Raumzeit - Provokation der Schoepfung
umkehrt. Denn die Ringsingularität ist von einem inneren Ereignishorizont umgeben, den der äußere Ereignishorizont umschließt. Umhüllt wird das Ganze von der mitgeschleppten RaumZeit-Schale, der sogenannten Ergosphäre.
Hier ergibt sich eine weitere Möglichkeit der Zeitreise durch die Passage zwischen den Horizonten. Wem das noch nicht kompliziert genug ist, präsentieren Berechnungen eine weitere faszinierende Konsequenz. Würde unser Chrononaut durch die Ringsingularität tauchen, jedoch dann in seiner Nähe bleiben und in einer entsprechenden Bahn um den Mittelpunkt des Schwarzen Lochs kreisen, befände er sich auf einer Reise in die Vergangenheit. Er könnte den Ankunftsort erreichen, bevor er abgereist ist.
In meinem 1982 erschienenen Buch »Die Einstein-Rosen-Brücke« habe ich bereits mit dem Gedanken gespielt, ob Schwarze Löcher mit ihrem inneren Ereignishorizont einer hochentwickelten Raumfahrtzivilisation die Möglichkeit böten, über die Einstein-Rosen-Brücke ohne Zeitverlust interstellare oder auch intergalaktische Reisen durchzuführen.
»Voraussetzung dazu wäre allerdings, dass sich ein in der Kreisbahn um den Schwarzschildradius befindliches Raumschiff auf die Rotationsgeschwindigkeit des Schwarzen Lochs ausrichtet, um dann unbeschädigt in seine Öffnung eintauchen zu können.«
Bei einem Schwarzen Loch von zehn Sonnenmassen wäre die Rotationsgeschwindigkeit enorm. Möglicherweise 180 000 Kilometer pro Sekunde. Die Raumschifftechnologie müsste geradezu fantastisch weit entwickelt sein, um diese Bedingungen zu bewältigen. Würde ein Raumschiff mit dieser Situation fertig werden, würde es dann über die Einstein-Rosen-Brücke durch einen RaumZeit-Sprung an einer anderen Stelle im Universum aus dem Ausgangstor, dem Weißen Loch, in der normalen RaumZeit zum Vorschein kommen.
Allerdings ist bisher nicht geklärt, ob diese rotierenden Zeitreisetunnel zu anderen Paralleluniversen beziehungsweise »Baby-Universen« führen, oder ob sie in einer U-förmigen, durch die enorme Schwerkraft verursachten Biegung tatsächlich wieder zu andern Regionen unseres Heimatuniversums leiten.
Selbstverständlich würde die Navigation durch diese Transitwege eine entscheidende Herausforderung bedeuten. Schon in den Sechzigerjahren hat sich der Plasmaphysiker Martin Kruskal, ein Kollege von John Wheeler, in Princeton mit dieser Problematik auseinandergesetzt. In einer Reihe von Gleichungen erarbeitete Kruskal ein Koordinatensystem, mit dem er die Struktur eines Schwarzen Lochs beschreiben konnte. Zumindest entstand somit eine theoretische Basis zur Nutzung der Einstein- Rosen-Brücke.
Die Kruskal’sche Metrik beziehungsweise seine Diagramme haben zum besseren Verständnis Schwarzer Löcher beigetragen. Der bedeutende Oxford-Mathematiker Roger Penrose hat inzwischen die Kruskal’schen RaumZeit-Diagramme durch geometrische Darstellungen noch verbessert, und diese sind inzwischen als Penrose-Diagramme bekannt.
Aber um eine Zeitreise durchzuführen, wäre es nicht einmal nötig, in ein Schwarzes Loch einzutauchen. Es würde schon reichen, wenn sich unser Raumschiff in der Nähe des Ereignishorizonts aufhalten würde. Bei einem geeigneten Orbit am Rande des Ereignishorizontes würde die Reisedauer für die Besatzung nur einige Stunden dauern, während draußen im Universum der ebenen RaumZeit Tausende von Jahren vergangen sind.
Für unsere Chrononauten käme das einem gigantischen Zeitsprung in die Zukunft in nur wenigen Stunden gleich.
Der 1942 in Oxford geborene Cambridge-Theoretiker und Kosmologe Stephen William Hawking, der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden durch sein Buch »Eine kurze Geschiehte der Zeit«, verbindet in seinen Überlegungen Gravitation, Quantenmechanik und Thermodynamik.
An einem trüben Novemberabend, kurz vor dem Zubettgehen, was bei ihm kein einfacher Prozess ist, da er durch seine neuromuskuläre Erkrankung schon sehr früh an den Rollstuhl gefesselt wurde, kam er zu der verblüffenden Überzeugung, dass bestimmte Schwarze Löcher Partikel abstrahlen und sogar verdampfen können. Diese Strahlung wird inzwischen als »Hawking-Strahlung« bezeichnet.
Schwarze Minilöcher stellen für ihn ein Bindeglied zwischen den Gesetzmäßigkeiten dar, die Makro- und Mikrokosmos bestimmen. Damit unterläge die Gravitation auch den Gesetzen der Quantenmechanik. Die Quantengravitation ließe sich demzufolge als Wechselwirkung der Wellikel einordnen.
Die RaumZeit spielt für Hawking bei
Weitere Kostenlose Bücher