Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
dem Zauntor hing ein Schild mit der Aufschrift: »Kaufe Autowracks zu Höchstpreisen! L. Duval, Kunstversand.«
»Kunstversand!« las Tati laut lachend vor. »Das Zeug aus zurechtgehämmertem Autoblech versendet er wohl auch noch ins Ausland?!«
Der junge Duval bestätigte das kurz darauf: »Ich kriege Bestellungen aus aller Welt«, behauptete er,
»Da, aus diesem Kotflügel hämmere ich ein Visier. Der Helm stammt aus zusammengeschweißten Stücken einer Kofferraumklappe, der Brustpanzer aus einem Stück Bus-Seitenteil!«
Die Gefährten bestaunten die fertigen, grausilber lackierten oder angespritzten lebensgroßen Rüstungen.
»Glauben Sie an den Ritter Marm ... Marm ... ?« fragte Micha, der sich trotz seiner Neugier den Namen noch immer nicht richtig gemerkt hatte.
»Marmozan auf Schloß Roche Clermont!« Meister Duval lachte und fuchtelte mit seinem Hammer herum. »Wenn ich die Rüstungen verkaufe, muß ich wohl daran glauben«, sagte er. »Ich muß wenigstens daran glauben, daß an der Sage etwas Wahres ist, oder?«
»Na ja«, meinte Prosper und grinste dabei, als sie sich verabschiedet hatten. »Das ist eben Herrn Duvals Art, mit dem Müllproblem fertig zu werden. Ganz natürlich! Immerhin besser, als wenn der Schrott auf Wiesen oder an Waldrändern herumliegt!«
»So, Micha, bist du nun beruhigt?« fragte Tati.
»Ach wäre erst beruhigt, wenn ich wüßte, wo der Professor ist«, jammerte Micha. »Daß wir ihn nie wiedersehen sollen, ist zum Heulen! Auch, daß wir nichts von Superhirn wissen!«
»Meinst du, uns gefällt das?« brummte Gérard. »Guck dir die Gesichter von Henri und Prosper an!«
Tati warf dem älteren Bruder einen prüfenden Blick zu.
»Hm«, murmelte Henri, »wir hatten uns für gestern beim Bauern Dix verabredet. Superhirn ist nicht nur klug, er ist gewöhnlich fast noch pünktlicher als eine elektronische Armbanduhr! Ich denke, wir werden wenigstens einen Brief von ihm kriegen.«
Sie gingen noch einmal durchs Campinglager; sie wollten sich jetzt ihren Zeltplatz zeigen lassen, um ihre Sachen dann vom Bauern Dix zu holen.
»Ihr habt euch doch vorhin nach Schloß Roche Clermont erkundigt – und nach dem Ritter Marmozan?« fragte Herr Bertrand.
»Jaja«, bestätigte Tati. »Aber wir haben das Blechzeug inzwischen gesehen, aus dem Herr Duval seine Figuren macht. Wenn ich mir´s recht überlege, ist gegen dieses unedle Material nichts zu sagen. Sogar der berühmte Picasso hat für seinen Büffelkopf eine alte Fahrradlenkstange als Hörner verwendet.«
Jedenfalls ist dieser Ritter Marmozan eher etwas zum Lachen«, kam Gérard auf das Thema zurück,
»Hm ...« Herr Bertrand rückte an seiner Baskenmütze. Vielleicht seht ihr das bald ganz anders!«
meinte er. »Aber jetzt lauft zum Bauern Dix!«
Der Bauer Dix wartete schon an der Gartenhecke.
»Tja«, empfing er die Gruppe, »mit dem Zelten, fürchte ich, wird es diesmal nichts – weder im HochMoor noch im Campinglager!«
»Aber«, rief Tati, »Sie haben doch gesagt ...«
»Hatte ich«, unterbrach der Bauer mit Grabesstimme. »Das gilt nicht mehr! Auch in meinem Haus werdet ihr nicht bleiben!«
»Wa-wa-was haben wir denn getan?« rief Prosper. »Die Po-polizei will uns doch nicht etwa wegschicken?«
»Weshalb auch?« keuchte Gérard trotzig: »Das wäre ja noch schöner!«
Standhaft erklärte Henri: »Ein gegebenes Wort gilt! Auch für Sie und Herrn Bertrand!«
»Daß wir Ihnen im Haus zuviel Arbeit machen würden, begreife ich«, mischte sich Tati ein. »Ebenso, daß uns das Hochmoor versperrt ist. Aber Sie hatten uns dafür versprochen, daß wir auf Bertrands Campingplatz zelten könnten!«
»Ich weiß das alles, ebenso wie Herr Bertrand«, brummte der Bauer. »Doch inzwischen hat ein anderer ein Machtwort gesprochen, einer, dem wir beide schlecht widerstehen können.«
»Etwa – etwa der Ritter Marmozan?« hauchte Micha entsetzt.
Einen Augenblick war Herr Dix ganz offensichtlich verblüfft. Dann sagte er gedehnt: »Wenn du mich so fragst, Micha – dann ja.«
Er holte seine Tabakspfeife aus der Tasche und schob sie zwischen die Zähne. »Der Ritter Marmozan erwartet euch auf Schloß Roche Clermont!« murmelte er.
Die fünf erstarrten.
Endlich, nach ein paar Sekunden, lachte Tati. Doch es klang ziemlich verkrampft. »Der Herr Ritter erweist uns die Ehre einer Einladung?« spottete sie. »Das Gespenst von Roche Clermont? Womöglich sollen wir die Ferien über bei ihm wohnen?«
»Du hast mich richtig
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