Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
eine Treppe nicht Stufe für Stufe hinaufgehen, sondern an einer Stelle ganz flink drei oder vier Stufen überspringen. Schlechter Vergleich, aber mir fällt kein besserer ein!«
»Du meinst ...«, Prosper räusperte sich, »du meinst, wir sind womöglich Lichtjahre weit von der Erde entfernt? Meteor hat unsere Instrumente zerstört und uns trügerische Bilder auf den Himmelsvisor und die Sichtschirme gefunkt, die nun wie Fernsehtestbilder unentwegt draufbleiben?«
»So ähnlich«, murmelte Henri. »Komisch nur«, fuhr er nachdenklich fort, »daß die Außensichtschirme jetzt Dunkelheit anzeigen. Der Professor hat mir befohlen, die Länge der Dunkelheit an unseren Uhren zu messen. Ich soll ihm auch den Sternenhimmel beschreiben, den ich auf dem Himmelsvisor sehe. Vor allem sollen wir warten, bis Superhirn wieder völlig wach und gesund ist.«
Schon am Morgen war Superhirn so weit, daß man alles mit ihm besprechen konnte. Er fühlte sich noch ein wenig schwach, doch je mehr ihm Henri berichtete, desto schneller schien er seine Kräfte zurückzugewinnen.
»Ich spreche sofort mit dem Professor«, entschied er, wobei er die Verbindung über den Telepathor meinte. Der Professor war ja immer noch nicht in seiner Bodenstation.
»Alle Bordaggregate abstellen!« befahl er danach. »Wir müssen prüfen, ob sich die Instrumente festgerannt haben. – Nein, sie reagieren! Aggregate wieder anstellen! Henri, gib mir die Werte!«
Und Superhirn teilte dem Professor mit: »Außendruck am Innenmesser abgelesen: 760 Millimeter Quecksilbersäule, Prüfanalysator zeigt Zusammensetzung der Außenluft, etwa 21 Prozent Sauerstoff, 78 Prozent Stickstoff und unbedeutende Beimischungen. Fallbeschleunigung des fremden Planeten: 9,81 Meter pro Sekunde im Quadrat. Man müßte hier ohne Raumanzug aussteigen können!«
Professor Charivari befahl dagegen, Monitor nur im Raumanzug zu verlassen. Henri, Prosper und Gérard sollten im Luftkissenauto einige Runden um das gelandete Schiff unternehmen. Während die drei sich eilig umkleideten, probierte Superhirn die Stichworttafel aus. Anscheinend hatte das Ab-und Wiederanstellen der Aggregate den Schaden behoben – die Maschinenstimme meldete sich wieder.
Tati und Micha waren schrecklich enttäuscht, daß sie die abenteuerliche Autofahrt auf dem fremden Stern nicht mitmachen konnten, besonders als die begeisterten Schreie der Erkunder im Bordlautsprecher zu hören waren.
»Kinder!« erklang Henris jubelnde Stimme, »Das ist ein Wolkenritt! Herrlich liegt Monitor da auf der Felsplatte in der Morgensonne. Und die Schneespitzen der Berge funkeln im Licht!«
»Wir haben die Schutzhelme abgenommen!« hörten sie Gérard. »Eine köstliche Luft – viel besser als auf der Erde!«
»Kann ich bestätigen!« drang Prospers Schrei ins geschlossene Innere des parkenden Raumschiffs.
»Seid ihr verrückt!« wollte Superhirn schon nach draußen rufen, doch dann schwieg er und blickte auf die Befehlsplatte. »Hm – am Himmel sehe ich Wolkenformationen. Quellwolken, Höhenwolken – hm. Die Berichte der drei von draußen, die Werte der Instrumente und das, was hier sichtbar ist – alles stimmt miteinander überein. Ich werde die Außentüren öffnen, und wir werden ein paar Schritte vor unser Haus treten!«
»Heija, hurra!« schrie Micha.
Wuff, wuff! bellte der Pudel Loulou, als habe er verstanden, daß er seinen Spaziergang heute nicht im Laderaum, sondern im Freien machen dürfe.
Über die Backbord-Seitentreppe verließen Superhirn, Tati und Micha mit dem Hund den Monitor. In einiger Entfernung sahen sie das Luftkissenauto mit den drei Erkundern dicht über dem Boden hin und her flitzen.
»Aaahhh!«
Tati sog die frische Luft gierig ein. »Viel köstlicher als auf der Erde! Wahrhaftig, hier ist von Umweltverschmutzung noch nichts zu merken!«
Laut bellend hopste der Zwergpudel davon.
Superhirn sah sich prüfend um. »Wir müssen Gesteinsproben sammeln. Ich muß mit einem senkrechten Stab und der Schattenbewegung – im Vergleich mit unseren Uhren herausfinden, wie schnell sich dieser Planet dreht. Mit Winkelmessungen kann ich auch noch sehr viel mehr feststellen.«
In diesem Augenblick kam der Pudel zurück. Er war kurz hinter einem Felsen verschwunden gewesen.
»Was bringt er denn da im Maul?« Tati kniff die Augen zusammen. Loulou bellte freudig, als er Micha seinen Fund vor die Füße legte.
Superhirn bückte sich rasch und hob das rote, stockähnliche Bruchstück auf. Es war eine Art Ring
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