß noch nicht so überwuchert. Nun, die Wachen, die dort wohnten, begegneten dem Ritter nie. Trotzdem – die Einwohner von Marac meiden das Schloß. Sie sind abergläubisch.«
    Micha war neugierig genug, sich nach dem Schrottplatz zu erkundigen. Ach will sehen, wie Herr Duval aus kaputten Autos Schrottritter macht!« verlangte er.
    Tati hatte keine Lust, an Sagen, Schrott und Schweißgeräte zu denken. Es war auch ohne Schweißgeräte heiß genug. Sie wollte an den Strand. Auch die Älteren hatten jetzt nichts anderes im Sinn, und so vergaß Micha vorübergehend den Ritter Marmozan.
    Niemand ahnte, daß sie ihm bald begegnen sollten, aber nicht nur einer Rüstung aus Autoblech – sondern dem lebendigen Ritter von Roche Clermont.
    Es war, wie Micha befürchtet hatte: Am Strand sah es tatsächlich so aus, als fände man wegen des Gedränges nur Stehplätze.
    »Seit wann liegt das Meer in der Luft?« spottete Prosper. »Die Leute gucken alle in die Höhe, als schwärmen die Fische in den Wolken!«
    Ein donnerndes Brausen verschluckte seine Worte. Loulous verängstigtes Winseln war nicht mehr zu hören. Und nun bemerkten die fünf, was das Publikum so fesselte:
    Über der See, parallel zur Küste, schoß eine Flugzeugstaffel dahin. Doch sie verfolgte offensichtlich kein Ziel. In dauernd wechselnden, staunenswerten Formationen – wie an der Schnur gezogen – blieb sie stets in Sichtweite. Einmal bildete sie ein rundum sausendes, senkrechtes Rad über dem Wasser, dann wieder ein waagerechtes Karussell.
    Bevor man dazu kam, die tollen Flugfiguren richtig zu betrachten, lösten sie sich auch schon wieder auf und überraschten mit einer blitzschnellen Umgruppierung. Sie formierten sich Tragfläche an Tragfläche zu einer Reihe und kamen wie ein »fallender Vorhang« herabgestürzt. Schreckensrufe erklangen.
    Micha quietschte vor Entsetzen. »Ist das ein Luftkampf?« kreischte er. Die Flugzeuge waren im Augenblick hoch in der Luft, das Dröhnen wurde schwächer. So hörte man Henris Antwort: »Luftkampf? Quatsch! Hast du nicht gesehen, daß das ein fabelhafter Ringelpiez war? Das ist die Kunstflugstaffel der französischen Luftwaffe!«
    »Jetzt weiß ich!« Gérard patschte sich an die Stirn. »Die macht hier Zirkus zur Unterhaltung der Fremden!«
    »Natürlich!« rief Prosper. »Jedes Flugzeug hat an Rumpf und Tragflächen die Farben der Trikolore, aber in Zebrastreifen! Das ist die Kunstflugstaffel der Aérobats.«
    »Ach so«, sagte Tati. »Ich kenne allerdings nur die britischen Flugakrobaten, die Red Arrows; diese roten Pfeile habe ich vor zwei Jahren in England gesehen. Das sind wohl die berühmtesten.«
    »Stimmt«, bestätigte Prosper, »aber die Aérobats sind auch nicht zu verachten.«
    »Alles nichts gegen Raketen!« rief Micha aufgeregt.
    »Alles nichts gegen Professor Charivaris Raumschiffe, die in der Luft, im Weltraum und im tiefen Meer ...«
    Henri hielt ihm rasch den Mund zu. »Bist du blöde?«
    Doch plötzlich imponierte auch ihm die tolle Vorführung der Aérobats nicht mehr; er wußte: Micha hatte recht. Was war das alles hier – im Vergleich mit einem Flug im Raumschiff Monitor?
    »Freunde«, sagte er, »versuchen wir da irgendwo am Rand einen Platz zu finden. Ich will wenigstens mal kurz ins Wasser gehen!«
    Das war den anderen recht; sogar Loulou tapste in den letzten, seichten Ausläufern der Brandung umher, dort, wo die Muschelschalen lagen.
    Bald aber erinnerte sich Micha wieder an den Ritter Marmozan. Er wollte unbedingt die Werkstatt des Meisters sehen, der aus Autoblech Rüstungen machte. Die Geschichte vorn Ritter Marmozan spukte ihm buchstäblich im Kopf herum. Er hoffte wohl, in der Werkstatt einen gefahrlosen Abglanz des Grauens zu finden – und in dem Rüstungsmacher fast so etwas wie ein gutmütiges Gespenst. Doch Meister Duval war ein moderner junger Mann, und sein Arbeitsplatz war ein eher trostloses Gelände am Ortsrand. Hier häuften sich Autos aller Typen und Marken so, wie sie in der Umgebung liegengeblieben oder aus der Ferne herangeschafft worden waren. Ober

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