Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Titel: Raumzeit - Provokation der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes von Buttlar
Vom Netzwerk:
beiden in Ruhe, sondern Sonne und Erde bewegen sich in elliptischen Bahnen um ihr gemeinsames Gravitationszentrum.«
    »Sie meinen also, dass aus dem Gesetz der Aktion gleich Reaktion folgt«, sagt Kraft und hält Newton auffordernd sein leeres Portglas hin. »Das bedeutet, dass jeder Planet beides gleichzeitig ist, das Zentrum einer Anziehungskraft und zugleich ein angezogener Körper.«
    »Richtig«, sagt Newton. »Ein Planet zieht nicht nur die Sonne an, sondern auch jeden anderen Planeten, und er wird selbst nicht nur von der Sonne angezogen, sondern auch von allen anderen Planeten.« Er füllt das Glas von Herrn Kraft erneut und sagt leise, als spräche er zu sich selbst: »Wenn eine Kraft auf einen Gegenstand einwirkt, so erzeugt sie eine der Masse proportionale Beschleunigung. Auch die Größe der auf einen Gegenstand einwirkenden Schwerkraft ist der Masse dieses Gegenstandes proportional.«
    »Also heben sich die Massen gegenseitig auf«, bestätigt Kraft zufrieden. »Und alle Gegenstände fallen mit gleicher Geschwindigkeit. Was, mein lieber Newton, passiert aber, wenn der Raum sich dreht, also rotiert? Denn, wenn ich Sie richtig verstehe, ist für Sie der Raum eine Art Gefäß, ein Behälter.«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht und habe mir ein Beispiel vorgestellt: Nehmen wir zu diesem Zweck einen Eimer, der mit Wasser gefüllt ist, und verdrehen das Seil, an dem er hängt, bis es nicht mehr weitergeht, und lassen los. Was passiert dann?« Newton schaut die drei herausfordernd an.
    »Gut, der Eimer beginnt zu rotieren«, sagt die Frau Zeit.
    »Und das Wasser im Eimer bleibt zunächst einmal unverändert glatt und ruhig«, ergänzt Newton.
    »Aber dann rotiert doch der Eimer immer schneller und schneller«, stellt Herr Raum fest.
    »Richtig«, sagt Newton. »Und die Bewegungsenergie wird immer mehr auf das Wasser im Eimer übertragen, sodass es ebenfalls zu rotieren beginnt und an der Oberfläche eine konkave Gestalt annimmt.«
    »Das heißt, an den Rändern höher und in der Mitte tiefer.« Kraft nimmt einen kräftigen Schluck und lächelt amüsiert.
    »Sie werden aber feststellen, dass, wenn der Eimer in seiner Drehung zum Stillstand kommt, das Wasser mit seiner konkaven Oberfläche noch einige Momente weiter rotiert.« Herr Raum sieht Newton mit einem provozierenden Blick an. »Die Frage ist doch, die Sie beantworten müssen, warum nimmt die Wasseroberfläche diese Form an?«
    »Offensichtlich liegt anfänglich eine relative Bewegung zwischen dem Eimer und dem Wasserinhalt vor, weil das Wasser noch in Ruhe verharrt«, überlegt Frau Zeit laut.
    »Und dann, später, wenn das Wasser anfängt zu rotieren, besteht keine relative Bewegung zwischen Eimer und Wasser mehr. Die Wasseroberfläche ist dann konkav«, sagt Herr Raum. »Wenn aber der Eimer in seiner Drehung zum Stillstand kommt und der Inhalt in seiner konkaven Form noch eine Weile rotiert, kann die relative Bewegung die Oberflächenform nicht erklären. Dann nehmen wir doch mal, anstatt Ihres Eimers, den Weltraum – und stellen uns weiter vor, er sei vollkommen leer, ohne Sterne, Planeten, Sonne und Erde, nichts, was als Bewegungspunkt für die Rotation des Raums dienen könnte. Was nun, Isaak Newton?«
    »Der Raum selbst ist für mich ein relatives Bewegungssystem, in dem alle Bewegung stattfindet. Auch wenn wir ihn mit unseren Sinnesorganen nicht erfassen können, ist er für mich absolut. Wenn ein Gegenstand beschleunigt, beschleunigt er in Bezug auf den absoluten Raum. Wenn ich noch auf den Eimer zu sprechen kommen darf«, erläutert Newton. »Am Anfang rotiert der Eimer in Bezug auf den absoluten Raum, wobei das Wasser jedoch mit Bezug auf den absoluten Raum …«
    »… glatt und ruhig bleibt«, fällt Herr Kraft ein.
    »Wenn das Wasser die Bewegung des Eimers übernimmt«, führt Newton ungeduldig weiter aus, »rotiert es in Bezug auf den absoluten Raum, und die Oberfläche wird konkav. Es ist der Raum selbst, der das Bezugssystem präsentiert, das die Bewegung definiert. Ganz allgemein gesprochen: Die wahren Bewegungen der einzelnen Objekte zu erkennen und zu unterscheiden, ist deshalb so schwer, weil die Teile jenes unbeweglichen Raumes, in denen sich die Objekte bewegen, nicht sinnlich erkannt werden können.«
    »Ich muss gestehen, dass Ihre Definition vom absoluten Raum mich keineswegs befriedigt. Das ist mir zu vage, und vor allem wird nicht deutlich, um was es sich beim Raum handelt«, sagt Herr Raum und steht auf. »Es ist

Weitere Kostenlose Bücher