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Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Titel: Raumzeit - Provokation der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes von Buttlar
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keine Gedanken, die dem menschlichen Verstand sofort einleuchten, denn Newton benutzt ja Begriffe, die nicht als Erfahrung aufgezeigt werden können, stellt Mach zu Recht fest. Oder, was meinst du, Albert?« Der Rumäne Solovine blickt Einstein fragend an.
    »Über Newtons absoluten Raum und absolute Zeit kann man ja kaum etwas aussagen. Insofern gebe ich Mach recht.«
    »Mach vertritt ja auch die Ansicht, dass die Newton’schen Gesetze in verständlichen Begriffen neu geschrieben werden müssten«, mischt sich Habicht ein.
    Albert Einstein geht kurz zu seinem Schreibtisch, um ein Schriftstück zu holen, und sagt: »Mach will ja auch das Trägheitsgesetz ›relativ zum absoluten Raum‹ durch die Formulierung ›relativ zu den Fixsternen‹ ersetzt haben.« Einstein setzt sich wieder. »Ich habe hier eine Arbeit von Mach, seine ›Mechanik‹. Ich würde euch gerne eine interessante Passage vorlesen: ›Statt nun einen bewegten Körper auf den Raum zu beziehen, wollen wir direkt sein Verhalten zu den Körpern des Weltraums betrachten, durch welches jenes Koordinatensystem allein bestimmt werden kann. Voneinander sehr entfernte Körper, welche in Bezug auf andere ferne festliegende Körper sich mit konstanter Richtung und Geschwindigkeit bewegen, ändern ihre gegenseitige Entfernung der Zeit proportional. Die eben angestellten Betrachtungen zeigen, dass wir nicht nötig haben, das Trägheitsgesetz auf einen besonderen absoluten Raum zu beziehen. Vielmehr erkennen wir, dass sowohl jene Massen, welche nach der gewöhnlichen Ausdruckweise Kräfte aufeinander ausüben, als auch jene, welche keine ausüben, zueinander in gleichartigen Beschleunigungsbeziehungen stehen, und zwar kann man alle Massen als untereinander in Beziehung bestehend betrachten. Auch ich erwarte, dass astronomische Beobachtungen zunächst nur sehr unscheinbare Korrekturen notwendig machen werden, so halte ich es doch für möglich, dass der Trägheitssatz in seiner einfachen Newton’schen Form für uns Menschen nur örtliche und zeitliche Bedeutung hat.‹«
    »Das bedeutet: In einem leeren Universum existieren Begriffe wie Bewegung oder Beschleunigung nicht, weil keine Orientierungspunkte zum Vergleichen existieren«, überlegt Habicht.
    »Genau«, fällt Solovine temperamentvoll ein. »Auch Newtons rotierender Eimer ist hier nicht mehr relevant, denn die Rotation in einem leeren Universum hebt Newtons absoluten Raum auf.«
    »Richtig, denn ohne andere Materie oder irgendwelche Vergleichsmaßstäbe kann Beschleunigung, so Mach, nicht erfahren werden«, sagt Einstein bedächtig. »Wir kommen hier zu einem Punkt, wo alle Perspektiven des Raums und der Bewegung gleichberechtigt nebeneinander gelten. Damit ist nur relative Bewegung und relative Beschleunigung von Bedeutung. Und unser Bezugssystem ist die verteilte Materie im Universum, also die Atome, die Sterne, die Planeten und auch wir Menschen. Wobei die relative Beobachtung und die relative Empfindung ausschlaggebend sind.«
    »Ich habe doch recht, wenn ich Mach richtig verstehe«, mischt sich Mileva behutsam ein, »sind für ihn in seinen erkenntnistheoretischen Überlegungen Naturerkenntnisse nur durch Erfahrung über Sinneseindrücke oder Messdaten zu erreichen.«
    »Ich glaube, dass Ernst Mach von dem irischen Gelehrten Bischof George Berkeley beeinflusst ist«, unterbricht Habicht.
    »Denn der hat ja auch schon im 17. Jahrhundert festgestellt, Bewegung sei immer relativ und müsse stets im Verhältnis zu etwas anderem gemessen werden. Da der absolute Raum ja nicht wahrgenommen werden kann, eignet er sich auch nicht als Bezugspunkt.«
    »So ist es«, bestätigt Solovine. »Wenn alles im Universum zerstört werden würde und nur eine Kugel übrigbliebe …«
    »… dann«, ergänzt Einstein, »kann man sich eine Bewegung dieser Kugel nicht mehr vorstellen. Es wäre sinnlos. Selbst wenn zwei vollständig glatte Kugeln einander umkreisen, lässt sich diese Bewegung nicht messen. Doch wenn wir voraussetzten, plötzlich würde der Himmel mit Fixsternen erschaffen, wären wir in der Lage, uns die Bewegungen dieser Kugeln im Verhältnis zu den verschiedenen Teilen des Universums vorzustellen. Wir kommen hier zur Crux der ganzen Geschichte: Wie sieht die Welt für Beobachter aus, die sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten bewegen? Was passiert mit dem Begriff ›Gleichzeitigkeit‹ von Ereignissen, die verschiedene Beobachteter von unterschiedlichen Standorten wahrnehmen? Wie sieht das Universum

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