Raumzeit - Provokation der Schoepfung
größten wissenschaftlichen Revolution in der menschlichen Geschichte.
Wie Michio Kaku im »New Scientist« feststellt: »Es ist ein historischer Übergang vom passiven Beobachter zum aktiven Choreographen, von einem Zeitalter der Entdeckung zum Zeitalter der Beherrschung.« Diese Feststellung von Kaku ist nach meinem Geschmack zu optimistisch und zu euphorisch, denn die globalen Veränderungen durch den Fortschritt von Technologie und Wissenschaft bringen Konsequenzen mit sich, die für Gesellschaft und Umwelt nicht unbedingt nur vorteilhaft sind. Sein Artikel trägt auch den Titel: »Are you ready to play God?« (Sind Sie bereit Gott zu spielen?)
Die großen Teilchenbeschleuniger LHC in Genf, die HERA-Maschine am Hamburger DESY und der TEVATRON-Beschleuniger des US-Labors bei Chicago dringen immer tiefer in die Welt der Materie ein, um den möglichen Beginn der Schöpfung zu erfassen, wenn es denn einen gegeben hat.
»Die Erfolge der Elementarteilchenphysik machen es jedoch klar, dass es erstaunlich ist, wie viel wir von unserer Welt begreifen können. Auch scheint es so zu sein, dass wir bei den kleinsten Teilen der Materie letztlich auf mathematische Formeln stoßen, so, wie es von dem griechischen Philosophen Plato vorausgesehen wurde. Wissenschaft, Philosophie und Ästhetik werden auf diese Weise zusammengeführt«, stellt der renommierte deutsche Physiker Harald Fritzsch in seinem Buch »Elementarteilchen« fest.
Der Physiker Max Tegmark vom Massachusetts Institute of Technology meint gar, wir existieren in einem mathematischen Universum und die sogenannte Wirklichkeit sei eine mathematische Struktur. Eine Theorie von Allem (Theory of Everything – TOE) würde dann rein abstrakt und mathematisch sein.
Ist in den Facetten der Wirklichkeit Raum für einen Schöpfer, einen allmächtigen Gott, der den Urknall als Beginn aller Dinge ausgelöst hat? Ich muss gestehen, dass mich das Urknallszenario nicht überzeugen kann. Es ist eine der Modellvorstellungen, die nur auf den ersten Blick bestechen und der Religion ins Konzept passen. Denn Anfang bedeutet zugleich Schöpfung. Für mich hat das Universum keinen Anfang und keine Grenzen. Stephen Hawking schreibt in seinem Buch »Eine kurze Geschichte der Zeit«: »Wir müssen uns den Urknall als die Entsprechung eines Punktes auf der Oberfläche der Kugel am Nordpol vorstellen. Ein winziger Kreis, den wir um diesen Punkt ziehen (ein Breitengrad), entspricht dann der Größe des Raumes, den das Universum einnimmt. Im Laufe der Zeit müssen wir uns die Breitengrade in immer größerer Entfernung zum Nordpol denken: Sie werden größer und zeigen, dass das Universum expandiert und nähern sich allmählich dem Äquator. Von diesem aus in Richtung Südpol werden die Breitengrade wieder kleiner und repräsentieren dann das Universum, das jetzt mit Verstreichen der Zeit wieder schrumpft, bis es ganz verschwindet.«
Nach dieser Modellvorstellung gab es im Urknall keine Vergangenheit, und die Zeit existierte aufgrund der Geometrie der gekrümmten RaumZeit in der Zukunft. Die RaumZeit, Materie und Energie wären hier vollständig in sich abgeschlossen. Für den Atheisten Hawking gibt es keinen Platz für einen Schöpfer in einem in sich selbst völlig abgeschlossenen Universum.
Ich dagegen bin von einem kontraktierenden und expandierenden Universum überzeugt, ohne Anfang und ohne Ende. Die RaumZeit mit ihrer Gravitation ist aus meiner Sicht ein energetisches Phänomen, das als Informationsfeld die Ursache für das Sein ist. Materie entsteht durch die komprimierte Raum-Zeit-Energie. Auch diese Sicht ist eine Facette der Wirklichkeit.
Wie alles Übrige ist die Frage nach einer höheren Schöpfungsinstanz eine andere Facette der Wirklichkeit, ein Resultat des menschlichen Zwischenhirns und der rechten Hirnhemisphäre.
Der amerikanische Physiknobelpreisträger Robert Laughlin (geb. 1950) von der kalifornischen Stanford-Universität verwehrt sich gegen den reduktionistischen Traum einer Theorie von Allem (TOE). Er ist der Ansicht, dass wir auf der Suche nach einer Weltformel an ihre Grenzen gekommen sind.
Ausschlaggebend für ihn zu einem tieferen Verständnis des Seins ist das Prinzip der Emergenz und die Selbstorganisation der Natur. Der Begriff »Emergenz« bezeichnet das Auftauchen vorher nicht vorhandener Eigenschaften. Durch die Mischung und das Zusammenspiel unterschiedlicher Bestandteile und Qualitäten entstehen durch Integration oder Zerfall neue Qualitäten,
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