Raumzeit - Provokation der Schoepfung
unser Gehirnpotenzial. Im Verlauf der letzten 50 Jahre musste die Auffassung über die Struktur unseres Gehirns stark revidiert werden, da es sich komplexer herausstellte, als die Neurologen zunächst angenommen hatten. Wenn der Mensch das menschliche Gehirn untersucht, demonstriert er schon allein durch diese Handlung, was ihn von den anderen Lebewesen auf dieser Erde unterscheidet. Denn hier wird das Hirn sozusagen vom Hirn erforscht. Das Gehirn wandelt auf den Spuren des Gehirns.
Im Grunde genommen hat der Mensch nicht nur ein Gehirn, sondern deren vier, die normalerweise in relativer Harmonie zusammenwirken, wenn sie sich auch in ihrer Struktur, Biochemie und Funktionsweise voneinander unterscheiden. Jeder dieser Gehirnabschnitte – Stammhirn, Kleinhirn, Zwischenhirn und Großhirn – zeigt auf der Evolutionsleiter eine höhere Sprosse an. Wie alle unsere Organe hat sich auch unser Gehirn im Verlauf von Jahrmillionen entwickelt. Mit wachsender Vielschichtigkeit hat es auch sein informationsverarbeitendes Potenzial ständig erweitert.
In seinem Aufbau spiegeln sich daher sämtliche Entwicklungsphasen wider, die es durchlaufen hat. Aus einem kleinen, vorn platzierten Riechhirn ist schließlich unser Großhirn entstanden. Zwei kleine, degenerierte Läppchen sind das Überbleibsel dieses ursprünglichen Riechhirns. Davon ausgehend haben sich zwei größere Lappen gebildet, die als sogenannte Großhirnlappen das gesamte übrige Gehirn bedecken.
In der Entwicklung der Arten erhielt das Großhirn durch die allmähliche Verschiebung der Evolutionsbedingungen eine immer größere Bedeutung. Alle Lebewesen, denen es bis heute gelungen ist, zu überleben, haben sich jeder neuen Umweltbedingung auf eine ihnen eigene Art angepasst. Je höher sich Lebewesen entwickelten, umso vielschichtiger wurden ihre Reaktionen auf die jeweils zu meisternden Situationen. Verglichen mit der Evolution der Tierwelt, die sich über viele Millionen Jahre erstreckt hat, sind die Charakteristika, die uns zum Menschen stempeln, nur wenige Millionen Jahre alt.
Die Basis der wesentlichen Strukturen unseres Körpers beruht jedoch größtenteils auf den urtümlichen Lebensformen. Der Mensch hat zum Beispiel einen bilateralen symmetrischen Aufbau. In anderen Worten, seine Glieder und Organe treten meistens in Paaren auf: zwei Beine, zwei Füße mit je fünf Zehen, sowie zwei Arme, zwei Hände mit jeweils fünf Fingern, zwei Augen, zwei Ohren, zwei Lungenflügel, zwei Gehirnhemisphären …
In der Evolution des Lebens hat sich der Schritt erstmals vor 500 Millionen Jahren bei Meerestieren vollzogen. Unser entlang der Wirbelsäule gelagertes Zentralnervensystem, dessen wichtigster Teil im Schädel verborgen liegt, begann sich bereits vor mehr als 600 Millionen Jahren bei primitiven Fischen zu entwickeln.
Vor etwa 225 Millionen Jahren konnten sich bestimmte Reptilien schon auf zwei Beinen fortbewegen. Die Schweißdrüsen, durch die der Mensch heute seine Körpertemperatur – unabhängig von Witterungseinflüssen – automatisch regulieren kann, entstanden beim Säugetier wahrscheinlich vor etwa 200 Millionen Jahren. Selbst unser stereoskopisches Sehvermögen dürfte mindestens 50 Millionen Jahre alt sein.
Wenn wir die Evolutionsgeschichte des Lebens auf ein Jahr komprimieren und im Zeitraffertempo vor unserem geistigen Auge ablaufen lassen, dann erleben wir die Einzeller am ersten Januar. Ihnen folgen die ersten mehrzelligen Organismen nicht vor Ende April. Die Entwicklung der ältesten Fische beziehungsweise der ersten Wirbeltiere vollzieht sich Ende Mai. Im August kriechen die ersten Amphibien an Land, und etwa Mitte September erscheinen die ersten Reptilien. Oktober und November bleiben den Dinosauriern vorbehalten, obwohl im November schon die ersten Säugetiere auftauchen. Ihnen folgen im Dezember die Vorfahren der Tier- und Menschenaffen.
Am 31. Dezember, um die Mittagszeit, sind die ersten Vorläufer des Menschen in der afrikanischen Savanne anzutreffen. Und etwa eine Stunde vor Mitternacht, am letzten Tag des Jahres, sind die ersten Menschen mit der Herstellung von Werkzeugen beschäftigt, die sie aus Stein zu hauen versuchen.
In den letzten 15 Minuten des Jahres sind die Menschen dabei, die ersten primitiven Anfänge des Ackerbaus zu entwickeln. Die ersten komplexen menschlichen Kulturen im Zweistromland, in Südostasien und Ägypten entstanden eine Minute vor Mitternacht.
Aber der größte Teil aller intellektuellen und
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